Ein hartes Stück Arbeit: HSG Hanau siegt trotz Schwächephase 31:28 gegen TV Kirchzell

Ein Spiel, das wenige Wünsche offenließ, erlebten knapp 500 Zuschauer am Sonntagabend in der Hanauer Main-Kinzig-Halle. Dort lieferten sich die beiden Drittligisten HSG Hanau und TV Kirchzell ein temporeiches, packendes Duell, das in der Schlussphase noch einmal sehr spannend wurde. Am Ende behielt die HSG aber mit 31:28 die Oberhand.
Hanau – Als Hanaus Top-Torjäger Maximilian Bergold vier Minuten vor dem Abpfiff zur Siebenmeterlinie schritt, lastete noch mehr Druck auf seinen Schultern als bei einem normalen Strafwurf. Der eigentlich sehr komfortable Neun-Tore-Vorsprung der Hanauer war auf nur noch zwei Treffer zusammengeschmolzen, beinahe neun Minuten war die HSG ohne Tor geblieben. Der schon sicher geglaubte Sieg stand plötzlich wieder auf der Kippe.
Bergold bleibt vom Siebenmeterpunkt eiskalt
Bergold ließ sich davon jedoch ebenso wenig beeindrucken wie von den Psychospielchen des Kirchzeller Torwarts Joshua Löffelmann direkt vor dem Strafwurf: Humorlos netzte der Torgarant ein, ballte die Faust in Richtung des jubelnden „Blauen Blocks“ und legte mit seinem Treffer den Grundstein dafür, dass für Hanau gegen den TVK nichts mehr anbrannte und der Verein aus der Niederlage des Konkurrenten aus Ferndorf am Vortag Kapital schlagen konnte.
Der Weg dorthin war allerdings reichlich steinig, denn die um den Klassenerhalt kämpfenden Gäste zeigten schon in der Anfangsphase, dass sie nicht gewillt waren, die beiden Punkte kampflos herzuschenken. Zwischenzeitlich führten die vor allem im Angriff stark aufspielenden Unterfranken mit zwei Treffern und die HSG benötigte in der von beiden Seiten mit viel Tempo geführten Partie gut eine Viertelstunde, um die Spielkontrolle an sich zu reißen.
HSG Hanau erspielt sich Sechs-Tore-Führung zur Halbzeit
Das lag auch daran, dass mit Luca Braun ein wichtiger Spieler der Hanauer ausfiel – der Linkshänder hatte sich im Training einen Finger ausgekugelt. Im Angriff sprang vor allem der gerade erst wieder genesene Jannik Ruppert im rechten Rückraum ein, war als Rechtshänder aber naturgemäß nicht die optimale Lösung für diese Position. In der Abwehr fand die HSG derweil nicht zu ihrer gewohnten Stabilität, sodass die torgefährlichen Gäste gerade beim Zusammenspiel mit Kreisläufer Leon David für viel Gefahr sorgten und immer wieder zu Toren kamen.
Nach etwa einer Viertelstunde und beim Stand von 8:8 wurden die Gastgeber aber allmählich stärker. Im Tor konnte sich Can Adanir wiederholt auszeichnen, im Angriff funktionierte unter anderem das Zusammenspiel zwischen Jonas Ahrensmeier im Rückraum und David Rivic am Kreis immer besser. Die HSG profitierte zudem von einigen Zeitstrafen für die Gäste, die Kirchzells Trainer Alexander Hauptmann nach Schlusspfiff als „etwas komisch“ bezeichnete, erspielte sich einen Vorsprung und baute diesen bis zum Seitenwechsel auf 17:11 aus.
Unerklärlicher Bruch im Spiel der HSG Hanau
Zu Beginn der zweiten Hälfte setzte sich Hanau weiter ab und ließ sich auch durch die Rote Karte gegen Dziugas Jusys – der Kreisläufer hatte Tim Häufglöckner recht ungestüm umgerissen – nicht aus dem Konzept bringen. Zwar verflachte die Partie etwas, wobei sich beide Teams teils haarsträubende Fehler leisteten und nicht mehr volles Tempo gingen, bis zum 28:19 durch Julian Fulda zwölf Minuten vor Schluss sah es aber nach einem weiteren klaren Heimsieg aus.
„Hanau hat den Sack aber nicht zugemacht und hatte dann einen Bruch im Spiel“, so Hauptmann nach Spielende. Über die Gründe dafür konnte der Gästetrainer nur spekulieren, den Unterfranken konnte es jedenfalls nur recht sein, denn sie witterten noch einmal Morgenluft und machten sich mit viel Kampfgeist daran, den Rückstand zu verkürzen. Waren es im ersten Durchgang noch die Hausherren gewesen, die von einigen fragwürdigen Schiedsrichterentscheidungen profitiert hatten, so hinterließen einige Pfiffe der Unparteiischen nun bei HSG-Coach Hannes Geist große Fragezeichen im Gesicht – unter anderem bekam Kirchzell etliche Strafwürfe zugesprochen. Andererseits spielte Hanau im Angriff auch nicht mehr so konsequent wie zuvor, erarbeitete sich kaum noch gute Chancen und leistete sich ungewohnt schwache Würfe.
HSG Hanau setzt sich an Tabellenspitze etwas ab
Fast neun Minuten lang blieb der Tabellenführer ohne Treffer, wodurch Kirchzell auf nur noch zwei Tore Rückstand herankam und an der Sensation schnupperte. Mit seinem Treffer von der Siebenmeterlinie brach Maximilian Bergold aber endlich den Bann, David Rivic legte im folgenden Angriff nach und machte dadurch mit etwas Verspätung endgültig den Deckel drauf.
„Es war ein Spiel mit unterschiedlichen Phasen“, ordnete Hannes Geist ein: „Von der 10. bis zur 48. Minute waren wir sehr gut, davor und danach nicht. Damit bin ich nicht zufrieden, aber angesichts der überragenden Saison, die wir spielen, muss ich der Mannschaft auch so eine Schwächephase zugestehen.“ Durch den 31:28-Erfolg setzte sich die HSG an der Tabellenspitze etwas ab und steht nun vier Punkte vor dem TuS Ferndorf, der eine Partie weniger absolviert hat.
HSG Hanau: Adanir, Tomm; Ahrensmeier (3), Bergold (5/2), Ireland, Fulda (2), Gerst (4), Jusys, Marquardt (3), Ritter (3), Rivic (6), Ruppert (3), Schiefer, Strohl (2) - Schiedsrichter: Henker / Schirmacher - Siebenmeter: HSG 2/2, TVK 8/7 - Zeitstrafen: HSG 4, TVK 6 - Besonderes Vorkommnis: Rote Karte für Dziugas Jusys (HSG, 33.) - Zuschauer: 480
Von Robert Giese