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Chancen und Risiken: Rechenspiele bei der Eintracht

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Von: Peppi Schmitt

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Fussball 1.Bundesliga, Eintracht Frankfurt - FSV Mainz 05
© Archiv: Hübner

Frankfurt - Was für ein aufregendes Jahr für die Frankfurter Eintracht. In Stichworten: Fast-Abstieg, personeller Umbau, sportliche Auferstehung. Unser Mitarbeiter Peppi Schmitt blickt in einer dreiteiligen Serie zurück auf 2016. Heute mit Teil III: Der Ausblick.

Mehr als eine halbe Saison hat die Eintracht im vergangenen Jahrzehnt selten auf ganz hohem Niveau und durchgehend erfolgreich gespielt. In der Spielzeit 2012/13 war eine ähnlich starke Vorrunde gelungen wie diesmal, in der Rückrunde wurde die Ausbeute dann schwächer, auch wenn es noch zu einem Europapokal-Platz gereicht hat. In vielen anderen Jahren war das durchaus ähnlich. Das sollte man also wissen, wenn man die Chancen und Risiken fürs neue Jahr abwägt. Zunächst sind da mal die nackten Zahlen. 29 Punkte hat die Eintracht gesammelt und es steht noch eine Begegnung der Vorrunde aus. Zugegebenermaßen einer der schwersten, beim starken Aufsteiger RB Leipzig. Im vergangenen Jahr haben 50 Punkte zum Einzug in die Europa-League gereicht, damals Mainz 05 und Hertha BSC. Nimmt man dies als Richtwert, könnte die Eintracht mit 21 Punkten aus den letzten 18 Spielen in ähnliche Dimensionen vorstoßen. Das erscheint möglich bei neun Heimspielen. Das erscheint schwierig bei neun Auswärtsspielen bei der gesamten Liga-Prominenz.

Geht es nach Fredi Bobic und Niko Kovac verbieten sich solche Rechenspiele. Denn Sportvorstand und Trainer ist gemeinsam das Streben nach „40 Punkten“. Soll heißen: Mit dieser Anzahl hätte die Eintracht nichts mehr mit dem Abstieg zu tun. Diese Zielsetzung ist ehrenwert und mit Blick auf die letzte Saison nachvollziehbar. Aber sie ist nicht mehr realistisch. Denn der Abstand nach unten ist so weit angewachsen, dass die Eintracht zumindest das Ziel einen „sorgenfreien Saison“ sicher erreichen müsste. „Wenn wir die 40 Punkte haben, können wir uns neue Ziele setzen“, sagt Kovac. Noch kaum geredet wird in Frankfurt über den Pokal. Gelingt beim Auswärtsspiel gegen den Aufstiegskandidaten aus der Zweiten Liga, Hannover 96, ein Sieg, kann sich auch dies schnell ändern.

Zukunft bei der Eintracht hat begonnen

Die Zukunft hat bei der Eintracht längst begonnen. Mit der Vertragsverlängerung des Trainerduos Niko und Robert Kovac, mit den Verlängerungen von David Abraham, Makoto Hasebe und Timothy Chandler. Versteht man die Signale richtig, wird demnächst der famose Torwart Lukas Hradecky folgen. Andere aus dem engeren Kreis wie Kapitän Alex Meier, Marco Fabián oder Branimir Hrgota sind sowieso noch langfristiger an die Eintracht gebunden, inzwischen ja auch der „Senkrechtstarter“ Aymen Barkok. Bei Bastian Oczipka wird es noch einiger Gespräche bedürfen, aber auch da wäre eine baldige Übereinkunft nicht überraschend. Der Kern des Teams wird also zusammenbleiben.

