Rekordinvestition ins Seligenstädter Hochspannungsnetz

Der Ausbau des Hochspannungsnetzes für Stadt und Kreis Offenbach macht Fortschritte: Mit der Verlegung zusätzlicher Hochspannungsleitungen vom unterfränkischen Dettingen nach Seligenstadt schafft die Energieversorgung Offenbach (EVO) die Voraussetzungen für die dringend notwendige Kapazitätserhöhung des Stromnetzes.
Ostkreis – „Bis zum Jahr 2031 wollen wir die Kapazität unseres gesamten Netzes mehr als verdoppeln. Mit der neuen Stromtrasse unter dem Main werden wir einen ersten großen Schritt dafür machen“, sagte EVO-Technikvorstand Günther Weiß bei der Besichtigung der Baustelle am Seligenstädter Mainufer.
Über den Stand des Projekts informierten sich Landtagsvize Frank Lortz und die Bürgermeister Daniell Bastian (Seligenstadt), Alexander Böhn (Hainburg) und Frank Simon (Mainhausen). Ihnen berichtete Weiß, dass bereits seit 2019 zahlreiche Vorarbeiten für die Netzertüchtigung laufen. Wie berichtet, wird aktuell auch das Umspannwerk Seligenstadt umfassend modernisiert. Von dort aus werden auch die Nachbarorte Hainburg und Mainhausen sicher mit elektrischer Energie versorgt.
Nach Angaben der EVO wird in den kommenden Wochen eine 1,6 Kilometer lange Trasse von der Umspannanlage in Dettingen hin zum Seligenstädter Umspannwerk gebaut. In der Trasse werden insgesamt drei 110-kV-Starkstromkabel verlegt und zwei bestehende Leitungen erneuert. Spektakulär dürfte dabei die sogenannte Unterdükerung des Mains werden: Ein riesiger Spülbohrer gräbt sich auf einer Länge von 230 Metern unter der Mainsohle von der hessischen zur bayerischen Mainseite durch; die tiefste Stelle beträgt dabei rund 17 Meter. Diese Tiefbauarbeiten sollen bis Ende Januar 2023 abgeschlossen sein und kosten nach Unternehmensangaben rund 2,5 Millionen Euro. In dem etwa 70 bis 90 Zentimeter großen Bohrtunnel finden anschließend die Starkstromkabel Platz, deren Verlegung mit der Inbetriebnahme bis Dezember 2023 abgeschlossen sein wird.
„Weil die Nachfrage nach Energie seit Jahren kontinuierlich wächst, muss das gesamte Hochspannungsnetz in der boomenden Region verstärkt werden. Der Ausbau ist ein unverzichtbarer Faktor für die Prosperität in der Region. Er leistet zugleich einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz und zur Energiewende in unserer Region“, urteilte Frank Lortz.
Seligenstadts Bürgermeister Daniell Bastian verdeutlicht die Notwendigkeit des Ausbaus am Beispiel seiner Stadt. Diese freue sich seit langer Zeit über eine stetig wachsende Bürgerschaft, darunter seien auch viele junge Familien. „Mit steigender Einwohnerzahl wächst auch der Energiebedarf, der sicher, zuverlässig und klimafreundlich bereitgestellt werden muss. Mit der EVO und ihrem Netzausbau haben wir dafür den richtigen Partner an unserer Seite“, kommentiert Bastian den Auftakt der Bauarbeiten am Mainufer.

„Unsere Region wächst erfreulich – in Wirtschaft und Bevölkerung. Deshalb muss jetzt die Infrastruktur mitwachsen. Das eine geht nicht ohne das andere“, sagte Hainburgs Bürgermeister Alexander Böhn. Er begrüßte es zudem, dass der Ausbau durch die EVO im Wesentlichen entlang der bestehenden Trassen erfolgt: „Das ist gut für uns – und gut für die Umwelt.“
Für Mainhausens Bürgermeister Frank Simon ist ein starker Energieversorger notwendig, der sich mit seinem Standort identifiziert, die Leistungsfähigkeit der Stromnetze genau kennt und bereit ist, Millionensummen wie für das Hochspannungsnetz zu investieren, um die Versorgungssicherheit für die Bürger sowie für Industrie und Gewerbe bei steigendem Bedarf zu gewährleisten. Auf die EVO sei Verlass, urteilte Simon, der in dem Hochspannungsnetz das Rückgrat der Stromversorgung in der Region sieht.
Insgesamt beläuft sich die Investitionssumme für die Ertüchtigung des Hochspannungsnetzes in der Region auf mehr als 250 Millionen Euro. Laut dem EVO-Vorstandsvorsitzenden Christoph Meier handelt es sich dabei um das größte Projekt in der 175-jährigen Firmengeschichte der EVO.
Damit soll die Umspannleistung deutlich gesteigert werden, wozu auch die Leitungen entlang der insgesamt 120 Kilometer langen Trassen verstärkt werden müssen. Nicht zuletzt werden die technischen Anlagen der Umspannwerke erneuert; in Offenbach entsteht mit dem UW Waldheim zudem ein neues Umspannwerk. Von all diesen Investitionen werden rund 500 000 Menschen und 34 000 Unternehmen in der Region profitieren. (Von Michael Hofmann)