Wichtiges Zeichen für Toleranz: Platz „Zum Dialog“ eröffnet

Sie wollten ein Zeichen setzen für Frieden und Toleranz der Religionen und Kulturen: Die zahlreichen Teilnehmer bei der Einweihung des Ortes „Zum Dialog“ auf der Bleiche in Seligenstadt. Wie wichtig genau dieses ist, sollte sich noch während der Feierlichkeiten erschreckend deutlich zeigen.
Seligenstadt - Vor knapp einem Jahr wenden sich Vertreter des Lions-Clubs Seligenstadt mit der Idee an die Stadt, eine Begegnungsstätte für alle Menschen zu errichten. Anlass sind die zahlreichen rassistisch und religiös motivierten Übergriffe in Hanau und anderen Teilen Deutschlands. Die Idee kommt gut an. Die Gärtnerei Löwer unterstützt das Projekt mit der Spende von drei Bäumen, die für die drei großen monotheistischen Religionen Christentum, Judentum und Islam stehen, ebenso wie der städtische Bauhof, der Pflasterarbeiten und Co. übernimmt. Mit im Boot sind aber auch viele weitere Institutionen und religiöse Gemeinschaften der Einhardstadt.
Knapp 14 Monate später konnte nun symbolische Eröffnung gefeiert werden. Bürgermeister Daniell Bastian lobte die gute Zusammenarbeit aller Mitwirkenden: „Dann wird das Vorstellbare auch schnell zum Machbaren.“ Die Schönheit des Ortes werde sich vor allem im nächsten Frühjahr zeigen, wenn es „unter den Blutbuchen dann gesellig wird“. Mit dem neuen Begegnungsort sei die „Bleiche nicht nur Treffpunkt aller Generationen, sondern auch aller Nationen und Religionen“, so der Rathauschef weiter.
Zwischenfall überschattet symbolische Eröffnung in Seligenstadt

Gesegnet wurde der Ort „Zum Dialog“ an diesem Nachmittag auch von Vertretern aus Christentum, Judentum und Islam. Während Rabbi Andrew Steiman aus Frankfurt in seiner Rede noch darauf hinwies, dass Geschichten die drei Religionen miteinander verbinden, sie die gleiche Wurzel haben und „wir miteinander als eine Familie im Dialog bleiben wollen“, kam es zu einem Zwischenfall, als Imam Fraz Rana gerade aus dem Koran rezitierte. Drei Jugendliche fuhren auf Fahrrädern an den Feierlichkeiten vorbei. Plötzlich hallte der Ruf „Halt die Fresse“ deutlich über die Wiese.
Pfarrer Holger Allmenroeder griff den Vorfall auf. „Drei unbedarfte junge Leute denken: Kann man doch mal eben reinschreien. Da vergeht mir schon die Laune!“, stellte er sichtlich verärgert klar. Umso wichtiger sei diese „symbolische Eröffnung eines Ortes, der Platz sein soll, um miteinander ins Gespräch zu kommen.“
Auch Naturschutz bei neuer Begegnungsstätte in Seligenstadt wichtig
„Wir haben mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede, und darauf sollten wir uns fokussieren“, forderte Imam Fraz Rana. Er strebe deshalb an, diesen interreligiösen Kontakt zu verstärken. Gleichzeitig nahm er den Naturschutz in den Blick, denn im Zeitalter der Globalisierung komme die Natur oft zu kurz. Deshalb „setzen wir mit diesen Bäumen auch ein Zeichen, wie wichtig uns der Zustand unserer Erde ist.“ Er hoffe, „dass wir als Bewohner dieser Stadt mit gutem Beispiel vorangehen.“
Unter den Gästen auf der Bleiche waren am Mittwochnachmittag auch zahlreiche Vertreter aus Politik, Vereinen und Institutionen der Einhardstadt. Für die musikalische Begleitung sorgte Pascal Scholz, Leiter der Chroalschola Seligenstadt, mit gregorianischem Gesang. Zum Abschluss gab es eine Feier in der Marienkirche. (Von Julia Oppenländer)