Seit Jahren joggen Kalli Flach und Gerhard Dönges um die Wette

Nach einer Stunde und 28 Minuten joggt Gerhard Dönges, 85 Jahre, ins Ziel. Kalli Flach folgt nur sieben Minuten später. Beide haben gerade die 42. Ausgabe des Koberstädter Waldmarathons in Egelsbach absolviert, als Rennälteste über die 10-Kilometer-Distanz. Der Stadionsprecher jubelt ihnen zu, die Zuschauer applaudieren, eine Frau aus dem Publikum will sogar ein Foto mit Flach.
Hanau – „Bis Kilometer fünf bin ich volle Kanne unterwegs gewesen. Danach habe ich ein bisschen langsamer gemacht. Weil ich gemerkt habe, dass ich ihn nicht mehr kriege“, sagt Flach, schaut zu seinem Freund und lacht. Seit fünf Jahren laufen Kalli Flach aus Rodenbach und Gerhard Dönges aus Ortenberg zusammen auf Wettkämpfen. Also zumindest bewusst und geplant.
Denn die beiden Ausdauersport-Veteranen haben schon viele gemeinsame Rennen bestritten. So traten sie jeweils bei der ersten Ausgabe des Frankfurt Marathons an, 1981 war das, bestritten ihn danach viele weitere Male. Genauso den Brüder-Grimm-Lauf in Hanau, wo Flach und Dönges bei der Premiere 1984 am Start waren. „Kalli ist ihn seitdem 34 mal gelaufen, wurde Rekordhalter, ich habe es immerhin 13 mal geschafft“, sagt Dönges.
Während ihres Sportlerlebens sammelten Flach und Dönges sportliche Ausnahmeleistungen wie andere Panini-Sticker. Nach einer Kanada-Reise besuchte Flach 1996 seine Tochter in den USA und war beim 100. Jubiläum des Boston-Marathons dabei. 1997 zog Dönges mit dem New-York-Marathon nach, zwei Jahre zuvor hatte er bereits den 100-Kilometer-Lauf von Biel geschafft. „Da habe ich elf Stunden für gebraucht“, sagt er.
So richtig getroffen haben sich die beiden aber erst jetzt, im Alter. „Zu Anfang sind wir viel in Oberhessen unterwegs gewesen, haben bei den Läufen in Altenstadt und Ranstadt mitgemacht“, erzählt Flach. Mittlerweile sind sie auch südlich des Mains aktiv, wie eben beim Koberstädter in Egelsbach. Wie war der Tag danach? „Ich bin gestern ganz normal durch den Wald gebrummt“, sagt Flach. Jeden Tag bis zu eineinhalb Stunden. Und auch Dönges ist schon wieder unterwegs, bei sich am Glauberg. Seit Kurzem trägt Dönges seinen vierten Herzschrittmacher. „Ich habe einen hohen Batterieverbrauch“, sagt er mit einem Schmunzeln. „Bei Läufen schaue ich aber zur Sicherheit, wo das Rote Kreuz ist. Die wundern sich immer, dass ich kurz nach dem Rennen auf Normalpuls bin.“
Ans Aufhören denken Flach und Dönges noch lange nicht. Gleich am Wochenende steht die Main-Kinzig-Challenge in Wächtersbach an. Dönges findet: „Dass man jetzt noch so weit gesund ist und laufen kann, ist ein Geschenk des Himmels.“
Von Julius Fastnacht