„Das spornt mich jetzt richtig an“

Offenbach – Gefühlt waren alle, die beim FCO in der Verantwortung stehen oder sich ihm verbunden fühlen, begeistert. Im gerade 18 Jahre alt gewordenen David Dergay hatte ein Offenbacher Degenfechter am Samstag bei den deutschen U20-Meisterschaften dank starker Leistung das Halbfinale erreicht. Das verlor er knapp gegen den späteren Sieger Christoph Michalski aus Leipzig.
Doch Dergay haderte in den Minuten nach dem Gefecht – trotz der vielen Glückwünsche zum geteilten dritten Platz.
„Das waren eine oder zwei Aktionen, die mir gefehlt haben. Ich konnte einfach nicht mehr agieren“, sagte er kopfschüttelnd. „Aber besser als gar nichts, besser als in der ersten Runde rausfliegen“, ergänzte er trotzig, fügte aber gleich an. „Das spornt mich jetzt richtig an.“ Ein Lächeln wollte ihm zunächst nicht über die Lippen kommen.
Im Gegensatz zur FCO-Vorsitzenden Gudrun Bayer, die sagte: „Das ist ein Traum, dass er das geschafft hat, echt spitze.“ Trainer Gabriel Petrovici meinte zurückhaltend: „David hat gut gefochten. Wir trainieren viel, arbeiten hart – da müssen auch gute Ergebnisse kommen.“ Erst später, bei der Siegerehrung, die DFB-Turniermanager Thomas Knobloch mit Sparkassenvorstand Ulrich Kaßburg sowie den jüngsten Offenbacher Fechtern vornahm, war Dergay guter Laune.
Vor den finalen Kämpfen in der August-Heim-Halle, moderiert von FCO-Routinier Nikolaus Bodoczi, übernahm Offenbachs Oberbürgermeister Felix Schenke das (ab und zu streikende) Mikrofon. Er überreichte Karl-Heinz Ohlig, seit vielen Jahrzehnten Offenbachs, Hessens und Deutschlands Waffentechniker Nummer eins, für seine großen Verdienste die silberne Bürgermedaille der Stadt. Er hatte den überraschten Ohlig wegen eines „technischen Problems“ in die Fechthalle rufen lassen, in der auch viel von dessen Wissen steckt. Schwenke hatte einen schönen Vergleich parat: Karl-Heinz Ohlig sei für die Fechter in etwa das, „was die gelben Engel des ADAC für die Autofahrer sind“. Der bald 80 Jahre alte Ohlig, in der Fechtwelt als „Schräubler“ bekannt und als Techniker mehrmals bei Olympischen Spielen dabei, nahm das grinsend zur Kenntnis.
Zuvor hatten sich auch die Offenbacher Fechterinnen in der Vorrunde und den anschließenden K.o-Kämpfen in der Halle der Edith-Stein-Schule gut präsentiert. Matilda Kunisch war im Heimspiel auf Platz 20 beste Offenbacherin. Sie verlor 13:15 im 32er-Tableau gegen die spätere Dritte Guilia Albrecht aus Heidenheim. Ihre Teamkollegin Fiona Fricke unterlag in dieser Runde gegen die spätere Siegerin Katharina Kozielski aus Tauberbischofsheim, Ina Sternberg im 64er K.o. ganz knapp gegen Franziska Eichhorn aus Heidenheim. „Wir haben uns alle drei sehr gut geschlagen. Die Gegnerinnen waren bis zu vier Jahre älter als wir“, sagte Kunisch. Sternberg stimmte zu: „Wir waren insgesamt sehr gut dabei, wir sind ja erst 14 Jahre alt.“ Trainer Petrovici war sogar „super zufrieden“ mit diesem Trio. „Wir waren einmal im 64er und zweimal im 32er K.o. Diese Meisterschaften sind eine ganz andere Kategorie als sonst. Da darf man mal verlieren.“ Im Teamwettbewerb am Sonntag sprang der gute vierte Platz heraus.
Von Holger Appel
