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Ehrenbürger Franz Boeres: Ein echtes Multitalent

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Norbert Gassel stellt sein 266-seitiges Boeres-Buch mit zahlreichen Abbildungen vor.
Norbert Gassel stellt sein 266-seitiges Boeres-Buch mit zahlreichen Abbildungen vor. © Hackendahl

Seligenstadt Ehrenbürger Franz Boeres feiert seinen 150. Geburtstag. Aus diesem Anlass wurde nun eine Ausstellung eröffnet und ein Buch über das Multitalent vorgestellt.

Seligenstadt – Er war ein echtes Multitalent, der Seligenstädter Ehrenbürger Franz Boeres (1872-1956). Zu seinem 150. Geburtstag wurde am Montag eine Sonderausstellung mit einer Vielzahl an Werken seiner künstlerischen Schaffenskraft feierlich eröffnet. Die sehenswerte Werkschau des vielseitigen Künstlers, der einen Großteil seines Lebens in Stuttgart verbrachte, ist bis zum 16. Oktober im Winterrefektorium des Regio-Museums im ehemaligen Benediktinerkloster zu sehen.

Im Verlauf der Vernissage präsentierte Dr. Norbert Gassel, Vorsitzender des Vereins zur Förderung des Regio-Museums, ein von ihm verfasstes 266-seitiges, großformatiges Buch zum Leben und künstlerischen Wirken von Franz Boeres. Auf vielen Seiten mit Zeichnungen und Motiven ist das umfangreiche Schaffen des Künstlers, der als Bildhauer, Designer, Zeichner, Maler und Schriftsteller tätig war, aufgearbeitet.

Sonderausstellung in Seligenstadt über Franz Boeres

„Die Sonderausstellung soll zeigen, welche Breite das Werk von Franz Boeres umfasst. Vieles ist durch den Krieg zerstört worden und für immer verloren, doch es gibt viele plastische Werke, die noch erhalten sind“, erläuterte Gassel in seiner Ansprache vor geladenen Gästen. Franz Boeres, der an seinem 75. Geburtstag zum Ehrenbürger der Stadt Seligenstadt ernannt und nach dem in der Einhardstadt auch eine Straße benannt ist, starb verarmt. Durch die Währungsreform wurde er um sein Vermögen gebracht, er verkaufte seine umfangreiche Gemäldesammlung Stück für Stück an die Stuttgarter Familie Bosch und wurde – nachdem er seine letzten Jahre in einer schlichten Dachkammer verbrachte – 1956 auf dem Alten Seligenstädter Friedhof beigesetzt.

„Franz Boeres, der Jüngste von drei Brüdern, war leidenschaftlicher Geigenspieler und hatte in den 1930er Jahren die Seligenstadt-Hymne komponiert und auch mit einer Melodie unterlegt“, ließ Autor Gassel eben diese 1937 uraufgeführte Hymne von zwei jungen Geigerinnen vorspielen. „Franz Boeres wohl kreativste Zeit als selbstständiger Designer auf fast allen Gebieten kunstgewerblicher Produktion fiel in den Zeitraum von etwa 1900 bis in die Anfangsjahre des Ersten Weltkriegs.“

Silbernes Teeservice der Firma Bruckmann, Entwurf Franz Boeres, Stuttgarter Landesmuseum. Repro: hackendahl
Silbernes Teeservice der Firma Bruckmann, Entwurf Franz Boeres, Stuttgarter Landesmuseum. Repro: hackendahl © Hackendahl (Repro)

Franz Boeres designte das Robert-Bosch-Haus in Stuttgart

So designte Boeres das Robert Bosch-Haus in Stuttgart sowie zwei Villen in Tübingen, die der Großindustrielle Robert Bosch für seine Töchter bauen und von Boeres unter anderem bildhauerisch verzieren ließ. Eine Reihe von Fotografien dokumentieren in der Ausstellung diese bauplastischen Werke, zudem ist in der Sonderausstellung ein großer Anteil an Zeichnungen des Multitalents zu sehen.

„Franz Boeres hat kurz vor seinem Tod den größten Teil seines künstlerischen Schaffens seiner Geburtsstadt Seligenstadt vermacht. Es ist wichtig, dieses Erbe zu bewahren und ihm die Ehre des Erinnerns zuteil werden zu lassen“, wertschätzte Bürgermeister Daniell Bastian in seiner Eröffnungsrede den bekannten Sohn der Stadt.

Seligenstadt will Andenken an Franz Boeres für Zukunft bewahren

Das Ziel, Boeres Andenken auch für zukünftige Generationen zu bewahren, hat sich der Regio-Museum-Förderverein gesetzt und begonnen, die Bestände digital zu erfassen. Rund 6 000 Objekte befinden sich als Leihgabe im Museum, darunter zahlreiche Design-Entwürfe und Zeichnungen. Zu Boeres bekanntesten Entwürfen zählen der Kronleuchter für die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin und die Innenausstattung der Villa des Großindustriellen Bosch in Stuttgart. Musikalisch untermalt wurde die Vernissage vom Violinenduo Pia Ewald und Chiara Kaiser.

Zu besichtigen ist die Sonderausstellung samstags, sonntags und feiertags von 11 bis 17 Uhr. Kostenfreie Führungen finden sonntags um 15 Uhr statt. Das Buch „Franz Boeres - Bildhauer, Designer, Zeichner, Maler und Schriftsteller“ von Norbert Gassel ist im Museum und in der Tourist-Info der Stadt Seligenstadt für 28 Euro erhältlich. (Von Holger Hackendahl)

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