OFC-Aufstieg vor 40 Jahren: „Gute Mannschaft, toller Zusammenhalt“

Auf Torjäger Walter Krause konnte sich Kickers Offenbach in der Saison 1982/83 verlassen. Beim 3:2 gegen Fürth, das den Aufstieg in die 1. Bundesliga bedeutete, erzielte er den entscheidenden Treffer. Wir haben mit ihm gesprochen.
Offenbach – Am 8. Mai hat Walter Krause seinen 70. Geburtstag in der neuen Heimat am Schliersee gefeiert. Der einstige Mittelstürmer der Offenbacher Kickers erinnert sich an die Aufstiegssaison vor 40 Jahren. Krause war 1976 zu den Kickers zurückgekehrt, hatte in Hamburg und Duisburg schon Bundesliga gespielt.
Walter Krause, was hat die Kickers ausgezeichnet?
Wir hatten fußballerisch eine gute Mannschaft und innerhalb der Truppe einen tollen Zusammenhalt. Da konnte jeder mit jedem. Da wurde auch viel diskutiert, aber ohne, dass gleich einer beleidigt war. Es ging letztlich nie um Einzelpersonen, sondern immer nur um den Erfolg der Mannschaft. Dass es das heute in dieser ausgeprägten Form noch gibt im Profifußball, glaube ich nicht.
Aber es waren exzellente Spieler dabei. Die haben sich alle untergeordnet?
Ja, das haben sie. Auch so jemand wie Uwe Bein, der einfach genial war. Man musste als Stürmer nie den Ball fordern, er wusste stets, was zu tun ist, hat ihn immer richtig gespielt. Und hat kein Aufsehen darum gemacht.
Welche Rolle hat der Trainer gespielt?
Fachlich war Lothar Buchmann sehr, sehr gut, menschlich war es hin und wieder schwierig mit ihm. Aber der Erfolg gab ihm recht. Und das zählt in dem Moment.
In welchem System haben die Kickers gespielt?
Wir waren als Mannschaft nicht so dominant und überragend, dass wir das Spiel stets bestimmen konnten. Wir haben uns immer ein bisschen nach dem Gegner gerichtet, hatten aber zumindest zwei, drei Systeme parat. Wir waren sehr variabel.
In welchem System haben Sie am liebsten gespielt?
In der ganz offensiven Variante mit zwei Spielern konsequent auf den Außenbahnen, die mich gut mit Flanken gefüttert haben (lacht).
Das hat im entscheidenden Moment gegen Fürth ja wieder geklappt. Flanke von Rudi Sandner, Kopfball von Ihnen, 3:2, der Aufstieg.
Ja, in der Tat, aber wir haben uns sehr, sehr schwer getan, waren nicht gut, ein bisschen gehemmt. Dabei lagen wir nach dem Führungstor von „Kupfer“ Michelberger vorn. Aber Fürth kam zurück. Plötzlich lagen wir 1:2 hinten. Das Nervenflattern begann. Aber wir haben es mit viel Willen und Einsatz noch geschafft. An diesem Tag hatten wir das nötige Glück, aber das gehört den Tüchtigen. Wir hatten uns den Aufstieg über die komplette Saison gesehen redlich verdient.
Wie ging es dann weiter?
Wir haben zunächst lautstark und mit dem einen oder anderen Getränk in der Kabine gefeiert, sogar Zigarren geraucht. Aber das hielt sich alles in Grenzen. Die Saison war ja noch nicht vorbei. Wir hatten noch zwei Spiele zu bestreiten.
Wie ging es bei Ihnen weiter?
Ich bin mit dem OFC in die Bundesliga gegangen, hatte in der Abstiegssaison 1983/84 auch noch meine Einsätze. Ich hätte sicher noch zwei Jahre dranhängen können, habe vom OFC aber kein neues Angebot bekommen. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt eine Gaststätte in der Offenbacher Innenstadt, mein neues Standbein. Ich wollte nicht mehr zu einem anderen Profiverein wechseln. Also bin ich unter Trainer Django Mann in die Hessenliga nach Bad Homburg und habe meine Karriere langsam ausklingen lassen. Der Aufstieg 1983 war also mein letzter Karriere-Höhepunkt.
Das Gespräch führte Holger Appel