Tierschutzverein kommt an seine Grenzen

Immer mehr Besitzer geben ihre Tiere aus finanziellen Gründen ab. Der Tierschutzverein Seligenstadt und Umgebung stößt dadurch sowohl räumlich als auch finanziell an seine Grenzen.
Seligenstadt – Nicht nur Menschen setzen Inflation und Energiekrise zu. Auch Tiere – und damit Tierbesitzer und Tierschutzvereine – sind davon betroffen. So auch der Tierschutzverein Seligenstadt und Umgebung (TSV), der das Tierheim an der Friedrich-Ebert-Straße 29 betreibt. „Die Futterspenden sind seit Ende vergangenen Jahres extrem zurückgegangen“, berichtet die stellvertretende Leiterin des Tierheims, Nicole Fuchs. Die Spendenboxen, die in Supermärkten und Tierbedarfsgeschäften stehen, bleiben großteils leer. Vor allem Nassfutter sei Mangelware bei Spenden geworden, ergänzt Tierheimleiterin Irene Sona.
Die Gründe suchen die Vorstandsfrauen vor allem bei den erhöhten Preisen: Die Inflation macht auch vor Tiernahrung keinen Halt. Besitzer müssen für ihre eigenen Katzen und Kleintiere bereits tiefer in die Tasche greifen – eine zusätzliche Dose Nassfutter für andere Katzen bleibt dann nicht mehr übrig.
Aber nicht nur bei der Nahrung macht sich die wirtschaftliche Entwicklung bemerkbar. „Wir sind voll“, sagt Sona. Zirka 15 Katzen – darunter auch trächtige – und mehrere auf Pflegestellen warten auf ein neues Zuhause. Dazu kommen noch 17 Kleintiere, also Hasen, Kaninchen und Meerschweinchen, die großteils mit Frischem gefüttert werden.

Seligenstädter Tierheim: „Januar und Februar normalerweise die vermittlungsreichsten Monate“
„Normalerweise sind Januar und Februar die vermittlungsreichsten Monate“, sagt Fuchs. Vermittelt wurde in den vergangenen Wochen jedoch lediglich ein Kater. Die Kosten, die mit der Adoption eines Tieres verbunden sind, schrecken potenzielle Interessenten ab.
„Nach mehr als 20 Jahren wurde die Gebührenordnung für Tierärzte geändert“, sagt Sona. Dies bedeute für die Tierschützer und für Tierbesitzer deutliche Mehrkosten bei einem Arztbesuch der Vierbeiner. „Alleine die Kosten für Kastration haben sich verdoppelt“, berichtet Sona. Kosten, die gerade ältere Katzenbesitzer sich oft nicht mehr leisten können. Das Heim nehme aber nur kastrierte Tiere von Privatpersonen auf – soweit überhaupt Platz da sei, erläutert die Leiterin weiter.

Tierhalter müssen ihre Tiere wegen hoher Kosten im Seligenstädter Tierheim abgeben
Irene Sona berichtet von Tierhaltern, die aufgrund der hohen Kosten ihre Tiere abgeben wollen oder sogar müssen. Zurzeit überwiege die Nachfrage nach der Aufnahme von Tieren deutlich. „Wir erhalten auch Anfragen, ob wir Halter finanziell unterstützen, sodass sie ihr Tier nicht abgeben“, sagt Fuchs. Etwas, was der gemeinnützige Verein, der selbst auf finanzielle und Sachspenden angewiesen ist, nicht leisten kann.
Zumindest beim Thema Energiekrise konnte der TSV vorbeugen: Der Neubau des Tierheims kann auf Photovoltaik und Wärmepumpen zurückgreifen, der Altbau wurde gedämmt. „Die Räume sind auf 19 Grad geheizt“, so die Leiterinnen. Gewaschen und getrocknet, scherzt Sona, werde ausschließlich an sonnigen Tagen. (Von Yvonne Fitzenberger)
Seligenstädter Tierheim sucht Pflegestellen
Der TSV Seligenstadt und Umgebung sucht weitere Pflegestellen und Paten für ihre Schützlinge. Wer sich als Pflegestelle für Katzen anbieten möchte, sollte beachten: „Man muss bereit sein, das Tier wieder gehen zu lassen“, betont Vorsitzende Sona. Wer Kitten aufnimmt, sollte gegebenenfalls ein eigenes Zimmer für diese haben. Der Verein unterstützt die Pflegestellen bei Tierarztkosten und im Falle spezieller Ernährung. Interessierte melden sich per Mail an info@tsvseligenstadt. (yfi)