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Das erlebt eine Seligenstädterin als Ärztin auf den Philippinen

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Die Seligenstädter Ärztin Dr. Imke Hoppe ist mit der Organisation „German Doctors“ auf den Philippinen im Einsatz. Nun teilt sie einige Ausschnitte aus ihrem Reisetagebuch.

Luzon/Seligenstadt – Nach einer kleinteiligen, insgesamt 36-stündigen Reise bin ich im Doctors House in Abulug, unserer Zentrale ganz im Norden von Luzon, angekommen. Hier befindet sich unser Büro und das Apothekenlager, hier verbringen wir die meisten Nächte und treffen immer wieder mit dem zweiten Rolling-Clinic-Team zusammen.

Ein Team besteht aus einem Fahrer, einer Dame für die Patientenregistrierung und Bestimmung der Vitalzeichen wie Gewicht, Größe und Blutdruck, einer Mitarbeiterin für die Medikamentenausgabe, einer Übersetzerin und einem beziehungsweise einer German Doctor(a).

Unsere Behandlungsorte liegen verteilt in drei verschiedenen Gemeinden in einem Umkreis von maximal 130 Kilometern und werden alle vier Wochen aufgesucht. Aus diesem Grund übernachten wir zwischenzeitlich immer wieder unterwegs. Trotzdem verbringen wir noch viel Zeit im Auto, um die zum Teil sehr abgelegenen Ortschaften aufzusuchen.

Seligenstädter Ärztin auf den Philippinen: „Dauercamping unter extremen Wetterbedingungen“

In ihrem Tagebuch hält Imke Hoppe ihre Eindrücke fest:

Heute haben wir im nur neun Kilometer entfernten San José behandelt, dennoch waren wir über eine Schlammpiste mehr als 30 Minuten unterwegs. Die Wohnhäuser waren echte Hütten, zum Teil mit Palmwedeln gedeckt, die Grundstücke nicht gepflastert oder betoniert, sodass der Matsch bis vor die Haustür steht. Es ist mir ein Rätsel, wie die Menschen trotzdem zumeist sauber und gepflegt aussehen. Es hat etwas von Dauercamping unter extremen Wetterbedingungen.

Imke Hoppe hört ein Mädchen mit dem Stethoskop ab.
In Mehrzweck- und anderen Gebäuden behandelt Dr. Imke Hoppe die Bewohner vor Ort. © Privat

Unser Behandlungsort war wieder ein staatliches Gesundheitszentrum. Die öffentlichen Gebäude sind eigentlich immer die bestgepflegten und neuesten im Ort. Und selbst in diesem kleinen Nest gibt es eine Grundschule.

Ärztin aus Seligenstadt auf den Philippinen: Meistens Erkältungskrankheiten

Heute haben wir etwa vierzig Patienten gesehen: zumeist Erkältungskrankheiten wegen des anhaltenden und kühlen Regenwetters. Besonders waren ein sechs Monate altes Baby mit einem Herzgeräusch und eine 35-jährige Frau mit einem Knoten in der Brust. Beiden habe ich einen Ultraschall empfohlen, mal sehen, ob sie den Rat befolgen und in einem Monat mit Befund wiederkommen. Fraglich ist natürlich, ob das Ergebnis therapeutische Konsequenzen haben wird, aber das sollen die Familien dann selbst entscheiden.

Vor einem weißen Haus warten mehrere Frauen und Kinder. Zwei Mitarbeiterinnen registrieren Patientinnen für die Sprechstunde.
In der Gesundheitsstation in Pudtol registrieren zwei Mitarbeiterinnen der German Doctors (in karierten Hemden) die Patientinnen. © Privat

An einem weiteren Tag schreibt Imke Hoppe folgendes:

Mit dem heutigen Tag lassen wir die Arbeit in der Gemeinde Pudtol hinter uns und wenden uns verschiedenen Standorten um Luna zu. Die Region liegt tiefer in den Kordilleren (einem Gebirge im Norden der Philippinen, Anm. d. Red.) und ist damit insgesamt noch unzugänglicher. Es wurde vor einigen Jahren eine Straße gebaut, für mich gefühlt über bergigen Dschungel wie aus den King-Kong-Filmen, wobei mein Team über die Bezeichnung „Dschungel“ gelacht hat.

Nach circa 60 Minuten Autofahrt mussten wir vom Auto in ein schmales Holzboot umsteigen und es ging für weitere 45 Minuten von Marag in den Behandlungsort Calayucay.

„Lost Place“ - Seligenstädter Ärztin behandelt auf Philippinen an abgelegenen Orten

Für diesen Ort trifft wirklich die Bezeichnung „Lost Place“ zu, er ist nur über den Fluss erreichbar, Elektrizität ausschließlich über ein paar Solarpanele. Was ich heute überblickt habe, gehören zum unmittelbaren Ort nicht viel mehr als zehn Häuser, es gibt aber ein Basketballfeld, ein Mehrzweckgebäude, in dem wir behandelt haben, und eine Grundschule. Die Lehrer werden täglich auf Regierungskosten mit dem Boot eingefahren, soweit ich verstanden habe. (loe)

Eigentlich behandelt Dr. Imke Hoppe Nieren- und Dialysepatienten in Seligenstadt. Jetzt warten die Philippinen. Ein Gespräch über das Arztsein im Ausland, entspannte Wartezimmer, und ein Kind, das sie nicht mehr vergisst.

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