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Seligenstadts Privatbrauerei besinnt sich zurück auf ihre Wurzeln

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Von: Yvonne Fitzenberger

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„Wir haben schon so viel überstanden“, sind sich Inhaber Robert Glaab (von links), Fabian Zappe (Marketing) und Julian Menner (Braumeister und Geschäftsführer) einig.
„Wir haben schon so viel überstanden“, sind sich Inhaber Robert Glaab (von links), Fabian Zappe (Marketing) und Julian Menner (Braumeister und Geschäftsführer) einig. © Fitzenberger, Yvonne

Kohlensäureknappheit, Engpässe bei grünen Glasflaschen, rapide steigende Energie- und Getreidepreise: Wir haben bei den Braumeistern der Glaabsbräu nachgefragt, wie es um sie steht.

Seligenstadt – Trotz der Coronakrise, dem Ende der Binding-Brauerei in Frankfurt und des Ukrainekriegs zeigt sich Glaabsbräu-Inhaber Robert Glaab zuversichtlich. „Wir haben unsere Hausaufgaben vorab gemacht“, sagt er. Denn trotz der unsicheren Lage und den Spuren, die die Pandemie beim Familienbetrieb hinterlassen hat, sieht Glaab sein Unternehmen gut aufgestellt.

Das Unternehmen ging bereits mit dem Umbau 2015 auf Kurswechsel: „Die Brauerei hat über 200 Jahre lang ökologisch gebraut“, erläutert Robert Glaab. Daher stand die Neuausrichtung ganz unter dem Motto „Back to the roots“ (dt. „zurück zu den Wurzeln“), um eine CO₂-neutrale Herstellung zu ermöglichen. So wird beispielsweise der Dampf, der während der Produktion entsteht, dazu genutzt, um den Verwaltungsbau zu heizen. Eine Fotovoltaik-Anlage generiert Strom.

Seligenstadt: Für Glaabsbräu-Inhaber ist Energiewende wichtig

Die Brauerei habe ein eigenes Interesse an einer ökologischen und regionalen Produktion, so der Inhaber weiter. Für ihn sei die Energiewende wichtig, äußere Umstände wie der Ukraine-Krieg lediglich ein Brandbeschleuniger. So hat Inhaber Robert Glaab bereits vor dem Krieg mit Preissteigerungen gerechnet. Der Vorteil des Unternehmens sei, dass sie auf regionale Ressourcen und langjährige Partnerschaften setzen.

Dennoch rechneten die Seligenstädter Braumeister nicht mit den Engpässen, die nun aufgetreten sind – Kohlensäure oder auch grünes Glas sowie Lauge. „Wir hatten vieles im Blick, aber das nicht“, sagt Robert Glaab. Ein weiterer Rohstoff, der die Produktionskosten in die Höhe treibt, sei Malz. Kaum Niederschlag und die steigende Verunsicherung, die zurzeit jeden beeinflusst, lassen die Getreidepreise in die Höhe steigen, sagt Braumeister und Geschäftsführer Julian Menner.

Unerwartete Abhängigkeiten

Brauereien wie Glaabsbräu leiden noch unter ganz anderen, unerwarteten Auswirkungen der Energiekrise und des Ukraine-Kriegs. So wird beispielsweise Grünglas in der Kriegsregion hergestellt – die Lieferzeiten betragen zurzeit bis zu 18 Monaten. Zur Reinigung der Braumaschinen wird Lauge verwendet. Das ist ein Abfallprodukt der Schwimmbäder. Durch kürzere Öffnungszeiten aufgrund der gestiegenen Energiekosten fällt weniger Lauge ab. Die fehlt nun den Brauereien. Ebenfalls ein Abfallprodukt ist Kohlensäure. Die entsteht bei der Produktion von Düngemittel – welches aufgrund von fehlender Wettbewerbsfähigkeit im Ausland produziert wird. (yfi)

Eine Lösung sehen Robert Glaab und Julian Menner darin, dass die Preisakzeptanz bei den Konsumenten steigen müsse.

Glaab erläutert: „Die Bierpreise sind surreal.“ Ein kleiner Handwerksbetrieb wie Glaabsbräu könne nicht mit den niedrigen Preisen der industriellen Hersteller mithalten. Das Seligenstädter Unternehmen mit seinen 15 Mitarbeitern sei anders aufgestellt. „Das ist wie, wenn Sie McDonalds mit einem hausgemachten Burger vergleichen“, so der Inhaber. Sie seien wie „das gallische Dorf im römischen Reich“. (Yvonne Fitzenberger)

Im September 2021 wurde Braumeister Julian Menner neuer Geschäftsführer bei Gaabsbräu.

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