1. Startseite
  2. Sport
  3. Kickers Offenbach

OFC: Lemmers Abgang sportlich schade, aber „unumgänglich“

Erstellt:

Von: Christian Düncher

Kommentare

Jakob Lemmer (links) ist nach Denis Huseinbasic das nächste OFC-Eigengewächs, das in eine höhere Liga wechselt. Rechts: Der ebenfalls aus der eigenen Jugend stammende Vincent Moreno. Alle haben den gleichen Berater. F: hübner
Jakob Lemmer (links) ist nach Denis Huseinbasic das nächste OFC-Eigengewächs, das in eine höhere Liga wechselt. Rechts: Der ebenfalls aus der eigenen Jugend stammende Vincent Moreno. Alle haben den gleichen Berater. © Hübner

Jakob Lemmer, Topscorer des Fußball-Regionalligisten Kickers Offenbach, wechselt mit sofortiger Wirkung zu Drittligist Dynamo Dresden. Der OFC kassiert rund 100. 000 Euro für das Eigengewächs, das im Sommer ablösefrei gegangen wäre.

Offenbach – Was wir bereits am Dienstagabend exklusiv auf op-online.de angekündigt hatten, ist seit heute Morgen perfekt: Topscorer Jakob Lemmer hat den Fußball-Regionalligisten Kickers Offenbach mit sofortiger Wirkung verlassen und ist in die 3. Liga gewechselt – zur SG Dynamo Dresden, wo er einen Vertrag bis 2025 unterzeichnete. Die Sachsen sowie der OFC gaben den Transfer fast zeitgleich bekannt. Über Details haben beide Vereine Stillschweigen vereinbart.

Wie unsere Zeitung aus gut informierten Kreisen erfuhr, zahlt die SG Dynamo Dresden für den 22-Jährigen rund 100 000 Euro Ablöse. Das ist aus mehreren Gründen eine überraschend hohe Summe. In der Regel legen Drittligisten deutlich weniger Geld für Regionalligaspieler auf den Tisch. Der ostdeutsche Traditionsklub, der als Tabellen-neunter jenseits von gut und böse steht, war sich mit Lemmer zudem bereits über einen Wechsel nach der laufenden Saison einig. Da der Vertrag des Offensivspielers bei den Kickers ausgelaufen wäre, hätte er dann ablösefrei wechseln können. Matthias Georg, der Geschäftsführer des OFC, wollte sich nicht zu Details äußern, stellte allerdings klar, dass die Zustimmung zu dem sofortigen Wechsel „vor dem Hintergrund dieser Information“ und angesichts „der wirtschaftlichen Komponenten“ schlichtweg „unumgänglich und das Beste im Sinne des OFC“ gewesen sei.

Es ist das zweite Mal innerhalb weniger Monate, dass die Kickers ein Eigengewächs ziehen lassen müssen. Vor der Saison war Denis Huseinbasic zu Erstligist 1.FC Köln gewechselt – für eine festgeschriebene Ablöse in Höhe von „nur“ 50 000 Euro. Das hatte in Fankreisen für Kritik gesorgt. Der OFC hat aber offenbar daraus gelernt. Informationen unserer Zeitung zufolge haben die Kickers im Fall Lemmer erfolgsabhängige Nachschläge im Kontrakt verankern lassen.

Danke für diesen jahrelangen Support. Ich habe mich immer vom Verein und von den Fans getragen und unterstützt gefühlt.

Jakob Lemmer, der den OFC nach sechs Jahren verlässt

Georg hielt sich auch hierzu bedeckt, sagte nur: „Unser Anspruch und Ziel ist es, dass wir junge Spieler nicht unter Wert abgeben.“ Die Wechsel von Huseinbasic sowie Lemmer zeigen Georg zufolge, dass der OFC „auf dem Markt sehr positiv wahrgenommen wird“. Zugleich betont er: „Wird sind kein Sprungbrettverein, sondern wollen selbst hoch.“ Ist es dann aber nicht ein fatales Signal, als Dritter trotz eines Rückstandes von acht Punkten auf Platz eins, den Topscorer (acht Tore, vier vorlagen) abzugeben? „Natürlich hätten wir Jakob Lemmer gerne über den Sommer hinaus bei uns gesehen“, so Georg. „Das ist jedoch im Sport ein ganz normaler Vorgang und ändert nichts an unserer ambitionierten Herangehensweise für die restlichen Spiele. Nach der Saison wäre der Wechsel ablösefrei über die Bühne gegangen und man weiß nicht, wie sich die Leistung des Spielers angesichts des ohnehin feststehenden Transfers entwickelt hätte.“

Ein Versäumnis von Seiten der Kickers sieht Georg nicht. „Jakob Lemmer war mit der erste Spieler, den wir bezüglich einer Vertragsverlängerung kontaktiert hatten. Im September gab’s das erste Gespräch, kurz darauf das erste Angebot. Danach haben wir nahezu jede Woche nachgehakt. Viel früher kann man nicht verhandeln.“ Lemmer bestätigte, dass sich der OFC „sehr um meinen weiteren Verbleib bemüht“ hat. Vor einigen Tagen teilte er den Kickers dann mit, dass er sich für einen vorzeitigen Wechsel entschieden habe.

Die Kickers stimmten dem Transfer zu, auch aus wirtschaftlichen Gründen. „Es ist kein Geheimnis, dass das finanziell ein schwieriges Jahr für uns ist, weil die Kosten in allen Bereichen explodieren und eine Zusatzbelastung auf das Budget drückt. Es ist jedoch kein Notverkauf, sondern für alle schlichtweg die beste Lösung.“ Ob der OFC Ersatz für Lemmer holen wird, ist offen. Als interne Lösungen für die Position im rechten Mittelfeld bieten sich Shako Onangolo, Lucas Hermes und vor allem Dominik Wanner an, der schon mit Lemmer als Flügelzange agierte und den Part auf der „falschen“ Seite übernehmen könne, so Georg. Für links steht Rafael Garcia zur Verfügung. Einen weiteren Flügelspieler werde man nur holen, wenn dieser eine echte Verstärkung sei, „ohne eine hohe Ablöse zu kosten“. Bis Monatsende ist das Transferfenster noch geöffnet.

Von Christian Düncher

Nächster Schritt nach 60 Spielen für den OFC

Jakob Lemmer wurde 26. April 2000 in Gießen geboren. Von Eintracht Frankfurt wechselte der offensive Außen 2016 zu den Offenbacher Kickers, spielte dort in der U17 und U19, ehe er 2019 in der Partie bei der TSG Balingen (2:2) sein Debüt bei den Profis in der Regionalliga gab. In der Saison 2021/22 war der Rechtsfuß an den Ligarivalen RW Koblenz verliehen, wo er sich enorm weiterentwickelte (35 Einsätze, sechs Tore, sechs Vorlagen). Nach seiner Rückkehr zum OFC knüpfte er an diese Leistungen an. Nun wagt Lemmer (22) nach 60 Pflichtspielen für die Kickers (14 Tore, zehn Vorlagen) den nächsten Schritt. (cd)

Auch interessant

Kommentare