Rudi Völler legt alte Rivalität zu 93ern beiseite

Hanau - Anlässlich des 125-jährigen Bestehens des ältesten hessischen Fußballvereins FC Hanau 1893 gab sich die oberste Riege deutscher Fußballpersönlichkeiten die Ehre. Von Philipp Swierzy
Der Hanauer Ehrenbürger Rudi Völler, Weltmeister von 1990 und einstiger OFC-Stürmer, überbrachte gemeinsam mit DFB-Präsident Reinhard Grindel den Verantwortlichen der 93er persönlich seine Glückwünsche. In der Hauptgeschäftsstelle der Hanauer Sparkasse lud der Klub zum illustren Jubiläumstalk mit Moderator Ralf Scholt. „Es ist selbstverständlich, dass ich als Hanauer hier bin. Aber es ist nicht selbstverständlich, dass Reinhard Grindel sich die Zeit nimmt“, meinte Völler. In Anbetracht des straffen Terminkalenders des DFB-Präsidenten ein symbolischer Auftritt, der dessen Wertschätzung für die Nachwuchsarbeit der deutschen Clubs deutlich macht. „125 Jahre Hanau 93 heißt auch, wir feiern 125 Jahre ehrenamtliches Engagement“, sagte Grindel. „Das ist der einzige Grund, warum ich gekommen bin.“
Doch auch, dass der in Hanau geborene Völler persönlich erschien, war alles andere als selbstverständlich. Das Fußballspielen gelernt hat der Geschäftsführer Sport von Bayer 04 Leverkusen beim Stadtrivalen TSV 1860 Hanau. Und Völlers Vater war Jugendtrainer bei 1860. „Ich hatte viele Derbys mit Hanau 60 gegen Hanau 93“, berichtete Völler, der die Rivalität über 40 Jahre später lässig ad acta legte. „Ich bin natürlich Sechziger, aber nach so vielen Jahren bin ich mehr Hanauer geworden.“
Ein Wechsel zu Hanau 93 hätte zu Völlers Jugendzeiten jedoch einen „Familienkrach“ ausgelöst. „Ich bin damals lieber zum OFC gewechselt“, erklärte Völler. Es gab für den talentierten Stürmer ohnehin nur zwei Optionen, die einen Weggang aus Hanau rechtfertigen konnten: „Entweder Kickers Offenbach oder Eintracht Frankfurt.“ Völlers Sympathien waren jedoch frühzeitig vergeben. „Ich war immer OFC-Mann, bin mit meinem Bruder immer zum OFC und deshalb war klar, ich gehe zum Bieberer Berg. Früher war Hanau auch OFC-Gebiet, mittlerweile sind ja nur noch Eintrachtler hier“, gab Völler schmunzelnd zu.
Zur Talkrunde um Völler und Grindel gesellten sich im Laufe des Abends zwei Spieler, die der 93er-Zweitligamannschaft der Saison 1977/78 angehörten. Torhüter Michael Krumbe und Goalgetter Karl-Heinrich Schleiter spielten damals gegen die Kickers und Rudi Völler. Ein kurzer Video-Rückblick auf das damalige Aufeinandertreffen weckte bei den Beteiligten und geladenen Gästen Erinnerungen an den Charme vergangener Fußballzeiten. Lediglich Völler erinnerte sich nur vage und vielleicht auch eher ungern: „Ich war damals noch schlecht“, meinte er selbstkritisch.
Der Vorsitzende der 93er, Frank Feuerriegel, zeigte sich angetan vom Talk mit Völler und dem DFB-Präsident. „Ich denke mal, die hatten auch ihren Spaß, da sie mal ein bisschen frei reden konnten“, sagte Feuerriegel. Grindel äußerte seine Hoffnung, dass unterklassig spielende Vereine künftig wieder verstärkt auf die Jugendarbeit setzen, anstatt Spielern teils unverhältnismäßig hohe Gehälter zu zahlen.
Das sei bei Hanau 93 nicht der Fall, versicherte Feuerriegel. „Es gibt Vereine, die verlassen sich auf einen großen Sponsor und haben große Etats. Wir bauen hier aber Stück für Stück etwas auf.“ Bei den 93ern kicken unter anderem die Ex-Profis Michael Fink, Ervin Skela und Danyel Cimen. Ohne die zusehends breiter aufgestellte Sponsorenbasis wäre die Verpflichtung solcher Spieler aber „natürlich auch nicht möglich“, weiß Feuerriegel. Als Geburtstagsgeschenk überreichte Völler im Namen von Bayer einen symbolischen Scheck über 1893 Euro. Auch Völler und Grindel wurden nicht mit leeren Händen aus der illustren Talkrunde entlassen. Die Verantwortlichen von Hanau 93 übergaben ihren prominenten Gästen einen Hanauer „Survival-Kit“ inklusive frischem „Äppelwoi“.