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Seligenstädter Kunstgalerie rahmt mehrere Werke von Picasso

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Von: Julius Fastnacht

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„Das kam ganz trocken beim Abendessen“: Daniel Kattendiek über das Angebot von Mutter Ursula (rechts) und Vater Hans-Georg, die Galerie zu übernehmen.
„Das kam ganz trocken beim Abendessen“: Daniel Kattendiek über das Angebot von Mutter Ursula (rechts) und Vater Hans-Georg, die Galerie in Seligenstadt zu übernehmen. © Juliua Fastnacht

In Seligenstadt übernimmt Daniel Kattendiek die Kunstgalerie „Plakat am Markt“ von seinen Eltern. Dabei beginnt die Arbeit mit einem besonderen Auftrag.

Seligenstadt – Vor Kurzem bekommt Daniel Kattendiek Besuch von Picasso. Eine Sammlerin aus Frankfurt meldet sich bei der Kunstgalerie. 23 Bilder vom spanischen Meister besitzt sie, handsigniert, limitiert, unglaublich wertvoll. Die Werke brauchen eine neue Einfassung. Und Kattendiek und das Team der Galerie „Plakat am Markt“ in Seligenstadt übernehmen den Auftrag, rahmen die Bilder – neue Passepartouts, neue Rückwände, säurefreies und UV-beständiges Glas.

Seligenstadt: Kunstgalerie bleibt Familienunternehmen

Vor Kurzem lebt der 27-Jährige noch in einer Welt weit weg vom Kunstmarkt. Er arbeitet für einen Online-Händler in Babenhausen, der Telefone und Headsets an Unternehmen verkauft. „Eigentlich hat mir die Arbeit ganz gut gefallen“, sagt er. Bis ihn vor wenigen Monaten seine Eltern fragen, ob er das Familiengeschäft, die Kunstgalerie, leiten möchte.

„Das kam so ganz trocken beim Abendessen über den Tisch rüber“, erinnert er sich an das Angebot und lächelt. Klar, das Unternehmen seiner Eltern kannte er. Früher half er ab und zu aus, kauft mal eine Karte, wenn ein Geburtstag ansteht – aber ganz einsteigen? „Ich habe mir dann mal Gedanken gemacht, mir auch das Handwerk angeschaut.“ Und die Entscheidung reift, er will es wagen. Seit Juli vergangenen Jahres arbeitet er sich ein, zum Jahreswechsel übernimmt er die Galerie.

Kattendiek steht hinter dem dunklen Tresen, bunte Aquarelle von Udo Lindenberg leuchten hinter seinem Rücken. Wer das Geschäft betritt, dem scheint ein Pop-Art-Feuerwerk von James Rizzi entgegen. Früher besuchen die Kattendieks bei jedem Familienurlaub mindestens ein Museum, Daniels Schwester ist heute Kunstlehrerin in Kassel.

Gehört mit ins Bild: Wer die Galerie besucht, trifft auch Hund Charly – der aber meistens auf der Couch schläft.
Gehört mit ins Bild: Wer die Galerie besucht, trifft auch Hund Charly – der aber meistens auf der Couch schläft. © Julius Fastnacht

Galerie in Seligenstadt: „Sind nicht so abgehoben, dass wir sagen, so was machen wir nicht“

Mutter Ursula und Vater Hans-Georg haben die Galerie 1988 gegründet, zuerst mit Sitz in der Passage in der Wolfstraße, seit 1993 im Laden am Markt. „Mein Mann ist kürzlich in Rente gegangen und wollte das Geschäft in Seligenstadt schließen. Da ist dann aber der Gewerbeverein Sturm gelaufen“, sagt Ursula Kattendiek.

Hinter ihr lehnen Stickbilder und alte Meisterbriefe an der Wand. Alle brauchen einen neuen Rahmen, dafür sorgt die Galerie. Die 61-Jährige betont: „Wir kümmern uns nicht nur um die hohe Kunst.“ Wer sich ein Poster einfassen lassen möchte, oder eine Kinderzeichnung, kann jederzeit vorbeischauen. „Wir sind da nicht so abgehoben, dass wir sagen, so was machen wir nicht.“

Und auch beim Verkauf versteht sich der Laden als Anlaufstelle für Kunstbegeisterte jeder Couleur. „Wir versuchen, von allem etwas zu bieten.“ Dazu gehören besonders beliebte Motive, wie eben die knalligen Bilder von Lindenberg, Rizzi und Otto Waalkes. Aber auch traditionellere Gemälde, vom Gardasee, oder einem Waldweg. Dekor-Objekte und Kunst-Karten ergänzen die Angebotspalette.

Kunstgalerie in Seligenstadt: Bilder schon ab 29 Euro

„Unsere Bilder beginnen preislich bei 29 Euro“, sagt Daniel Kattendiek. „Das Teuerste, was wir aktuell haben, kostet 9 990 Euro.“ Und Kunst kaufen die Leute, noch immer, weiß Mutter Ursula. „Tendenziell waren die vergangenen Jahre die besten seit Bestehen unserer Firma.“ Vielleicht wegen der Pandemie, weil die Menschen die eigenen vier Wände mehr wertschätzen. Aber auch, weil mit Kunst spekuliert wird – und die Galerie mitten im Frankfurter Speckgürtel eine optimale Lage hat.

Fragt sich nur: Muss Daniel Kattendiek dann überhaupt etwas anders machen als seine Eltern? „Die Raum-Gestaltung kann ein bisschen luftiger werden“, findet er. Die riesige Musterwand im Eingangsbereich der Galerie soll nach hinten, stattdessen ein schönes Regal nach vorne. „Da stehen noch die Diskussionen an. Aber so ist das eben“, sagt seine Mutter und muss lachen.

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