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Bodoczi beherrscht das Spiel auf der Planche

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Von: Holger Appel

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Nikolaus Bodoczi
Nikolaus Bodoczi vom Fechtclub Offenbach © -

Der eine oder andere Sportler wusste die leidige Corona-Zwangspause gut zu nutzen. Nikolaus Bodoczi vom Fechtclub Offenbach zählt zweifellos dazu. Der 29-Jährige hat sich beruflich etabliert und greift nun wieder voll an auf der Planche.

Offenbach – Platz 13 beim Degen-Weltcup in Doha/Katar unter 238 Teilnehmern. Bester deutscher Athlet. Nikolaus Bodoczi vom Offenbacher Fechtclub hat mit Blick auf die Europameisterschaft im Juni in Krakau und die Weltmeisterschaft im Juli in Mailand mächtig Werbung in eigener Sache betrieben – „auch wenn am Ende im 16er K.o. der Tank leer war. Ich weiß aber, was ich kann, konnte trotz des klaren Wettbewerbsnachteils mit Vollprofis aus anderen Nationen prima konkurrieren. Ich habe unter anderem in Ruben Limardo einen Olympiasieger aus Venezuela geschlagen. Wenn alles normal läuft, bin ich schon für die EM und die WM qualifiziert. Da liege ich jetzt in der Wertung weit vorn mit meinem Kumpel Richard Schmidt vom FC Tauberbischofsheim. Und wenn ich wieder so fechte wie jetzt in Doha, weiß ich, dass ich besser sein kann als der Rest“, sagt Bodoczi, den „die Motivation wieder voll gepackt hat“. Die Olympischen Spiele 2024 in Paris bleiben sein großer Traum.

Sechseinhalb Jahre hat der Offenbacher in Budapest studiert, hat promoviert, ist jetzt Doktor der Zahnmedizin. 2020 stieg er als Assistenzarzt in der Praxis seiner Mutter Enikö in der Offenbacher Innenstadt ein. „Ich habe mich in der Coronazeit eingearbeitet in den Beruf, mich intensiv fortgebildet. Es gab zu diesem Zeitpunkt anfangs ja auch keine Fechtturniere. Als sie wieder begannen, hatte ich natürlich die Doppelbelastung mit Leistungssport und Beruf. Da war angesichts meiner 40-Stunden-Woche schnell klar, dass ich so weder international noch in Deutschland mithalten kann. Da bin ich weit unter meinen Möglichkeiten geblieben. Ich wollte zunächst bei meiner Mutter in der Praxis aber keine Extrawürste haben, doch sie kennt mich halt sehr genau und weiß, wie viel mir dieser Sport bedeutet“, berichtet Bodoczi.

Und gemeinsam fanden sie ab September 2022 eine Lösung. Nikolaus Bodoczi gestaltet nun mit Hilfe seiner Mutter seine Arbeitszeiten flexibler, kann somit öfter am Olympiastützpunkt in Tauberbischofsheim trainieren. Doppelter Vorteil: neben den intensiven Übungseinheiten, die ihm nun den Weg zurück in die Weltspitze ebneten, findet er auch mehr gemeinsame Zeit mit seiner Partnerin Carolin Golubytskyi, Florettfechterin des FC Tauberbischofsheim.

Der nächste Wettkampf steht für Bodoczi am 11. Februar in Berlin an, ein Qualifikationsturnier für die deutsche Rangliste. Auf ihr belegte er nach seiner längeren Erfolgspause noch Platz neun. In der Weltrangliste ist er auf Position 100 notiert. Zwei Wochen später steht für ihn in Heidenheim der nächste Weltcup auf dem Plan.

„Meine Brust ist breit nach Doha. Ich fahre nirgends hin, um Zweiter zu werden“, sagt Bodoczi voller Zuversicht und berichtet: „Die Erfahrung nimmt mit zunehmendem Alter und jetzt auch wieder vielen Wettkämpfen zu, vom Temperament bin ich viel ruhiger geworden. Ich kann im Gegensatz zu früher immer öfter einen kühlen Kopf bewahren, bin auf einem guten Weg. Ich beherrsche das Spiel auf der Planche“, versichert Bodoczi und ist dem Team seines Offenbacher Heimatvereins sehr dankbar. „Der FCO um die Vorsitzende Gudrun Bayer hat mich in dieser schwierigen Zeit prima unterstützt, vor allem in finanzieller Hinsicht“, berichtet er.

Auch das wird sich nach Erfolgen wie diesem in Doha und der guten Perspektive nun wieder ändern: Für Mitglieder der Nationalmannschaft kommt die Unterstützung vom Deutschen Fechter-Bund.

Von Holger Appel

13. in Doha
13. in Doha © -

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