Westring-Energieversorgung: Bastian hofft auf Teilausbau

Bei der Erschließung des Neubaugebiets Südwestlich des Westrings in Seligenstadt wurde zuletzt über die Energieversorgung diskutiert. Eine Frage: Gas-Anschluss nur im Geschosswohnungsbau?
Seligenstadt – Neben der Straßenplanung (wir berichteten) spielt auch die Energieversorgung eine wichtige Rolle bei der Erschließung des Seligenstädter Neubaugebiets Südwestlich des Westrings. Doch der Einmarsch der Russen in die Ukraine sowie energie-, steuer- und umweltpolitischen Umwälzungen haben nachhaltige Konsequenzen bis hinunter auf die kommunale Planungsebene.
Nach einer Unterredung mit dem Darmstädter Energieanbieter Entega zeichnen sich bei der Energieausstattung des 21-Hektar-Areals erhebliche Korrekturen ab. Demnach bekam das Unternehmen nach Angaben von Bürgermeister Daniell Bastian bereits vor dem Krieg und dem drastischen Energiekostenanstieg „Riesenprobleme bei der Kundengewinnung“. Dieser Trend habe sich mit Konsequenzen für das Westring-Areal beschleunigt, sodass für Ein- und Zweifamilienhäuser in Seligenstadt kaum kaufmännisch vernünftige Gasanschlüsse möglich seien. Dagegen seien Wärmepumpen nun bevorzugt. Die Entega, so der Bürgermeister weiter, prüfe derzeit Optionen für den Geschosswohnungsbau. Bastian sagte, er hoffe auf ein Angebot zum Teilausbau.
Seligenstadts Stadtverordnete diskutieren Energieversorgung im Neubaugebiet
Die Energieversorgung des Wohngebiets beschäftigte auch die Stadtverordnetenversammlung in ihrer jüngsten Sitzung. Keine Chance hatte dabei die SPD-Fraktion mit einer Initiative, nach der der Magistrat ein Konzept zur 100-prozentigen Versorgung des Wohngebiets mit erneuerbarer Energie erstellen soll. Keine der anderen Fraktionen wollte da zustimmen. Auch eine Grünen-Initiative zum Thema Energiekonzept war nicht durchsetzbar. Das Plenum lehnte jeweils mehrheitlich in getrennter Abstimmung drei Aspekte ab: Verzicht auf die Verlegung von Gasleitungen; Fachberatung der Bauherren über Energiekonzepte und deren Umsetzungschancen sowie Vermarktung aller Grundstücke in städtischer Hand über eine Konzeptvergabe.
In der Diskussion über den SPD-Antrag sagte Fraktionsvorsitzende Nicole Fuchs, der Krieg in der Ukraine sowie die dadurch noch mehr hervorgetretene Abhängigkeit von Russland und anderen autoritären Staaten „zeigt uns zusätzlich zu den Konsequenzen aus dem Klimawandel auf, wie wichtig eine Unabhängigkeit von fossilem Brennstoff ist. Das neue Baugebiet Westring gibt uns die Möglichkeit, einen ersten Schritt in die richtige Richtung zu tun.“
Ihr Fraktionskollege Reiner Stoll kritisierte die CDU-/FDP-Mehrheit, sie habe bei der Offenlegung der Westring-Planung sinnvolle Bürgereinwände (Holzständerbauweise) vorschnell abgelehnt. CDU-Fraktionschef Oliver Steidl erinnerte ihn allerdings daran, dass in der Entstehungsphase des Baugebiets die SPD noch mit in der Verantwortung gestanden habe. Da sei nichts durchgepeitscht worden. FDP-Fraktionsvorsitzende Susanne Schäfer fügte hinzu, die Planung reiche bis ins Jahr 2016 zurück, da sei eine plötzliche Umplanung in eine reine Klimaschutz-Siedlung gar nicht mehr möglich. Diese Zielsetzung müsse vielmehr am Anfang aller Überlegungen stehen.
Energieeffizienz spiele entscheidende Rolle, so Grünen-Politiker Frederick Kubin
Grünen-Politiker Frederick Kubin sagte, unter den aktuellen Einflüssen, sei ein Überdenken des Energiekonzepts unausweichlich. „Wir beantragen, den kleinen Hebel zu nutzen, und auf die Verlegung von Gasleitungen im Westring zu verzichten. Die Bauherren können so frei entscheiden, welche erneuerbare Alternative sie für die Heizung und Kühlung ihres Gebäudes einsetzen möchten.“
Zusätzlich sollen städtische Grundstücke mit Konzeptvergabe aus der Hand gegeben werden. Die Energieeffizienz spiele dabei eine entscheidende Rolle.
Die Grünen betonten, die Stadt Seligenstadt verfüge über ein Klimaschutzkonzept aus dem Jahr 2013, in dem die Reduzierung der CO2-Emissionen sowie die Energieerzeugung (dezentral, erneuerbar) Schwerpunkte seien. Mit dem Verzicht auf die Verlegung von Gasleitungen ließen sich hohe Kosten einsparen, „und die Bauherren können technologieoffen und eigenverantwortlich eine für sich geeignete nachhaltige Alternative auswählen.“ Auf diesem Weg sollen sie aktiv fachlich unterstützt werden.
Die Stadt Seligenstadt ist aktuell im Besitz von etwa fünfzig Prozent der Baugrundstücke im Westring-Baugebiet, hauptsächlich im nördlichen Teil des Areals, in dem Flächen für Mehrgeschossbauten angesetzt sind. Um nicht nur sozial zu steuern, sondern auch die energetischen Themen nicht zu missachten, soll nach dem Willen der Grünen eine Konzeptvergabe für diese Grundstücke erfolgen. Das Konzept, das die vorher definierten Maßstäbe am besten erfüllt, erhält demnach den Zuschlag.