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Psychotherapeutin Marion Sehr gründet Bündnis gegen Depression Seligenstadt

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Von: Yvonne Fitzenberger

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Das Bündnis gegen Depression Seligenstadt hat neben Henni Nachtsheim auch Bürgermeister Daniell Bastian als Schirmherr gewinnen können. Vorsitzende Marion Sehr (rechts) stellte die Vereinsarbeit der Stadt vor.
Das Bündnis gegen Depression Seligenstadt hat neben Henni Nachtsheim auch Bürgermeister Daniell Bastian als Schirmherr gewinnen können. Vorsitzende Marion Sehr (rechts) stellte die Vereinsarbeit der Stadt vor. © Hampe

In Seligenstadt hat sich ein neuer Verein gegründet: das Bündnis gegen Depression Seligenstadt. Vorsitzende Marion Sehr will dadurch von Depressionen Betroffenen im Kreis helfen, deren Angehörigen unterstützen und die Öffentlichkeit sensibilisieren.

Ostkreis – Die Erkrankung „Depression“ wird bis heute in der Öffentlichkeit wenig wahrgenommen und oft missverstanden, heißt es in der Broschüre des neu gegründeten Bündnisses. In dieser steckt bereits reichlich Arbeit, berichtet Marion Sehr. Die Diplom-Psychologin ist Gründerin und Vorsitzende des Vereins „Bündnis gegen Depression Seligenstadt“, das Teil des Dachverbands Stiftung Deutsche Depressionshilfe ist.

Nicht nur die Broschüre kostet viel Zeit: „Das ist wie ein zweiter Vollzeitjob“, berichtet sie. Denn der Verein steckt noch in den Kinderschuhen. Mit einem Stand heute, Samstag, und morgen, Sonntag, auf dem Seligenstädter Adventsmarkt will die Vorsitzende zusammen mit Mitgliedern und einem der Schirmherren, Henni Nachtsheim, Werbung für ihre Arbeit und den Verein machen.

Zahlen und Fakten

Rund fünf Millionen Menschen in Deutschland leiden zurzeit an Depressionen. Dabei wird die Erkrankung doppelt so häufig bei Frauen wie Männern diagnostiziert. Laut des Deutschland-Barometers Depression 2019 – im Auftrag der Stiftung Deutsche Depressionshilfe – werden Depressionen vor allem als Reaktion auf Schicksalsschläge, Stress, Konflikten und Einsamkeit verstanden. Dabei spielen auch biologische Prozesse eine – unterschätzte – Rolle.

Durch die Pandemie stieg die Zahl der an Depression erkrankten Menschen und war zugleich Auslöser für depressive Episoden bei bereits Erkrankten – laut Barometer

44 Prozent. Diese Studie besagt auch, dass 59 Prozent der Deutschen den ersten Lockdown, sogar 71 Prozent den zweiten Lockdown als belastend empfanden. Als Nachwirkung einer Corona-Erkrankung gelten auch depressive Episoden.

Sie sucht bewusst den Kontakt nach außen, denn das Verstehen und Verständnis für depressive Menschen ist wichtig, „Die Patienten empfinden Scham, wenn sie über ihre Erkrankung sprechen“, erläutert die Psychotherapeutin. Depressionen sind nach außen hin nicht sichtbar, haben zudem viele Gesichter. Auf den Arbeitskollegen könne man gesund wirken. Das resultiert aus der Angst des Patienten, nicht ernst genommen zu werden oder als schwach gesehen zu werden.

„Das wird durch Reaktionen anderer oder auch durch Leistungsdruck verstärkt“, fügt Sehr an. Oft brauchen Patienten bis zu 20 Monate, bevor sie den Schritt wagen, in Behandlung zu gehen. Das sei, so Sehr, viel zu spät. Denn je früher eine Depression erkannt wird, desto besser ist sie zu behandeln. „Es ist eine Krankheit, wie jede andere.“

Auf der Agenda des Bündnisses steht auch Angebote für Unternehmen zu schaffen, in denen auf jeder Ebene über die Erkrankung aufgeklärt wird. Denn: „So schafft man Verständnis am Arbeitsplatz“, sagt Sehr. Vorgesetzte wissen dann, wie sie mit Betroffenen umgehen müssen und sie einsetzen können. Für den Betroffenen bedeutet das, Sicherheit und Routine, die auch dem Arbeitgeber zugutekommen.

Ein weiterer Schwerpunkt sei die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Bereits bei ihnen beginnt die Stigmatisierung, geprägt durch die mangelhafte Aufklärung bei Eltern und Lehrern. Auch hier möchte Sehr mit ihrem Verein ansetzen: Mit Projekten wie Theaterstücken oder Projektwochen sollen Kinder und Jugendliche lernen, an wen sie sich wenden können und wo es sichere Orte gibt. Dadurch entstehe eine „Generation, die aufgeklärt und offener ist.“

Wer sich für die Arbeit des Bündnis gegen Depression interessiert, sich mit Betroffenen austauschen möchte oder Ideen und Denkanstöße hat, trifft den Verein heute und morgen auf dem Seligenstädter Weihnachtsmarkt an. Am morgigen Sonntag signiert Schirmherr Henni Nachtsheim – ebenfalls aktiv im Frankfurter Bündnis – von 15 bis 16 Uhr sein Buch „Adlerträger“, das in Zusammenarbeit mit Michael Apitz entstanden ist.

Die Hälfte des Verkaufserlös kommt dem Seligenstädter Bündnis zugute. (Von Yvonne Fitzenberger)

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