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Renu Mayer aus Mainhausen haucht einem alten Handwerk neues Leben ein

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Von: Yvonne Fitzenberger

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Renu Mayer hält gekämmte Wolle und fertiges Garn in den Händen
Renu Mayer spinnt: Aus selbst hergestellten Garn fertigt sie Schals, Pullunder und Mützen an. © Yvonne Fitzenberger

Renu Mayer spinnt – und zwar mit der Hand. Denn die 44-Jährige übt ein inzwischen selten gewordenes Handwerk aus: Mit einer Handspindel fertigt sie aus Schafwolle ihr eigenes Garn an.

Mainhausen – Renu Mayer sitzt bei sonnigem Wetter gerne am Mainufer. Dort zieht sie immer wieder Blicke auf sich. Denn die zweifache Mutter nutzt jede Gelegenheit, um ihrem Hobby nachzugehen: dem Spinnen mit der Handspindel. „Die Leute interessieren sich sehr dafür, was ich mache“, sagt Mayer. Sie berichtet, wie Passanten ihr immer wieder Fragen stellen, die sie dann auch gerne beantwortet – und manchmal wollen die Zuschauer dann auch selbst Hand anlegen.

Die Handarbeit wurde Mayer in die Wiege gelegt. Von ihrer Urgroßmutter lernte sie das Stricken, dem sie auch heute noch nachgeht. Als junge Erwachsene fragte sie sich, was eigentlich aus dem Handwerk des Spinnens geworden sei und woher das Garn stammt, das sie zum Stricken verwendet. „Ich sprach mit einem Schäfer“, erinnert sich Mayer. Dieser berichtete, dass er seine Wolle wegwerfen müsse – die Industrie verwende aus Kostengründen importierte Ware aus Australien.

Nach Recherche über die Zucht und Haltung der australischen Merinoschafe, beschloss Mayer die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Ganz nach dem Motto „aus Fehlern lernt man“ versuchte sich die junge Frau selbst daran, aus Wolle, die sie von lokalen Schäfern bezieht, Garn herzustellen.

Fünf bis sechs Tage benötigt Mayer bis aus der Wolle ein fertiger Knäuel Garn geworden ist. Dafür muss sie das entsprechende Material in mehreren Schritten bearbeiten: Zunächst muss die Wolle von Schmutz und Unreinheiten befreit werden, gerade zum Färben muss sie fettfrei sein. Nun setzt sich Mayer daran, die Wolle vor dem Kämmen auseinander zu zupfen. „Das mache ich gerne vor dem Fernseher“, sagt sie. Und dann wird gesponnen. Das Haus verlasse sie nie ohne Wolle und Handspindel, berichtet sie. Dadurch hat sie schon einige Bekanntschaften gemacht. Gerade auf Handwerks- und Mittelaltermärkten trifft sie viele, die ebenfalls an Handarbeit interessiert sind.

Ist die Wolle gesponnen, geht es daran, aus den einzelnen Fäden Garn zu machen. Dabei werden zwei Stränge miteinander verzwirbelt. „Man kann auch mehr Stränge nehmen“, sagt Mayer, man müsse nur kreativ werden, wie man diese dann hält. Nachdem das Garn sich einen Tag „entspannt“ hat, wird es noch einmal gewaschen, bevor es zu einem fertigen Knäuel aufgerollt wird.

Wer das Handwerk erlernen möchte, kann sich noch bei der VHS Seligenstadt zu einem Kurs anmelden.

Ebenfalls ein interessantes Hobby üben zwei Offenbacher aus: Sie schneidern Game-of-Thrones-Kostüme selbst nach.

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