Willi-Hosemann-Cup: Fortsetzung nicht regelkonform

Fußball. Nach dem Eklat beim Willi-Hosemann-Cup in Großauheim, wo am Samstag zwei Schiedsrichter nach beleidigenden Äußerungen von den Zuschauerrängen nicht mehr dazu bereit waren, das Turnier zu Ende zu pfeifen (wir berichteten), sind auf Nachfrage unserer Zeitung am Montag neue Details ans Licht gekommen.
Von David Lindenfeld
Der stellvertretende Kreisschiedsrichterobmann Philipp Götzl-Mamba stellt klar, dass das Turnier von den Schiedsrichtern definitiv abgebrochen wurde. Eine Fortsetzung durch einen Ersatzschiedsrichter des Vereins sei nicht regelkonform gewesen.
Es läuft das zweite Halbfinale des Willi-Hosemann-Cups in Großauheim zwischen der U19 des FC Erlensee und Rot-Weiß Großauheim, als die Emotionen in der Halle nach einer vermeintlichen Fehlentscheidung des Schiedsrichters Holger Freese zum wiederholten Male hochkochen. Bereits zuvor waren er und sein Kollege Timo Euler laut Norbert Klauer, dem Vorsitzenden des Gastgebers VfB Großauheim, von den Zuschauerrängen und den Spielern verschiedener Mannschaften mehrmals verbal angegangen worden.
Wie die Schwierigkeiten begannen„In der Vorrunde gab es gar keine Probleme, aber ab dem Viertelfinale wurde es ruppiger. Mein Gefühl war, dass die Schiedsrichter die Spiele von da an nicht mehr so ganz im Griff hatten“, berichtet Klauer, der auf die vielen brisanten Duelle verweist, die das Turnier zu bieten hatte: „Es ist ja auch nicht so ganz einfach für die Schiedsrichter, so ein Hallenturnier zu pfeifen, bei dem fast alle Spiele Derbys sind.“
Mehrere Fehlentscheidungen sollen dafür gesorgt haben, dass die Stimmung sowohl auf dem Spielfeld als auch auf der Tribüne hektischer und aggressiver wurde. „Das ging innerhalb der Bande bei den Spielern los und hat sich durch ein paar krasse Fehlentscheidungen hochgeschaukelt, wodurch die Emotionen irgendwann auf die Zuschauer übergesprungen sind. Die sind nicht gerade freundlich mit den Schiedsrichtern umgegangen“, sagt Klauer, der von „seltsamen“ Entscheidungen der Unparteiischen sprach, die Spieler und Anhänger verschiedener Mannschaften nicht nachvollziehen konnten.
Turnier bei dem es um nichts gingDie beleidigenden Äußerungen eines Zuschauers, der Schiedsrichter Freese im Halbfinale lautstark beschimpfte, brachten das Fass bei den Unparteiischen zum Überlaufen, weshalb sie sich dazu entschieden, das Turnier unter diesen Umständen nicht mehr weiterzuleiten. Obwohl ein Ordner des VfB Großauheim den besagten Zuschauer, der Klauer zufolge der Vater eines Erlenseer Spielers war, aus der Halle hinaus begleitete und die Vereinsverantwortlichen den Schiedsrichtern versicherten, man werde die Ordner so positionieren, dass niemand in die Nähe des Spielfelds komme, wollten die Unparteiischen die Begegnung nicht fortsetzen.
„Es hat nicht jeder Schiri immer seinen besten Tag und ich will den Schiedsrichtern um Gottes willen keine Schuld dafür geben, aber ich glaube, dass durch ein konsequenteres Durchgreifen ab dem Viertelfinale einiges zu verhindern gewesen wäre und dass es dann nicht so rustikal zugegangen wäre“, sagt Klauer mit Blick darauf, dass es bei dem Turnier im Vergleich zu vielen anderen aus den Vorwochen, bei denen es noch Tickets für das Hanauer Hallenmasters zu vergeben gab, um nichts ging.
Eigendynamik Bei der Schiedsrichtervereinigung Hanau hält man sich zu dem Vorfall noch bedeckt: „Da der finale Bericht vom Schiedsrichter noch aussteht und der Fall sich in einem schwebenden Verfahren befindet, können wir momentan noch keine Details nach außen geben“, gibt der stellvertretende Kreisschiedsrichterobmann Philipp Götzl-Mamba zu Protokoll, der einen derartigen Eklat bei einem Hallenturnier in seiner zwölfjährigen Schiri-Laufbahn noch nicht erlebt hat.
Wieso die Emotionen in der Halle so hochkochten, kann sich Götzl-Mamba, der selbst nicht anwesend war, nicht erklären: „Das müssen wir nun intern aufarbeiten. In solchen Fällen kann sich häufig auch eine Eigendynamik entwickeln, die sich kaum aufhalten lässt. Ich kann nur so viel sagen, dass wir bei dem Turnier zwei sehr erfahrene Schiedsrichter im Einsatz hatten, die ihr Handwerk verstehen“, so Götzl-Mamba, der klarstellte, dass das Turnier nicht hätte fortgesetzt werden dürfen: „Das Turnier wurde definitiv abgebrochen und ist somit auch beendet gewesen. Die Fortsetzung war so nicht richtig.“
Diskussion bei FacebookUnterdessen wird der Fall, der in den kommenden Tagen sportgerichtlich untersucht wird, auch auf der Facebook-Seite des HANAUER ANZEIGER kontrovers diskutiert. Dabei gab es viel positive Resonanz für die Schiedsrichter, die in den Augen vieler Facebook-User richtig gehandelt haben. So schrieb beispielsweise ein Nutzer: „Respekt vor der Entscheidung der Schiris. Die Zuschauer sollten sich mal Gedanken machen. Irgendwann will keiner mehr pfeifen und dann ist es zu spät.“