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Von Gemeindebroschüre bis Energieversorgung: Betrugsfälle im Ostkreis

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Von: Yvonne Fitzenberger

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Eine ältere Person telefoniert vor dunklem Hintergrund.
Viele Betrüger setzen ihre Opfer am Telefon unter Druck, zumeist mit falschen Angaben und Behauptungen. Symbo © Symbolbild: dpa

Die Gemeinde Mainhausen warnt vor einer Betrugsmasche mit einer Gemeindebroschüre. In Klein-Welzheim wurde ein Mann Opfer eines Telefonbetrugs.

Ostkreis – Betrugsmaschen sind keine Seltenheit und machen auch während der fünften Jahreszeit keine Pause. Von Anrufen mit angeblicher Gewinn-Benachrichtigung, über WhatsApp-Nachrichten wie „Mama, Papa, ich habe mein Handy verloren”, bis hin zu falschen Mitarbeitern von Netzanbietern – die Bandbreite der Betrugsmaschen ist groß und erweitert sich stetig.

So warnt die Gemeinde Mainhausen vor Betrügern, die es auf Gewerbetreibende abgesehen haben: „Auch in diesem Jahr erreichen die Verwaltung wieder vermehrt Anfragen bezüglich der Erstellung einer Gemeindebroschüre“, heißt es in einer Mitteilung der Gemeindeverwaltung. Gewerbetreibende werden demnach direkt, telefonisch oder per Fax bedrängt, damit sie eine Anzeige für die Broschüre in Auftrag geben.

„Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass die Gemeinde Mainhausen zum jetzigen Zeitpunkt keinerlei Broschüre in Auftrag gegeben hat.“ Weiter heißt es: Für die Erstellung solcher Medien werde der beauftragte Verlag von der Verwaltung autorisiert und könne sich entsprechend ausweisen.

Energieversorgung: Telefonbetrug in Klein-Welzheim

Auch Privatpersonen werden immer wieder Opfer solcher Betrüger. So wie im Fall von Karl-Heinz Riedel aus Klein-Welzheim. Er berichtet Folgendes: Am Morgen erhielt er einen Anruf. Eine Frauenstimme sagte, sie rufe im Auftrag des Bundesministeriums für Energie an. Das Unternehmen, für das sie arbeite, habe deutschlandweit den Auftrag erhalten, die Preisdeckelung der Energiekosten durchzuführen. Dafür benötige sie Informationen zum aktuellen Stromvertrag. Sie fragte Riedel nach seinem Stromanbieter, dem monatlichen Abschlag sowie der Zählernummer.

Daraufhin erhielt Riedel, während er noch mit der Frau am Telefon sprach, eine Mail. In dieser war nun die Rede von einer Kündigung seines Vertrags mit der Energieversorgung Offenbach (EVO) sowie dem Abschluss eines Neuvertrags bei dem Berliner Energieversorger „Nowenergy“. Dazu müsse er lediglich mit einem „ja“ sowie seinem Vor- und Nachnamen auf die Mail antworten.

Riedel berichtet, dass die Frau ihn am Telefon dazu gedrängt habe, auf die Mail – ohne diese vorher zu lesen – umgehend zu antworten. „Was brauchen Sie denn so lange?“, habe die mutmaßliche Betrügerin zu Riedel gesagt. Er solle doch einfach nur auf die Mail antworten. Der Betroffene beendete das Gespräch und meldete es umgehend der Polizei. Die richtige Reaktion, wie die Polizei erklärt. Der Fall von Karl-Heinz Riedel sei bereits an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet worden, sagt Polizeihauptkommissar Christopher Leidner vom Polizeipräsidium Südosthessen.

Bei Telefonbetrug: Energieversorger und Polizei informieren

„Wenn wir so etwas mitbekommen“, sagt EVO-Sprecher Harald Hofmann, „und die nötigen Unterlagen von unseren Kunden erhalten, erstatten wir selbst Anzeige.“ Hofmann berichtet, dass solche Praktiken immer wieder beim Stromanbieter registriert werden. „Es gibt leider schwarze Schafe“, sagt der Leiter der Unternehmenskommunikation des Offenbacher Energieversorgers. Er beschreibt den Betrugsanruf als einen „recht plumpen Versuch“. Glücklicherweise gebe es aber bisher keine Welle solcher Anrufe, wie Riedel ihn erhalten habe. Auch der Polizei sind im Bereich der Polizeidirektion Offenbach keine weiteren Fälle bekannt.

Aber wie soll man sich verhalten, wenn Betrüger auf einen zukommen? Hofmann rät, sich nicht unter Druck setzen zu lassen. Die Polizei empfiehlt zudem, solche Gespräche möglichst kurz zu halten, keine persönlichen Daten – insbesondere keine Kontodaten – herauszugeben, auf Fragen möglichst nicht mit „Ja“ zu antworten und keine Verträge per Anruf abzuschließen. Zudem sollte der Name des Anrufers notiert und, so wie es Riedel getan hat, die Polizei über den Vorfall informiert werden.

Betrugsmasche in Mainhausen: Gas- und Stromableser nicht ohne Ausweis in die Wohnung lassen

EVO-Sprecher Hofmann rät zudem, sich direkt an seinen Anbieter zu wenden, sollten Betrüger sich als zweifelhafte Mitarbeiter ausgeben. Sollte sich ein solcher zweifelhafter Mitarbeiter – oder ein angeblicher Gas- oder Stromableser, vor denen die Gemeinde Mainhausen auch warnt – vor der Tür stehen, sollten diese nicht in die Wohnung gelassen werden.

Die Gemeinde Mainhausen betont, dass in solchen Fällen Mitarbeiter der Energienetze Offenbach (ENO) beauftragt werden. Diese können sich entsprechend ausweisen. Die Gemeinde bittet „besonders die ältere Generation, vor dem Einlass in die Wohnung zu prüfen, ob die vorstellige Person sich ausweisen kann“. (Von Yvonne Fitzenberger)

Unseriöse Angebote aus der Energiebranche

Es ist nicht das erste Mal, dass ein Energieunternehmen mit unseriösen Angeboten auf sich aufmerksam macht. Verbraucherschützer melden Unternehmen wie Primastrom und Voxenergie, die bereits ihren Opfern Verträge untergeschoben und dann Preise drastisch erhöht hätten. Nun gibt es bundesweit Meldungen, so beispielsweise von den Stadtwerken Speyer, über das Unternehmen Nowenergy, das ähnliche Methoden anwendet. Sie haben – ebenso wie Voxenergie und Primastrom – ihren Hauptsitz in Berlin. Alle drei Anbieter gehören zur Primaholding und werden vom gleichen Geschäftsführer geleitet. (Von Yvonne Fitzenberger)

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