Geduld mit Bozic zahlt sich aus

Die Offenbacher Kickers sind erster Verfolger des SSV Ulm 1846 in der Fußball-Regionalliga Südwest. Beim 2:1 gegen den SGV Freiberg glänzen zwei Routiniers.
Offenbach – Der Vergleich zwischen Hin- und Rückrundenstart ist oft gewagt, zuweilen ungerecht, im Falle der Offenbacher Kickers aber allemal frappierend. Aus den ersten fünf Partien dieser Saison hatte der Fußball-Regionalligist sieben Punkte geholt, in der Rückserie sind es nach dem 2:1 (1:1) gegen den starken Aufsteiger SGV Freiberg, der im Hinspiel dem OFC ein 2:2 abgetrotzt hatte, deren zwölf. Die logische Folge: Die Kickers (43 Punkte) sind als Tabellenzweiter nun erster Verfolger des SSV Ulm 1846 (49).
Eine Tatsache, die längst auch in der Mannschaft angekommen ist und angenommen wird. „Wir wollen den Druck auf Ulm erhöhen“, sagte Mittelfeldspieler Björn Jopek und meinte mit Blick auf den hart erkämpften, aber letztlich verdienten Erfolg: „Das sind die Spiele, die du gewinnen musst. Zu Beginn dieser Saison haben wir sie noch nicht gewonnen.“ OFC-Geschäftsführer Matthias Georg ist über die Entwicklung im Team erfreut, vor allem über die „Struktur auf dem Platz, die Stabilität“, mit der die Kickers mittlerweile auch Rückschläge besser wegstecken: „Dass wir besser Fußball spielen können und wollen, ist natürlich klar.“
Das Team von Trainer Ersan Parlatan hatte nach dem frühen 0:1 durch Mert Özkaya (2.), der nach einem Sonntagsschuss von David Tomic den Abpraller von der Latte verwertete, stark reagiert und umgehend die Antwort parat. Vincent Moreno Giesels erste Torvorbereitung der Saison beendete Dejan Bozics Torflaute. Erstmals seit dem 21. Oktober (3:1 gegen Ulm) hatte der 30-Jährige wieder getroffen. Zudem holte er den Strafstoß raus, den Jopek zum 2:1-Siegtreffer (61.) nutzte. „Ich habe mich gefreut für ihn“, sagte Georg und meinte damit Bozics Gesamtpaket aus Leistung, Tor und Vorarbeit. Zudem gefiel dem Manager, dass Bozic Herz und Lunge auf dem Platz gelassen hatte, sodass er elf Minuten vor dem Abpfiff völlig ausgepumpt den Platz verließ. „So muss das sein“, lobte Georg.
Bozic war die Erleichterung anzumerken. „Es wurde mal wieder Zeit, dass ich der Mannschaft helfen kann“, räumte der 1,94-Meter-Hüne ein. „Ich habe nach meiner Verletzung lange gebraucht“, sagte er mit Blick auf die Schambeinentzündung, die ihn in der Hinrunde fast zwei Monate zur Pause zwang. „Nach so einer Verletzung braucht es Zeit, um wieder in Form zu kommen, der Trainer hat mir die Zeit und das Vertrauen gegeben“, dankte er Ersan Parlatan für die Geduld, für die er nun zurückzahlte. „Ich hätte aber gerne auch das zweite Tor gemacht“, meinte Bozic schmunzelnd und erinnerte an die Großchance nach Marcos-Flanke, als er freistehend übers Tor schoss (11.).
Spätestens als er nach der einstudierten Eckenvariante den Strafstoß zur Entscheidung rausgeholt hatte, war Bozics Glück für diesen Abend, der unter extremen Witterungsbedingungen mit Sturm und teils heftigem Regen gelitten hatte, perfekt. „Wir wollen bei Standards gefährlicher werden“, erklärte Parlatan die überraschende Variante flach ans Strafraumeck, wo Bozic von Ouadie Barini getroffen wurde. „Umso schöner, dass es so gut funktioniert“, so Parlatan.
Auch Björn Jopek hakte die Partie zufrieden ab, selbst wenn er sich erkennbar schwer damit abfinden konnte, nicht von Beginn an zu spielen. „Aber ich hatte noch nicht die Power für 90 Minuten“, räumte der Mittelfeldstratege ein: „Und ich habe mittlerweile ein bisschen was erlebt und weiß, wie Mannschaften funktionieren.“ Also setzte er sich zunächst eben auf die Bank und akzeptierte die Erklärung seines Trainers. „Die Jungs (Anm. d. Red.: Almin Mesanovic und Julian Albrecht) hatten es gut gemacht, ich sah keinen Anlass zur Veränderung“, erklärte Parlatan.
Umso erfreuter war der Coach, dass Jopek nach seiner Einwechslung den gewünschten Effekt ins Spiel brachte. „Er hat uns mit seiner Ruhe am Ball einen Schub gegeben“, lobte Parlatan. Und mit seinem verwandelten Strafstoß, durch den er mit fünf Toren bester OFC-Schütze ist, den dritten Pflichtspielsieg im Jahr 2023 beschert. „Der Start ist gelungen“, meinte Georg: „Und das gegen drei Gegner, die du nicht so einfach wegspielst.“
Von Jörg Moll