Seligenstadt: Geschäftsleute spenden lieber, statt Werbegeschenke zu kaufen

In Seligenstadt spenden zwei Geschäftsführer an gemeinnützige Organisationen im Kreis. Das Geld dafür haben sie an anderer Stelle gespart.
Seligenstadt – Der Kofferraum beider Wagen war voll mit frischen Lebensmitteln, als die beiden Seligenstädter Geschäftsleute Lisa Marie Seeger und Michael Keller zur Tafel in Heusenstamm fuhren. „Wir hatten in einem Artikel in der Offenbach-Post gelesen, wie schlecht die Situation der Tafel ist“, berichtet Keller. Er führt zusammen mit Seeger die Mietverwaltung Vinariam in Seligenstadt.
Seligenstadt: Artikel in der Offenbach-Post als Anstoß
Es war nicht das erste Mal, dass Keller und Seeger eine gemeinnützige Organisation im Kreis unterstützt haben. Vor mehr als fünf Jahren hatten die Geschäftsführer beschlossen, keine Geschenke mehr für ihre Kunden zu kaufen. Stattdessen verwenden sie das Geld, um Nötiges für verschiedene Organisationen zu besorgen.
Auch dafür war ein Artikel in der Offenbach-Post über eine örtliche Organisation ein Anstoß, sagt Seeger, die der Bericht damals sehr bewegt hatte. „Wir haben auch schon davor gespendet“, berichtet Keller, „zugunsten größerer Organisationen.“ Er sehe es, genauso wie seine Geschäftspartnerin als seine Pflicht, etwas zurück zu geben. „Wenn es mir schlecht ginge, wäre ich ebenfalls dankbar für Hilfe“, betont Keller.
Seeger und Keller unterstreichen, wie wichtig es ihnen ist, den Kontakt zu den Helfern, die hinter den Organisationen stecken, aufzubauen und zu halten. „Wir könnten auch weiterhin einfach anonym Geld spenden“, sagt Keller, aber genau das – dieses anonyme auf beiden Seiten – wollen sie nicht mehr. „Wir überweisen weiterhin Spendengelder“, so Keller weiter, darin liege aber nicht der Schwerpunkt ihrer Unterstützung.
Seligenstadt: Vor Spende recherchieren Geschäftsführer lange
Seeger investierte, nachdem der Entschluss zur örtlichen Unterstützung gefallen war, viel Zeit in Recherche – welche gemeinnützigen Organisationen gibt es im Kreis, wer ist der richtige Ansprechpartner und was wird benötigt? „Es war schwer, sich einen Überblick zu verschaffen“, sagt die Geschäftsführerin. Das sei aber durchaus verständlich – denn die ehrenamtliche Arbeit nimmt viele Stunden in Anspruch. „Da haben die wenigsten Zeit noch Öffentlichkeitsarbeit zu leisten.“
Seitdem haben sich die beiden Geschäftsführer ein kleines Netzwerk an Kontakten aufgebaut. Sie besuchen selbst die Organisationen, die sie unterstützen, machen sich ein Bild von der Arbeit, den Helfern und den Bedürftigen.
Die Eindrücke, die sie dort gewinnen, geben sie auch an ihre Kunden weiter, motivieren sie ebenfalls aktiv zu werden. „Wir geben den Organisationen ein Gesicht“, sagt Keller. Das Vertrauensverhältnis zwischen ihrem Unternehmen und ihren Kunden erleichtere es den Kunden, den Schritt zu gehen. „Unsere Kunden sagen oft: ,Wenn ihr da helft, dann muss es seriös sein´.“
Seligenstädter Geschäftsführer spenden dieses Jahr schon zum zweiten Mal
In diesem Jahr waren Keller und Seeger bereits zwei Mal unterwegs, um Spenden in Form von Lebensmitteln und anderen Bedarfsgütern zu überreichen. Dafür nutzen sie ihre Privatwagen, geben nichts ab, auf dem ihr Firmenlogo zu sehen ist. „Wir wollen nicht im Mittelpunkt stehen oder Werbung für uns machen“, betont Keller. Die Helfer, die die Spenden annehmen, wissen oft nicht, wer da vor ihnen steht. „Sie sind dankbar für jede Unterstützung“, sagt der Geschäftsführer. (Yvonne Fitzenberger)
Für seinen verstorbenen Sohn nahm ein Mann aus Seligenstadt im vergangenen Jahr am Berlin-Marathon teil - den Erlös spendete er.