Mit ganz viel Herzblut

Maria Simon ist seit mehr als 50 Jahren für die Turner der TG Nieder-Roden im Einsatz. Dafür wurde sie nun mit dem erstmals vergebenen Erich-Müller-Preis ausgezeichnet
Offenbach – Maria Simon muss noch immer lachen, wenn sie von diesem Augenblick erzählt. „Spinnt ihre denn alle“, habe sie in ihrer ersten Reaktion die Vorstandskollegen der TG Nieder-Roden mit grimmigem Blick gefragt, als diese ihr den Termin am vergangenen Montag im Offenbacher Büsing Palais ans Herz gelegt hatten. Geht eigentlich gar nicht. Montags ist Kinderturnen in der Halle an der Wiesbadener Straße in Nieder-Roden.
Ist ein fester und unumstößlicher Termin für die Trainerin und Abteilungsleiterin, seit vielen Jahren. Trainerkolleginnen sprangen aber ein und Simon machte sich auf den Weg zur Gala des Sportkreises Offenbach, der in diesem Jahr seit 75 Jahren besteht. Sie sollte die Fahrt nicht bereuen.
Dass sie dort als Erich-Müller-Preisträgerin auf der Bühne stehen durfte, macht die 74-Jährige sehr stolz. Und sie hat sich diese Auszeichnung für ihr ehrenamtliches Engagement redlich verdient. „Maria Simon arbeitet zwar wie so viele andere unscheinbar im Hintergrund, macht aber mit ganz viel Herzblut ganz viel für die Jugend, den Sport und die Vereinskultur, sie steht selten im Mittelpunkt“, sagt Sportkreisvorsitzender Jörg Wagner und ergänzt: „Ich habe Maria Simon als sehr sympathische Frau kennengelernt, die immer strahlt, die anpackt und alle Aufgaben positiv angeht.“

Simon turnte als Kind zunächst bei der SG Nieder-Roden, dem Verein ihres Vaters, wechselte dann zum Nachbarn TG. „Da gab es eine neue Halle, ich habe Freunde gefunden, bei der TG war immer was los. Ich war selbst keine begnadete Turnerin, bin immer geblieben, die richtig guten Turnerinnen ziehen ja meist schnell weiter“, berichtet sie. Simon heiratete, wurde Mutter „und da war zwar diese schöne Halle in Nieder-Roden, aber kein Angebot für drei- bis sechsjährige Kinder mit ihren Mamas“. Sie nahm sich der Aufgabe an, kurze Zeit später war sie dann auch gleich Abteilungsleiterin. „Ich saß damals bei der Mitgliederversammlung, wollte mich einbringen. Außer mir hat sich da niemand gerührt – und 50 Jahre später mache ich das noch immer“, erzählt sie.
Als Trainerin betreut sie montags zwei Gruppen, insgesamt drei Stunden lang. Strahlende Gesichter empfindet sie als motivierend. „Ich bin aber nicht alleine, ich habe tolle Helferinnen und Trainer“, sagt Simon.
Besondere Höhepunkt sind für sie im lokalen Bereich die Weihnachtsfeiern mit den Auftritten der Kinder im Bürgerhaus Nieder-Roden sowie im überregionalen Rahmen die deutschen Turnfeste wie 2009 in Frankfurt. Da waren viele Teilnehmer auch in Nieder-Roden untergebracht, Simon und Kolleginnen standen schon um 5 Uhr für die Frühstücksvorbereitung bereit. Ehrensache, wie sie meint. Ihr großes Hobby, da muss sie selbst wieder lachen, war über Jahre in der Karnevalszeit das Training des Männerballetts. „Aber die Jungs sind alle in die Jahre gekommen. Es gibt jetzt nach Corona wieder ein neues Team, aber nicht mehr unter meiner Leitung. Ich hatte zwar immer viel Spaß, aber jetzt werden moderne Ideen benötigt“, sagt Simon
Stichwort Corona: Die vergangenen Jahre; geprägt von der Pandemie, waren nicht einfach für die TGN-Turnabteilung, wie sie zugibt. „Es ging zum Teil ja gar nichts mehr. Wir haben via Internet versucht, Kinder und Eltern bei der Stange zu halten. Letztlich hat das auch so einigermaßen geklappt. Jetzt sind viele neue Kinder dazugekommen, das sieht gut aus.“ Die Turnabteilung der TGN hat wieder mehr als 300 Mitglieder, geführt von einer erfahrenen und engagierten Leiterin.
Von Holger Appel