„Sogar die Bayern waren da“

Das Hallenfußballturnier des FC Germania Ober-Roden für A-Junioren war hierzulande über viele Jahre eine Institution. In unserer Serie „Vor 25 Jahren“ blicken wir zurück.
Ober-Roden – „Das war für uns ein Highlight“, erinnert sich Yüksel Ekiz an die A-Jugend-Hallenfußballturniere beim FC Germania Ober-Roden. Zweimal war der heute 42-jährige Sportliche Leiter des Gruppenligisten SV Pars Neu-Isenburg mit dem Nachwuchs der Offenbacher Kickers beim Hallenkick mit der Rund-um-Bande am Start. „Das waren schon damals echte Leistungsvergleiche mit dem Nachwuchs der Bundesligavereine. Und die Halle war immer voll“, sagt er.
Kein Wunder, schließlich ist das Turnier in Ober-Roden, das 1989 als „Telenorma-Cup“ startet und später unter den Namen „Paramount-Cup“, Elta-Cup“, „Maximum-Cup“ und zuletzt „Germania-Masters“ firmiert, seinerzeit eines der drei größten Turniere für A-Junioren, wie Germania-Boss Norbert Rink bestätigt. Und so schicken der FSV Mainz 05, Eintracht Frankfurt und der 1. FC Kaiserslautern regelmäßig ihre Nachwuchsteams nach Rödermark. Aber auch Werder Bremen, der 1. FC Köln – 2003 stellt ein gewisser Lukas Podolski den besten Torschützen –, Bayer Leverkusen, Borussia Mönchengladbach oder der schwedische Topclub Malmö FF zeigen in der Sporthalle in der Kapellenstraße ihr Können. „Sogar die Bayern waren zweimal da“, erinnert sich Rink – mit Co-Trainer Gerd Müller, dem „Bomber der Nation“.
Die Idee für eine solche Veranstaltung hat der einstige Germania-Jugendleiter Roland Jaensch. „Das Problem war schon damals: Wie begeistere ich Jugendliche für den Fußball und locke leistungsstärkere Spieler zur Germania“, erinnert er sich 2014 im Gespräch mit unserer Zeitung an die Anfänge der Veranstaltung. Ganz einfach: Mit einem Turnier gegen den Nachwuchs der Bundesliga-Elite. Und dank guter Kontakte ist schnell ein attraktives Teilnehmerfeld zusammen. „Ober-Roden ist durch die Germania, die einst als Hessenligist in der damaligen 3. Liga spielte, in Hessen bekannt geworden“, sagt Norbert Rink. Dank des Jugendturniers sind die Blau-Schwarzen nun auch deutschlandweit ein Begriff. „Doch irgendwann haben die namhaften Vereine mehr und mehr übertrieben, was die Antrittsgelder betrifft. Da haben wir gesagt: Das machen wir nicht mehr“, erzählt Norbert Rink.

Bei der neunten Auflage vor 25 Jahren dominiert der Nachwuchs des FSV Mainz 05 das Turnier, gewinnt das Rheinland-Pfalz-Finale gegen den 1. FC Kaiserslautern mit 4:1. Im Halbfinale hatten sich die Mainzer gegen die A-Jugend von Kickers Offenbach mit 4:3 behauptet. Im Kader der Offenbacher stehen unter anderem Domenico Di Rosa, der fünfeinhalb Jahre später gemeinsam mit Gunnar Frommknecht in der Oberliga Hessen das Angriffs-Traumduo des FC Germania bildet, und der eingangs erwähnte Yüksel Ekiz, der später ebenfalls in der Oberliga für die Germania die Fußballschuhe schnürt. „Wir haben das Halbfinale erreicht, waren also sehr erfolgreich“, sagt Yüksel Ekiz. Im „kleinen Finale“ um Platz drei unterliegen die Kickers allerdings dem Dauerrivalen von der anderen Mainseite, der Frankfurter Eintracht, mit 3:5. Einige Monate später jedoch steigen die Kickers als Hessenmeister in die A-Junioren-Bundesliga auf.
Das Fußball-Turnier ist allerdings nicht das einzige, was die Nachwuchsfußballer begeistert. „Am Samstagabend ging es nach dem ersten Spieltag in den Paramount-Park“, schmunzelt Yüksel Ekiz. Norbert Rink ergänzt: „Das war damals eine der größten Diskotheken“ – direkt gegenüber der Sporthalle gelegen. „Da gab es einen speziellen Bereich für die Spieler. Das war für die Jungs natürlich eine tolle Sache“, erzählt Rink. Auch wenn sich der eine oder andere am zweiten Spieltag schwer tat, die Augen offen zu halten.
Fabian Bäcker, heute Trainer der Germania-Verbandsliga-Mannschaft, beispielsweise kommt als Spieler von Borussia Mönchengladbach nach Ober-Roden – und lernt hier seine damalige Freundin kennen, mit der er mittlerweile verheiratet ist und zwei Kinder hat.
Von Patrick Leonhardt

Lahm, Ziege und Co.
Wer mal ein weltbekannter Fußballer werden will – sollte als A-Jugendspieler mal in Ober-Roden gekickt haben. Beim Germania-Hallenturnier unter anderem am Start waren 2014er-Weltmeister Philipp Lahm (Bayern München), Christian Ziege (Hertha Zehlendorf, später Bayern München), Lukas Podolski (1. FC Köln), Gonzalo Castro und René Adler (beide Bayer 04 Leverkusen), Patrick Ochs (Eintracht Frankfurt), Christian Träsch (1860 München) oder Fabian Bäcker (Borussia Mönchengladbach, später OFC und aktuell Trainer bei Germania Ober-Roden). leo