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Eintracht und der schwierige Spagat

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Von: Peppi Schmitt

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1899 Hoffenheim - Eintracht Frankfurt
Danny Blum © dpa

Frankfurt - "Es wird kein gutes Endspiel geben, wenn wir vorher keine guten Ergebnisse mehr erreichen", hat Eintracht Frankfurts Trainer Niko Kovac letzte Woche gesagt. Der Satz steht und hat Gültigkeit für die letzten drei Bundesligaspiele vor dem Pokalfinale. Von Peppi Schmitt

In Hoffenheim haben sich die Frankfurter an die Aufforderung ihres Trainers gehalten, weiter konzentriert zu Werke zu gehen. Belohnt wurde das nicht, die 0:1-Niederlage war durchaus unglücklich. Das Saisonfinale bringt nun neue Herausforderungen. Die Eintracht kann bei gutem Verlauf selbst noch Platz Sieben und damit Europa erreichen, spielt zudem gegen zwei Abstiegskandidaten, den VfL Wolfsburg und Mainz 05, und hat alleine deshalb schon eine besondere Verantwortung. "Die Konkurrenten schauen auf uns", sagte heute Assistenz-Trainer Armin Reutershahn, "wir waren vor einem Jahr ja in einer ähnlichen Situation." Und das letzte Heimspiel gegen RB Leipzig hat für die Fans des Klubs eine große Bedeutung. "Hier ist bei keinem die Luft raus", versichert Reutershahn, "wir wollen in der Tabelle Schritt für Schritt weiter nach oben." Die Frankfurter werden also nun Woche für Woche vor der Frage stehen: Wie viel Risiko können wir eingehen vor dem Höhepunkt der Saison, der Pokalendspiel am 27. Mai gegen Borussia Dortmund?

Wäre der Kader halbwegs komplett, würde es darüber keine Diskussionen geben. Doch in der aktuellen Situation bewegen sich die Frankfurter am Anschlag. Aus einer Verletzungswelle ist eine Verletzungsflut geworden, verstärkt durch Sperren wie aktuell nun David Abraham, der gegen Wolfsburg nicht spielen darf. Es ist kaum noch zu glauben, welches Verletzungspech die Eintracht in den letzten Monaten ereilt hat. Ob es mehr als Pech ist, müssen die Verantwortlichen bei der Saisonanalyse klären, im Moment deutet nicht viel darauf hin, dass es andere Gründe geben könnte. Und doch stellen elf, zwölf, dreizehn Spieler, die nicht eingesetzt werden können, den Trainer Woche für Woche vor neue Herausforderungen. "Einfach kann jeder" sagt Kovac mit einem Schmunzeln. Dabei ist ihm nicht zum Lachen zumute.

Denn es sind ja nicht nur die langfristigen Ausfälle, die die sportliche Leistung erheblich beinträchtigen. Dass Makoto Hasebe (Knieoperation), Jesus Vallejo (Sehnenabriss) und Alex Meier (Fersenentzündung) fehlen, daran hat man sich bei der Eintracht fast schon gewöhnt. Doch das Lazarett ist zuletzt immer voller geworden. Und niemand kann seriös vorhersagen, wann es sich wieder leert. Omar Mascarell hat wochenlang mit Spritzen und Tabletten gespielt, bis die Schmerzen an der entzündeten Achillessehne weitere Einsätze nun nicht mehr zulassen. Ob der Spanier bis zum Pokalendspiel wieder zurückkehren kann? Das weiß niemand zu sagen, ähnlich wie bei Meier, der zwar endlich wieder erste Schritte auf dem Platz gemacht hat, aber immer noch nicht beschwerdefrei ist.

Viele andere Spieler scheinen mit ihren Kräften am Ende. Kleinere Blessuren entfalten dadurch große Wirkung. Mijat Gacinovic plagt sich mit muskulären Problemen, Ante Rebic ebenfalls. Branimir Hrgota war zuletzt schlicht magenkrank, andere wie Guillermo Varela (Knöchel) oder Andersson Ordonez (Wade) haben wohl nie ihre volle Leistungsfähigkeit erreicht. Taleb Tawatha fällt ebenfalls immer mal wieder aus, kaum dass er Fuß gefasst hat. Immerhin, Gacinovic und Tawatha gehören in dieser Woche wieder zur Trainingsgruppe. Winter-Neuzugang Max Besuschkow kommt gerade aus einer Verletzung, genau wie Yanni Regäsel. Von ihnen ist nicht wirklich viel zu erwarten in den letzten Wochen.

Und da sind ja noch Marco Russ nach seiner Krebserkrankung und Marc Stendera nach einem Kreuzbandriss. Vorgesehen war, sie mit Kurzeinsätzen behutsam heranzuführen, im Grunde waren sie erst für die neue Saison eingeplant. Doch beide sind längst wieder mitten drin statt nur dabei. Das ist gut für die Mannschaft und gerade in diesen Tagen hilfreich. Ob das auf Dauer trägt, ob es für Wochen gut geht, bleibt offen. Trainer Niko Kovac muss sich Woche für Woche vor den Spielen, im Grunde sogar Tag für Tag vor den Trainingseinheiten, mit Medizinern und Rehafachleuten abstimmen, wen er wie und wann belasten kann. Und er muss aufpassen, dass jene, die immer gespielt haben zuletzt, wie Bastian Oczipka, Timmy Chandler, David Abraham oder seit einigen Wochen auch wieder Marco Fabián, nicht überbeansprucht werden. Das sind keine wirklich guten Aussichten um beim Endspurt in die Erfolgsspur zurückzukehren. So ist wohl auch der totale Absturz zu erklären, den die Frankfurter nach der tollen Vorrunde hin bis zur schlechtesten Mannschaft der Rückrunde hinter sich haben. Immer mal wieder, so zuletzt im Pokal in Mönchengladbach, kann sich das Team auf Grund großer Charakterstärke und Leidenschaft zu guten Leistungen aufraffen, auf Dauer aber reicht es nicht mehr. (ps)

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