Pflanzen-Experte gibt Tipps für mehr Artenvielfalt im Garten

Mit den richtigen Pflanzen können auch im heimischen Garten einige Tierarten Schutz und Nahrung finden. Zum Tag des Artenschutzes erklärt ein Garten-Experte aus Seligenstadt, wie das gelingen kann.
Seligenstadt – Noch sind viele Pflanzen im Außenbereich der Gärtnerei Löwer sehr klein, oder haben noch gar nicht ausgetrieben, an manchen Tagen summt es aber bereits kräftig an den vielen Blumentischen. „Als es neulich so warm war, war hier schon viel Leben“, sagt Garten-Experte Ingo Bohl.
Wer im heimischen Garten Raum für verschiedene Tier- und Pflanzenarten bieten möchte, kann schon jetzt damit anfangen. Winterkirsche und Schneerose zum Beispiel blühen bereits. Mit den weißen, dunkelroten oder rosafarbenen Rosen wird nicht nur für Farbtupfer gesorgt, auch Hummeln gingen gerne an die großen Blüten der langlebigen und robusten Blumen, erklärt Ingo Bohl.
Bei Bienen seien zum Beispiel Gänsekresse, Iberis, Goldlack oder die lilafarbene Skabiose beliebt. Letztere könne sowohl im Staudenbeet als auch im Blumenkasten gepflanzt werden, blühe im März und April allerdings recht kurz. Für die ersten Insekten, die bereits unterwegs sind, genau das Richtige.
Seligenstädter Garten-Experte: Standort, Boden und Wasser sind entscheidend
Artenvielfalt im eigenen Garten zu fördern, ist gar nicht so schwierig. Wichtig sei aber, so Bohl, dass ein paar Grundvoraussetzungen geklärt sind: Standort, Boden und die Wasserverfügbarkeit bestimmen, welche Pflanzen am besten in den Garten passen. „Ein guter Boden und ein hoher Grundwasserspiegel eigenen sich für ganz andere Pflanzen als ein trockener Sandboden“, erklärt Ingo Bohl.
Auch der Baumbestand spiele dabei eine Rolle. Für Gärten in Neubaugebieten, in denen noch nicht viele Bäume stehen, die Schatten spenden, eigenen sich andere Pflanzen als für Gärten mit vielen Bäumen und viel Schatten.

Blühstreifen für Artenschutz im heimischen Garten
Ein bekanntes Mittel, um Artenschutz zu betreiben, sind Blühwiesen, wie sie mittlerweile häufig auf Feldern von Landwirten auftauchen. Auch im eigenen Garten kann eine solche Blühwiese zur Artenvielfalt beitragen. Passende Samenmischungen gibt es in der Gärtnerei. „Ich würde vielleicht nicht den ganzen Rasen zur Blühwiese machen, aber ein Blühstreifen kann für einen Privatgarten ideal sein“, sagt Bohl. Im März/April können der Boden für den Blühstreifen vorbereitet und die Samen ausgesät werden. Zweimal im Jahr müsse die Blühwiese abgemäht werden. „Die Frage, wo man das Heu entsorgen kann, spielt vielleicht auch in die Frage nach der Größe der Blühfläche hinein“, sagt Ingo Bohl.
Wem eine solche Blühwiese zu unordentlich wirkt, der könne stattdessen beispielsweise Staudenbeete anlegen. Sonnenhut, Mädchenauge oder Aster seien sowohl bei Bienen als auch bei Schmetterlingen begehrt.
Auch Kräuter könne man damit kombinieren, erklärt Bohl. „Damit sie auch eine schöne Farbwirkung haben, bietet es sich an, die Stauden in größeren Gruppen zu setzen. So tut man neben der Artenvielfalt auch etwas für die Sinne.“ Für Schmetterlingsraupen seien einige Staudenarten, wie die Brennnessel, besonders förderlich. Dort könne der Schmetterling seine Eier für das nächste Jahr ablegen. Weil Stauden sogenannte „Winterharte“ sind, kommen sie auch nach der ersten Blühzeit noch einmal wieder und sind damit sogar besonders nachhaltig – auch das sei heute gefragt.
Garten-Experte aus Seligenstadt: Nicht nur Insekten können profitieren
Neben Insekten können die Pflanzen im Garten auch anderen Tieren zugutekommen. Verschiedene Nistgehölze, wie Feuer- oder Schlehdorn bieten Schutz für Vögel. Wildäpfel, Hagebutten oder Haselnuss könnten Amseln, Wildtauben oder auch Eichhörnchen als Nahrungsgrundlage im Winter dienen, erklärt Bohl.
Und auch auf dem Balkon können Tiere, hauptsächlich Insekten, unterstützt werden. Während es dabei zwar einige „sterile“ Pflanzen wie Geranien gibt, an die beispielsweise Bienen nicht ranfliegen, können zum Beispiel das blaue Gänseblümchen, Nemesia, Goldzahn oder Trichterwinde Insekten anlocken, sagt Ingo Bohl. „Auch hier muss man aber darauf achten, wo der Balkon liegt und ob sich durch die Sonne die Wand aufheizt und reflektiert“, verweist Bohl wieder auf den Standort. Denn wenn die Blumen nicht blühen, ist auch den Tieren nicht geholfen. (Von Laura Oehl)