Erfahrener Leader und großer Bruder: HSG Hanau II setzt auf Daniel Kegelmann

Geduld war von den Handballern der HSG Hanau II gefordert. Nun freut sich der Aufsteiger mit einjähriger Verspätung auf den Anpfiff für das Abenteuer Oberliga. Für Kapitän Daniel Kegelmann schließt sich dabei ein Kreis.
Hanau – Über fünf Jahre liegt das letzte Oberliga-Spiel von Daniel Kegelmann zurück - und das war ein ganz besonderes Spiel, denn damals feierte die erste Mannschaft der HSG Hanau mit einem Heimsieg gegen den TV Hüttenberg II den Aufstieg in die 3. Liga. Den Weg in die Drittklassigkeit ging der Rückraumspieler damals nicht mit, sondern schloss sich der zweiten Garnitur der HSG in der Landesliga an. Nun steht für das Team von Norbert Wess nach einem Jahr Verzögerung endlich die Oberliga-Premiere an, und der mittlerweile 32-jährige Kegelmann läuft erneut in Hessens höchster Spielklasse auf.
„Er ist ein ganz erfahrener Spieler und sehr wichtig für uns“, sagt Wess über seinen Kapitän, auf den er nach dem Aufstieg ungern verzichtet hätte, schließlich ist Kegelmann im relativ jungen Kader der Hanauer neben Sebastian Siegmund einer der wenigen verbliebenen Spieler mit viel Erfahrung. Und er ist sich seiner Rolle und der Verantwortung, die sie mit sich bringt, vollauf bewusst: „Die Oberliga ist noch einmal etwas ganz Anderes“, sieht Kegelmann eine große Herausforderung auf die Hanauer zukommen, „deshalb hänge ich noch einmal ein Jahr dran - mindestens.“
Fouls an seinem kleinem Bruder Janik: Daniel macht klare Ansage
In dieser Spielklasse erwarten Hanau deutlich härtere Abwehrreihen „und viele abgezockte Spieler“, wie der Rückraumspieler weiß, der das Team daher weiter als Kapitän führen will. Erfahrene Spieler wie er müssten „in wichtigen Momenten vorangehen“, damit sich der Aufsteiger auch in der neuen Liga behaupten könne. Außerdem will der Rechtshänder mit seinem acht Jahre jüngeren Bruder Janik, der oft von Knieverletzungen ausgebremst wurde, zusammenspielen, auch wenn der 32-Jährige sich nicht sicher ist, „wie ich auf dem Spielfeld reagiere, wenn er richtig eine abbekommt oder unsportlich angegangen wird. Da ist man ja doch schnell in der Rolle des großen Bruders.“
Nicht nur zu seinem Bruder, auch zum Rest der Mannschaft hat Kegelmann ein enges Verhältnis. „Wir sind jetzt über Jahre hinweg ein eingeschworenes Team“, beschreibt er die Stärken der Mannschaft, in der nicht einzelne Spieler überragten. Vielmehr sei das Kollektiv für die Erfolge verantwortlich, auch den Aufstieg in die Oberliga vor inzwischen anderthalb Jahren habe ihnen dieser enge Zusammenhalt gesichert.
Dort wollen sich die Hanauer, deren erste Oberliga-Saison durch die Corona-Pandemie ins Wasser fiel, nun festsetzen und weiter ihre Stärken in die Waagschale werfen. „Wir wollen auf jeden Fall die Klasse halten, haben aber eine schwierige Gruppe erwischt“, meint Kegelmann, „Bürgel und Dotzheim dürften das Maß aller Dinge sein.“ Die HSG sei als Liganeuling eher der Außenseiter, will sich aber nicht verstecken: „Gerade bei uns in der Doorner Halle wollen wir punkten und die großen Teams ärgern.“

In die Karten könnte den Hanauern dabei spielen, dass in der Oberliga ab dieser Saison die Benutzung von Harz erlaubt ist. Kegelmann selbst hat zwar nur während seines Drittliga-Jahres in Nieder-Roden regelmäßig mit dem Haftmittel gespielt, aber wie der Großteil seiner Mitspieler wenig Schwierigkeiten bei der Umgewöhnung - vielmehr eröffne das Haftmittel der Mannschaft neue Möglichkeiten. „Unser Manko war es in den vergangenen Jahren oft, dass wir mit Würfen aus dem Rückraum nicht gefährlich genug waren“, erklärt der 32-Jährige, „da haben wir mit Harz jetzt bessere Chancen, mir selbst hilft das bei Schlagwürfen zum Beispiel sehr.“ Für den Vollbluthandballer selbst haben sich die Prioritäten inzwischen etwas verschoben, der Sport steht nicht mehr über allem, „und es ist schön, dass es so ist, denn ich habe eine anderthalbjährige Tochter“, erzählt Kegelmann. Da er auch beruflich stark eingebunden sei, sei es schwierig, „das alles immer unter einen Hut zu bringen“, mit seiner Routine könne er beim Handball aber viel wettmachen und wisse nach etlichen Verletzungen auch, besser auf seinen Körper zu hören.
Das hört Wess gerne, denn der Routinier könnte in der Premierensaison in der Oberliga eine wichtige Rolle im Team einnehmen und mithelfen, es in der Liga zu etablieren. Für Kegelmann selbst „schließt sich jetzt, wenn ich wieder in der Oberliga spiele, der Kreis - wobei“, berichtigt er sich, „er sich eigentlich erst dann schließt, wenn wir in der Oberliga bleiben.“ (Von Robert Giese)