Pläne für Bahnausbau in Seligenstadt: In 20 Minuten zum Frankfurter Flughafen

Mit der S-Bahn von Seligenstadt direkt zum Flughafen - dieser Vision von Generationen wollen Seligenstadts Bürgermeister Dr. Daniell Bastian und der Landtagsabgeordnete René Rock zu einer Realisierungschance verhelfen.
Seligenstadt – Weder beim Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) noch beim Planungsverband Frankfurt gebe es grundsätzliche Einwände gegen eine Südstrecke bis in den Ostkreis hinein, verkündeten die beiden FDP-Politiker gestern nach einem Fachgespräch im Rathaus. Die Idee sei nicht neu, in Jahrzehnten vielfach aufgebracht und wieder verworfen worden, räumten Bastian und Rock ein. Nun aber sieht der Chef der liberalen Landtagsfraktion gleich mehrere Sterne günstig stehen. So stehe voraussichtlich nächstes Jahr der östliche Endpunkt des Frankfurter Bahntunnels fest, erläuterte Rock. Die neuen Möglichkeiten, die sich im regionalen Nahverkehr dann auftun, müsse Seligenstadt entschlossen nutzen und sich mit der Idee einer Südtangente zügig ins Gespräch bringen.
Denn eines steht für den Freidemokraten, der auch der Regionalversammlung angehört und seine Heimatstadt beim Planungsverband vertritt, auf jeden Fall fest: Mit der eingleisigen Odenwaldbahn über Hanau allein bleibe Seligenstadt mit seinen Nachbarn - übrigens als kreisweit einzige Region - vom rasant wachsenden Mobilitätsfortschritt im Ballungsraum abgehängt.
S-Bahn könnte für Seligenstadt das Tor nach Frankfurt weit öffnen
Wirklich helfen würden den hiesigen Pendlern nach Rocks Überzeugung nicht einmal eine zusätzliche Fahrspur auf der morgens chronisch überlasteten A 3. Die S-Bahn dagegen stoße, wie im Frankfurter Umland überall zu sehen, das Tor zur Metropole weit auf. An ihrer Idee, die sie gestern Vormittag unter anderem mit Planungsverbandsdirektor Thomas Horn, der Ersten Kreisbeigeordneten Claudia Jäger sowie Vertretern des RMV, der Stadt Offenbach und der IHK diskutierten, gefällt den beiden Liberalen besonders der ökonomische Ansatz: Um die Seligenstädter auf der Schiene binnen 20 Minuten bis zum Flughafen zu bringen, müssten nach ihrem Plan nur sechs bis sieben Kilometer Gleise neu gebaut werden - eben im Ostkreis. Ab Weiskirchen verlaufe die angedachte Südtangente vollständig auf bestehender Infrastruktur. In Frankfurt bleibe die Route südlich des Mains wegen der Realisierungschancen: Brücken und Tunnel seien komplett überlastet, Neubauten eine Illusion.
Über mögliche Kosten hat sich die Gesprächsrunde laut Bastian noch nicht unterhalten, zum - hypothetischen - Zeithorizont gibt es laut Rock bislang nur eine vage Schätzung vom RMV: 15 Jahre, bis die Bagger rollen können. Den möglichen Streckenverlauf ab Weiskirchen, wo die Trasse an die S1 anschließt, haben der Rathauschef und der Abgeordnete freilich schon im Blick. Über das einzige erforderliche Brückenbauwerk würden die neuen Gleise die B 45 queren, dann an der Raststätte vorbei auf der Nordseite der Autobahn nach Froschhausen verlaufen und dort die Gewerbegebiete Sandborn und Reitpfad mit einem Haltepunkt anbinden. Dort an der A 3 tun sich für Rock dann auch Chancen für ein neues Gewerbegebiet auf, in bester Lage dann auch für Weltfirmen interessant.
Bahnstrecke von Seligenstadt nach Babenhausen idealerweise zweigleisig ausbauen
Weiter ginge es dann durch die Feldflur zum neuen Kernstadt-Wohngebiet Westring mit einer weiteren Haltestelle, danach würde die S-Bahn auf die Schienen der Odenwaldbahn einschwenken und weiter nach Zellhausen fahren. Dieser Teil der Bahnstrecke wäre nach den Vorstellungen Rocks zweigleisig auszubauen - idealerweise bis Babenhausen mit sehr gutem Bahnanschluss nach Aschaffenburg.
Gute Argumente für die Ostkreis-S-Bahn gibt es aus Sicht von Daniell Bastian reichlich - angefangen vom Stauproblem auf der A3 über Klima- und Umweltschutz bis hin zu neuen Fahrgastpotenzialen für den RMV. Über 30 000 potenzielle Nutzer böten Seligenstadt und Mainhausen, Hainburg mit seinen 18 000 Einwohnern liege immerhin nahe. Damit werben Bastian und Rock unter anderem beim Kreis Offenbach, wo eine Südtangente bislang „nur bis Weiskirchen gedacht“ werde. Abweichende Wünsche haben demnach auch die Offenbacher, die eine Trasse auf der früheren Hauptbahnhof-Strecke lieber sähen als auf der S1. „Darüber lässt sich reden“, meint René Rock, für Details sei noch Zeit - auch, um „an irgendeiner Stelle nein zu sagen“, betont Bastian. „Hauptsache, wir sind erstmal dabei“. (Von Oliver Klemt)