Synagogenplatz soll umgestaltet werden: Maßnahmen bereits in Planung

In Seligenstadt ist der Synagogenplatz ziemlich heruntergekommen. Eine Neugestaltung soll kommen – und eine Lösung rückt näher.
Seligenstadt – Den wenig ansprechenden und an einigen Stellen arg vernachlässigten Synagogenplatz an der Frankfurter Straße in Seligenstadt hatte die SPD bereits Anfang des Jahres angeprangert. Der Platz, der an eines der dunkelsten Kapitel der Stadtgeschichte, den Pogrom, erinnert, droht in der öffentlichen Wahrnehmung zu verschwinden. Jetzt ist allerdings eine Lösung in Sicht.
Die Anlage weise mehr als zehn Jahre nach ihrer Sanierung erhebliche Gebrauchsspuren auf, die auch im Zuge der normalen Pflege nicht mehr behoben werden können, klagte die SPD-Fraktion, die unter dem Motto „Aufwertung des Synagogenplatzes“ den Magistrat in die Pflicht nehmen will. In seiner derzeitigen Gestaltung vermittele der Synagogenplatz jedenfalls „den Eindruck eines vergessenen Ortes. Der Respekt vor unserer Geschichte gebietet, diesen Platz in einen hervorragenden Zustand zu bringen und zu erhalten.“
Die Stadtverordnetenversammlung lehnte den SPD-Antrag in ihrer Sitzung vor einigen Tagen dennoch mehrheitlich ab (CDU, FDP, FWS), verwies stattdessen auf die Bürgerinitiative (BI) Synagogenplatz, die bereits seit Herbst 2021 an einem Konzept zur Sanierung arbeite. Das gelte es zu unterstützen.
Neugestaltung des Synagogenplatzes in Seligenstadt: Planung über Bürgerversammlung gefordert
Die Beobachtungen und Folgerungen der SPD stellte dieser Tage in der Stadtverordnetenversammlung niemand in Frage, allein der nun zu beschreitende Weg löste eine kontroverse Diskussion aus. So bezeichnete SPD-Politiker Reiner Stoll den Platz als Teil „der Wüste der Gleichgültigkeit und Kälte“ (Dieter Graumann, Zentralrat der Juden in Deutschland). Ziel müsse es jedoch sein, diesem Ort „einen Platz im Herzen unserer Stadt, im Herzen unserer Bürger“ zu schenken. Dies klappe nicht, indem Stadtverordnete und Magistrat hinter verschlossenen Türen diskutierten, vielmehr müsse daran gelegen sein, möglichst viele Bürger, Vereine, Vereinigungen bei der Planung der Neugestaltung dieses Platzes zu aktivieren, womöglich in einer Bürgerversammlung. Wichtig sei es, einen aktuellen Stand zu erarbeiten, nicht den Stand von 1985 festzuschreiben, denn der Platz habe doch einen aktuellen Bezug zu Gesellschaft.
Pläne für Neugestaltung des Synagogenplatzes bereits vorhanden
FDP-Fraktionsvorsitzende Susanne Schäfer erinnerte daran, dass die Stadt im Jahr 2005 den Synagogenplatz neu ausgestaltet hatte, damals unter anderem den Grundriss der am 10. November 1938 mutwillig zerstörten Synagoge durch einen Mauersockel dargestellt habe. Bürgermeister Daniell Bastian habe kürzlich in der Runde der Fachausschüsse darauf verwiesen, dass intern bereits ein Maßnahmenkatalog erarbeitet worden sei, der unter anderem die Erneuerung der Info-Tafeln und schmiedeeiserne Tore vorsehe. Darüber hinaus halte Bastian auch Kontakt mit der BI Synagogenplatz und habe ein gemeinsames Vorgehen vereinbart. So seien die IG-Mitglieder Gisela Meutzner, Hildegard und Fritz Haas sowie Thomas Laube zu Gast im Ausschuss für Bau, Stadtentwicklung und Digitalisierung gewesen und hätten Bilder und Texte für eine neue Beschilderung oder zu den schmiedeeisernen Toren vorgelegt, von denen eventuell nur eines abgeschlossen werden soll, um gedankenloses Überqueren des Platzes zu verhindern.
Die diversen Maßnahmen sollen mit dem Landesvorsitzenden der Jüdischen Gemeinde abgesprochen werden. Letztlich, so Schäfer, werde die BI keineswegs ausgegrenzt, wie Stoll noch im Fachausschuss behauptet habe. Das Gegenteil sei der Fall: „Das Projekt ist auf einem guten Weg, die anstehenden Aufgaben sind verteilt“. Auch Matthias Eiles (CDU), der Vorsitzende im Ausschuss für Bau, Stadtentwicklung und Digitalisierung, erinnerte an jenen Sitzungsabend.

Seligenstadt: Weitere Initiativen könnten Neugestaltung des Synagogenplatzes verzögern
Er habe den Eindruck gewonnen, dass die IG Synagogenplatz mit den nun geplanten Entwicklungsschritten einverstanden sei. Auf jeden Fall solle eine Politisierung dieses Themas vermieden werden. Er befürchte, dass weitere Initiativen das Projekt verzögern, wolle freilich niemanden ausschließen. Eiles schlug vor, die Aktivposten zu unterstützen, weil ja auch alle Fraktionen das Vorhaben mittrügen.
Zum parallel diskutierten Grünen-Antrag, den Kfz-Lärm bei der Gedenkfeier zur Pogromnacht einzudämmen, sagte Stadtrat Michael Gerheim, dies sei Angelegenheit der Straßenverkehrsbehörde, nicht der Stadt. Womöglich lasse sich das Problem mit einer besseren Mikrophonanlage lösen. (Von Michael Hofmann)