Kurioser Streit zwischen Stadt und Gartenbaubetrieb: 5000 Pflanzen eingelagert

In Seligenstadt könnte sich das erste Grün auf dem Bahnhofgelände bereits entfalten – wenn nicht der Streit zwischen Stadt und Gartenbaubetrieb wäre.
Seligenstadt/Hainburg – Kurioser Streit zwischen Stadt Seligenstadt und einem Gartenbaubetrieb: 5000 bestellte Pflanzen und kleine Bäume für das Bahnhofsgelände sind seit drei Monaten eingelagert, weil der Betrieb wegen angeblich belastetem Boden aus der Haftung genommen werden will. Die Stadt weigert sich, und zahlt aktuell auch nicht für die Pflanzen. Beide Seiten haben Anwälte eingeschaltet.
Knospenpracht und Blattgrün könnten sich bereits zart entfalten, stattdessen korrespondieren die Anwälte. Sie sollen versuchen zu klären, was die Streitparteien - die Stadt Seligenstadt und die Klein-Krotzenburger Firma Garten- und Landschaftsbau Rohe - in diversen direkten Gesprächen nicht in Einklang bringen konnten und warum sie einen derart seltsamen Strauß ausfechten. Es geht um fast 5 000 Pflanzen, die die Stadt Seligenstadt beim Unternehmen bestellt hatte, damit die Klein-Krotzenburger Fachleute das Bahnhofsareal in Seligenstadt mit Bäumen, Sträuchern und Pflanzen ausstatten. Doch dazu kam es bislang nicht.
Seine Firma, so Wolfgang Rohe, habe zwar zu diesem Zweck die Pflanzen erworben, sei mit rund 50. 000 Euro in Vorleistung getreten, ein großer Betrag für sein Unternehmen, doch sei es bislang nicht zu verantworten gewesen, sie auch zu setzen. Schon ein Vierteljahr sei der Bestand eingelagert, sagt Rohe und verweist auf mehrere erfolglos verlaufene Termine mit Vertretern der Stadt Seligenstadt und auf die Tatsache, dass das auch nicht endlos andauern könne.
Bedenken wegen Bodenbeschaffenheit am Bahnhof Seligenstadt
Nach Rohes Worten hat seine Firma guten Grund für ihr Zögern. Sie habe bei der Bodenbeschaffenheit auf dem Bahnhofsareal Bedenken angemeldet, schließlich seien vor allem im Bereich der Gleise viele Jahre lang Spritzmittel eingesetzt worden, deren Rückstände sich noch viele Jahre im Boden fänden. Vor diesem Hintergrund befürchte er, so Rohe weiter, dass seine Firma auch nach der Abnahme für mögliche Spätschäden an den Pflanzen und Bäumen oder wenn sie gar absterben, geradestehen muss. Er fordert deshalb: „Wir wollen aus der Haftung raus“. Da hake die Sache. Denn das könne er nicht riskieren und nicht anpflanzen, und deshalb wolle die Stadt Seligenstadt andererseits auch nicht zahlen, obwohl sie die Abnahme der Pflanzen zugesichert habe.
Die Stadt Seligenstadt wiederum verweist auf ein zwischenzeitlich erstelltes Bodengutachten, aus dem hervorgehe, dass Rohes Verdacht unbegründet sei. Das Erdreich stamme aus einer Kleingartenanlage. „Die Pflanzen können also gesetzt werden“, sagt Erster Stadtrat Michael Gerheim. Außerdem: Wenn eine Abschlagsrechnung komme, mit gerechtfertigter Kostenaufstellung, werde die Stadt auch eintreten, erklärte der Stadtrat weiter.
Am Bahnhof in Seligenstadt entsteht ein neues Areal: Doch der Zug- und Baulärm ist nicht die einzige Sorge der Anwohner. Sie befürchten ein größeres Problem.
Stadt Seligenstadt „irritiert“ über derzeitige Situation
Bei Rohe und seinem Sohn Maurice überwiegt die Skepsis: Das Gutachten berücksichtige nicht die vegetationstechnischen Aspekte, auch seien die Proben nicht in ihrem Beisein genommen worden. Ihr Fazit: Viel zu spät zur Verfügung gestellt, nicht aussagekräftig. Weiterhin sei die Firma Rohe nicht über unterirdische Kabelabstände und -verläufe auf dem Bahngelände informiert worden. Da die Stadt die Ausführungspläne konstant nicht zur Verfügung gestellt habe, gehe er von Ausschreibungs- und Planungsfehlern aus, so Maurice Rohe weiter.
Die Stadt hat die Firma Rohe schon desöfteren beauftragt und war stets mit der Arbeit zufrieden, deshalb ist man im Rathaus irritiert über die derzeitige Situation und die Argumentation des Gartenbaubetriebs. Er habe den Eindruck, so Bürgermeister Daniell Bastian, „dass da Probleme gesucht werden.“
Das alles lässt nicht eben darauf schließen, dass eine Lösung nahe ist, wie Michael Gerheim noch am Donnerstag optimistisch meinte. Vorerst bleibt´s wohl dabei: Die Firma sitzt auf den Pflanzen, die Stadt auf dem Geld. (Michael Hofmann)