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Seligenstädter Paar fällt auf betrügerischen Schockanruf rein

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Von: Michael Hofmann

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Betrügerische Anrufe: Mit viel Geschick und Eloquenz locken Täter ihren Opfern Geld aus der Tasche.
Betrügerische Anrufe: Mit viel Geschick und Eloquenz locken Täter ihren Opfern Geld aus der Tasche. © Fitzenberger

Betrüger rufen ein Ehepaar an und behaupten, ihr Enkelkind säße nach einem Unfall bei der Polizei. Nur nach Zahlung einer Kaution in bar komme sie frei.

Seligenstadt – Wie eine Seuche breiten sich derzeit heimtückische Schockanrufe aus, mit denen vermeintliche Polizeibeamte nichts ahnende Opfer überrumpeln und ihnen gewaltige Geldsummen abschwatzen. Viele schütteln den Kopf, wenn sie von den oft unglaublichen Geschichten und von noch unglaublicheren Reaktionen völlig überforderter Opfer hören. Allein, sie bedenken nicht, welchen Stress ein solcher Telefonlügner mit seiner raffiniert ausgedachten Story auslösen kann und wie gut die eloquenten und um keine Ausrede verlegenen Anrufer die Reaktionen ihrer Opfer einschätzen und wie brutal sie deren Gutgläubigkeit und Angst um Familienmitglieder in Not ausnutzen. Wer glaubt, er sei cool und rational, auch Hiobsbotschaften könnten ihn nicht so leicht aus der Fassung bringen, sollte sich also nicht täuschen.

Drei nahezu gleich gelagerte Fälle in kurzen Zeitabständen schrecken auf, zwei spielen in Bad Homburg und Kronberg, einer in Seligenstadt.

Betrüger nutzen in Seligenstadt die gleiche Masche

Die Täter behaupten jeweils, die Tochter/Enkelin der Familie habe einen tödlichen Verkehrsunfall verursacht, befinde sich in Untersuchungshaft und könne nur gegen Zahlung einer hohen Kaution auf freien Fuß kommen. Die Beute in den beiden Taunus-Fällen summiert sich auf einen sechsstelligen Betrag, betrogen wurden eine junge Frau Anfang 20 und eine Seniorin. Im Seligenstädter Fall fragen sich die Opfer, ein älteres Ehepaar, noch heute, zwei Wochen nach dem Vorfall, wie leichtfertig sie auf die Masche hereinfallen konnten und wie gutgläubig sie die „Kaution“ aufbrachten: 35.000 Euro überreichte der Ehemann (76) schließlich in Frankfurt einer jungen Frau, die Sekunden später verschwunden ist und die er kaum beschreiben kann. „Das Geld ist fort“, sagt die Ehefrau (76) heute frustriert, hat keine Hoffnung auf ein Happy End.

Die entscheidende Szene: die ersten Momente am Telefon. Nach der Beschreibung der dramatischen Szenerie durch „Herrn Bach“ ist die hysterisch weinende und schluchzende Stimme einer jungen Frau zu hören, der vermeintlichen Enkelin. Die Panik setzt ein, das rationale Denken aus. Da sei es gar nicht möglich gewesen, eine Betrügerin zu identifizieren, sagt die Ehefrau. Auf ihre Frage, ob denn die Mutter des Mädchens, ihre Tochter, schon informiert sei, kam die Antwort: Ja, sie ist schon bei der Staatsanwaltschaft. Kontakte des Ehepaars nach außen schließen die Täter geschickt aus, indem sie fordern, dass beide unbedingt und ohne Unterbrechung an Telefon oder Handy bleiben müssen.

Seligenstadt: Täter verschwinden mit 35.000 Euro

Alles andere erledigt das Ehepaar wie in Trance, wie ferngesteuert: Keine der merkwürdig anmutenden Fragen der Unbekannten löst die Blockade („Wieviel Geld haben Sie denn zuhause?“) Da nicht genug Geld vorrätig ist, besorgt der Ehemann die große Summe bei seinem Geldinstitut. Er lässt sich auch nicht vom misstrauisch gewordenen Schalterbeamten, der Fragen stellt, von seinem Vorhaben abbringen.

Als der Ehemann mit der Kaution unterwegs ist und die Ehefrau endlich Zeit findet, über die Geschichte und diverse merkwürdige Anweisungen nachzudenken, ruft sie die Seligenstädter Polizei an. Schnell ist der Kontakt zu den Frankfurter Kollegen hergestellt. Doch zu diesem Zeitpunkt sind die 35.000 Euro bereits sichere Beute der Telefonverbrecher. (Von Michael Hofmann)

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