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Die Risiken des im vergangenen Sommer eingeleiteten Weges dürfen aber auch nicht verschwiegen werden. Sie betreffen in erster Linie die ausgeliehenen Spieler. Vor allem bei Jesus Vallejo sitzt die Eintracht am kürzeren Hebel. Will Real Madrid seinen „Rohdiamanten“ zurückholen, haben die Frankfurter keine Chance. Aber Fredi Bobic hat den Kampf um den Innenverteidiger ja schon aufgenommen. Gespräche mit den „Königlichen“ haben stattgefunden, ein Zeitplan soll aufgestellt worden sein, abseits von fast täglich neuen Wasserstandsmeldungen spanischer und deutscher Medien. Vielleicht wird ja eine Lösung gefunden, die es Vallejo erlaubt, ein weiteres Jahr zu bleiben. Aber das kann weit bis in den Frühsommer dauern. Bei anderen Leihspielern wie Michael Hector, Shani Tarashaj oder Guillermo Varela muss die Eintracht zunächst einmal für sich selbst entscheiden, ob sie sie behalten will. Und wenn ja, zu welchen Bedingungen dies möglich wäre. Bei Ante Rebic gibt es eine Kaufoption, auch da muss nachgedacht werden. Und bei Omar Mascarell hat Real Madrid eine Rückkaufoption. Dass diese von den Spaniern wirklich gezogen wird, erscheint unwahrscheinlich.

Wieder deutliche Veränderungen im Kader

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Wie auch immer die offenen Fragen beantwortet werden, im nächsten Sommer wird es wieder deutliche Veränderungen im Kader geben. Die Personalpolitik mit Leihspielern nach und nach für die Jahre darauf auf ein gesundes Maß zurückzuführen und damit auch personelle Nachhaltigkeit zu fördern, wird eine der wichtigsten Aufgaben der sportlichen Führung sein. Denn nicht immer wird es so gut funktionieren wie in dieser Saison. Das gilt auch für die fortschreitende Internationalisierung. Mit dem ecuadorianischen Abwehrspieler Andersson Ordonez wurde schon ein weiterer Spieler aus einem anderen Kulturkreis verpflichtet. Zudem hat sich die Eintracht auch bemüht, den aus der Dominikanischen Republik stammenden Angreifer Mariano Diaz von Real Madrid nach Deutschland zu locken. Auch in dieser Beziehung geht Sportchef Bobic mit seinem Chefscout Ben Manga den eingeschlagenen Weg konsequent weiter. Warum auch nicht? Denn bislang hat sich dieser Weg in der wohl internationalsten deutschen Stadt als besonders erfolgreich herausgestellt. Dass beim letzten Auswärtsspiel in Wolfsburg mit Bastian Oczipka überhaupt nur noch ein deutscher Spieler in der Anfangself gestanden hatte, ist in der öffentlichen Diskussion kein Thema.

Finanzierungsmodelle, Hauptsponsor, Geschäftsstelle

Mit Beginn des Jahres sollte der Trainer dann auch wieder mehr Alternativen haben. Guillermo Varela, Taleb Tawatha und Danny Blum sollen im Wintertrainingslager wieder zum Team stoßen, Marco Russ und Marc Stendera in den Wochen und Monaten darauf. Das wird den Konkurrenzkampf auf vielen Positionen, zuletzt vor allem bei den Außenverteidigern ein wenig verloren gegangen, wieder anheizen. Unterbesetzt erscheint die Eintracht aktuell noch immer im defensiven Mittelfeld. Szabolcs Huszti, Omar Mascarell und, je nach System, noch Makoto Hasebe – da könnte ein weiterer Neuer dem Trainer helfen, die Mannschaft auch in diesem Bereich weiterzuentwickeln. Die Bauarbeiten bei der Eintracht müssen und werden auch 2017 weitergehen. Auf allen Ebenen, nicht nur am Kader der Bundesligamannschaft. Der Aufsichtsrat sollte sich nicht nur Gedanken machen über neue Finanzierungsmodelle, die die wirtschaftliche Situation nachhaltig verbessern, er muss endlich auch Lösungen präsentieren. Der Vorstand muss einen neuen Hauptsponsor finden und den Bau einer neuen Geschäftsstelle und eines neuen Lizenzspielerbereichs auf dem Stadion-Gelände weiter forcieren und dann auch in die Tat umsetzen. Viel zu tun also. (sp)

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