Verkehrsuntersuchung zum dritten Umgehungsabschnitt bestätigt Variante Leuschner-Straße

Die Überraschung ist ausgeblieben. Die mit Spannung erwarteten Ergebnisse der Verkehrsuntersuchung von Hessen Mobil und der Ingenieurgesellschaft Habermehl und Follmann zur Anbindung des Stadt-Nordens an den dritten Abschnitt der Seligenstädter Umgehungsstraße bestätigen die Präferenz der Behörde aus dem Jahr 2020: Die Variante Bahntrasse mit Anbindung Am Eichwald und Anbindung des Gewerbegebiets Nordring über Zeppelinstraße sowie Anbindung des Wohngebiets Niederfeld über die Wilhelm-Leuschner-Straße erreicht die größte Entlastungswirkung.
Seligenstadt – Dieser sogenannte Planfall III („Vorzugsszenario“) hat eine bessere Verlagerungswirkung als Planfall II (Variante Bahntrasse mit Anbindung Am Eichwald und Nordring-Anbindung über die Zeppelinstraße). Und er ermöglicht zudem eine Neuordnung des Ziel- und Quellverkehrs für das Wohngebiet Niederfeld, für das kaum externe Verkehre erwartet werden. Der Planfall I (Variante Bahntrasse mit Anbindung Am Eichwald) bleibt deutlich dahinter zurück.
In einer Sondersitzung des Ausschusses Umwelt, Klimaschutz, Energie und Verkehr im Riesen erläuterten Sebastian Wilhelm (Habermehl und Follmann), Projektingenieur Horst Herr und Alexander Fabbian im Beisein von Fachbereichsleiterin Sonja Ebling (alle Hessen Mobil) vor zahlreichen interessierten Bürgern die Ergebnisse von Verkehrs- und Lärmschutzuntersuchung.
Drei wesentliche Ergebnisse der Verkehrsuntersuchung lassen sich zusammenfassen:
- Ein dritter Abschnitt der Umgehung entlastet das Stadtgebiet um 2700 bis 6700 Autofahrten am Tag. Ursache ist die damit einhergehende Verlagerung des Durchgangsverkehrs durch die Nutzung der so entstehenden „Straßennetzergänzungen“. Auch die identifizierten Problembereiche (L 3121 Dudenhöfer Straße, L 2310 Frankfurter Straße, L 3065 Steinheimer Straße, L 3065 Kapellenstraße) werden in allen Planfällen deutlich entlastet.
- Jede der drei Anbindungsvarianten I, II und III am Nordring-Gewerbegebiet (Eichwald-/Zeppelinstraße/Wilhelm-Leuschner-Straße) sorgt für Entlastung, dies allerdings in aufsteigender Folge von I bis III. Der Planfall III entfaltet nochmals zusätzliche Verlagerungseffekte im Kfz-Verkehr (Neuorientierung der Quell- und Zielverkehre).
- Nach Einschätzung von Hessen-Mobil-Projektingenieur Horst Herr könnte im Sommer/Herbst 2024 mit der Planfeststellung begonnen werden. Bis dahin haben Stadt Seligenstadt (Bebauungsplanänderung Nordring II) und Hessen Mobil (Straßenbautechnische Untersuchung, Entwässerungsplanung, schalltechnische Untersuchung) einen 18-Punkte-Plan abzuarbeiten!
Gut die Hälfte der Sitzungszeit gehörte am Donnerstagabend Sebastian Wilhelm vom Büro Habermehl und Follmann, der nicht nur das Ergebnis der Verkehrsuntersuchung im Detail vorstellte, sondern seine Zuhörer auch mit der Methodik der Erhebung vertraut machte. So erfuhren Politiker und Bürger etwa, dass sich die Ingenieure bei ihrer Analyse zum Teil auf bereits vorliegende, etwa zehn Jahre alte Ergebnisse zur räumlichen Verteilung stützen, die sich kaum verändert haben. Hinzu kamen zahlreiche Verkehrserhebungen an den Knotenpunkten Dudenhöfer Straße, Frankfurter Straße/Bahnübergang, Steinheimer Straße, Kapellenstraße und Ellenseestraße. Daraus resultiert der sogenannte Analyse-Nullfall 2020 (Status quo). Schließlich wird das Modell auf das Prognosejahr 2035 hochgerechnet (Prognose-Nullfall 2035), wobei Infrastruktur (Einwohner, Arbeitsplätze) sowie die lokale Siedlungsentwicklung eingearbeitet werden.
Daraus ergeben sich diese Zahlen und die Entlastungswirkung für den favorisierten Planfall III:
- Verkehrswert Ortsumgehung: 8 100 bis 15 600 Kfz/24h; Verkehrswert Am Eichwald: 3 450 Kfz/24h; Verkehrswert Wilhelm-Leuschner-Straße: 3 250 Kfz/24h.
- Verkehrsbelastung Problembereiche: Dudenhöfer Straße minus 3 200 Kfz/24h; Frankfurter Straße minus 7 150; Steinheimer Straße minus 6 150; Kapellenstraße minus 6 100.
- Verkehrsbelastung Froschhausen, Offenbacher Landstraße plus 1 400 / Seligenstädter Straße bis plus 250. Hainstadt, Hauptstraße plus 1 850 / Offenbacher Landstraße minus 350 bis plus 350.
Beim schalltechnischen Gutachten ermittelte Alexander Fabbian vier neuralgische Stellen: Im Gebiet Pfingstweide/Spitzäcker wurden für eine Reihe von Häuser Überschreitungen der Grenzwerte von 5 bis 6 Dezibel ermittelt. Dort könnte eine Lärmschutzwand für Abhilfe sorgen. An der Berliner Straße „werden die Werte nahezu eingehalten“, sagte der Experte. Geringfügige Überschreitungen machten keine aktiven Maßnahmen erforderlich, gegebenenfalls sei an Lärmschutzfenster zu denken. Ebenfalls gering sind die Überschreitungen für drei Gebäude am Anschluss Nord. Im Bereich der Kleingärten und am Eichwaldhof werden die Wert ebenfalls knapp überschritten, dort ist von Entschädigung die Rede.
In ihrer Zusammenfassung bewertet die Ingenieurgesellschaft Habermehl und Follmann die verkehrliche Wirkung im Planfall III so: „Flächendeckende Verkehrsentlastungen im Bereich Seligenstadt. Ein großer Anteil der Entlastungen resultiert aus der Verlagerung der Durchgangsverkehre auf die Ortsumgehung. Eine Verlagerungen und Neuorientierungen von Quell- und Zielverkehren kann im Bereich Gewerbegebiet Nordring und Wohngebiet Niederfeld (Zeppelinstraße/ Friedrich-Ebert-Straße/ Wilhelm-Leuschner-Straße/ Leipziger Straße) beobachtet werden. Im Bereich der einzelnen Problembereiche sind hohe Entlastungseffekte zu erwarten.“