Eishockey: Erstes Play-off-Viertelfinale der Löwen Frankfurt gegen Crimmitschau

Im Trainerzimmer flimmern Videobilder von den Eispiraten Crimmitschau über den Laptop. Adam Mitchell kann es kaum erwarten, dass es endlich losgeht: „Wir sind alle sehr gespannt“, sagt der Kapitän der Löwen Frankfurt. „Eishockey in den Play-offs ist der beste Sport der Welt. Die Spiele sind schneller, härter, spannender, das macht wahnsinnig viel Spaß.“ Von Markus Katzenbach
Frankfurt – Dass „alle wieder bei Null anfangen“, sagt Mitchell auch noch. Tatsächlich hilft es den Löwen an diesem Freitagabend (19.30 Uhr) nicht mehr viel, wenn sie am Ratsweg den Besuch aus Crimmitschau zum Start der Viertelfinalserie empfangen, dass sie die Hauptrunde in ihrem fünften DEL-2-Jahr erstmals als Erster beendet haben, mit den meisten Punkten, den meisten Toren und den zweitwenigsten Gegentoren.
„Wir wollen den größtmöglichen Erfolg. Dass wir die Hauptrunde als Erster abgeschlossen haben, zeigt, dass wir nicht nur angetreten sind, um uns weiter zu entwickeln“, umschreibt Sportdirektor Franz-David Fritzmeier die Titel-Ambitionen. Das Fernziel ist eine erstklassige Zukunft in der DEL, ab 2021 ist der Aufstieg wieder möglich. Dass die mit diesem Hintergedanken zusammengesetzte aktuelle Mischung aus erfahrenen Führungskräften und vielen jungen Spielern aber schon jetzt die Mittel zum Meisterwerden hat, haben Mitchell und Co. in den Punktspielen bewiesen.
Ob sie es aber auch umsetzen können, wenn „die fünfte Jahreszeit“ beginnt, wie Fritzmeier die Play-offs mit ihrer flotten Termin-Taktung nennt? „Da gibt es viele Faktoren: Mehr Druck, ein anderer Spielrhythmus, eine andere Stimmung“, sagt der Sportdirektor, indes: „Wir erwarten, dass die Mannschaft das schnell annimmt. Und dass jeder Spieler sein Level noch einmal steigert.“
Der kleine Heimvorteil soll ein „Faustpfand“ werden, so Fritzmeier, „bei unseren Fans“. Die Breite des Kaders ebenso – kaum ein anderer Zweitligist spielt wirklich mit vier vollen Sturmreihen. „Wir haben schon gemerkt, dass wir gegen Ende der Spiele oft noch mehr Kraft haben als der Gegner“, berichtet Verteidiger Marius Erk.
Im sportlichen Kerngeschäft bleiben noch einige Fragen unbeantwortet. Wer das Tor hütet, zum Beispiel – da könnte der erfahrene Ilya Andryukhov erstmal Bastian Kucis vorgezogen werden. Gerüstet ist man für alle Fälle, vielleicht auch für ein Wechselspiel. Wie bei der Frage, wer als fünfter Löwe ohne deutschen Pass auf die Tribüne muss. Der Trend spricht gegen Antti Kerälä, womöglich kommt er aber ins Rotieren. Mit Tousignant?
So groß das Gedränge in der verrückten Hauptrunde war, so eng könnten auch die Play-offs werden. „Mindestens sechs Teams können Meister werden“, glaubt Mitchell, um bei der Favoritenfrage doch gesundes Löwen-Selbstbewusstsein zu demonstrieren: „Bietigheim – und wir.“ Dass man gerade in diesem voller Überraschungen steckenden DEL-2-Jahr keinen Gegner unterschätzen darf, weiß er freilich auch. „Crimmitschau kann uns sehr gefährlich werden“, warnt er. In den K.o.-Spielen um die letzten Viertelfinalplätze hat der Hauptrundenzehnte immerhin die Hessenrivalen von den Kassel Huskies, vor der Runde als Meisterschaftsanwärter gehandelt, ausgeschaltet.
Die Löwen wiederum haben alle vier Punktspiele gegen die Eispiraten gewonnen, das letzte am letzten Spieltag, im Penaltyschießen. „Man hat gesehen, dass wir auch unter Druck funktionieren“, macht Erk das keine Sorgen, Kapitän Mitchell hat einen ganz einfachen Play-off-Rat an die jungen Kollegen: „Spaß haben und alles geben. Diese Zeit muss man genießen.“ Und dementsprechend haben die Löwen sich ein Play-off-Motto ausgedacht: „Showdown in Bembeltown.“
Immer ein Heimspiel mehr für die Löwen
Die DEL-2-Finalserie wird im Modus „Best of Seven“ gespielt: Wer zuerst viermal gewonnen hat, zieht weiter. Es wird abwechselnd zu Hause und auswärts gespielt. Die Mannschaft, die in der Hauptrundentabelle höher geführt wird, beginnt die Serie mit einem Heimspiel und hat im Zweifel einen Auftritt mehr vor eigenem Publikum.
Die Frankfurter Löwen würden dieses Privileg als beste Mannschaft der Punktrunde bis ins Finale genießen. Im Halbfinale würden sie auf den Club treffen, der in der Tabelle am schlechtesten platziert war – zum Beispiel den EC Bad Nauheim, der es jetzt als Tabellensechster mit den drittplatzierten Ravensburg Towerstars zu tun bekommt.