Silvas Sensation: Brasiliens Volksheld auf Bubkas Spuren

Sein Vorbild ist Stabhochsprung-Legende Sergej Bubka - und wie der Ukrainer ist Thiago Braz da Silva nun Olympiasieger. Was sie beide noch vereint: der gleiche Trainer. Brasilien ist aus dem Häuschen.
Rio de Janeiro (dpa) - Brasilien hat einen neuen Volkshelden. Schon die Qualifikation für das Finale hatte Thiago Braz da Silva als «Wunder» bezeichnet. Und dann springt er mit 6,03 Meter olympischen Rekord im Stabhochsprung, als erster Südamerikaner über sechs Meter.
Sein großes Vorbild Sergej Bubka gehört zu den ersten Gratulanten. In der Qualifikation hatte er zunächst zwei Mal die 5,45 Meter gerissen und stand vor dem Aus. Wieder so eine olympische Geschichte, das zweite Gold für Brasilien, nach dem Judo-Sieg der in einer Favela aufgewachsenen Rafaela Silva. Den Favoriten, Weltrekordhalter (6,16 Meter) Renaud Lavillenie aus Frankreich, geschlagen. Das Stadion ein Hexenkessel, was den ausgebuhten Lavillenie zu einem fragwürdigen Vergleich veranlasste. «1936 war die Menge gegen Jesse Owens», sagte er mit Blick auf die Hitler-Spiele in Berlin und den schwarzen US-Olympiasieger. «Wir haben so etwas seitdem nicht mehr erlebt.»
Die Geschichte von Thiago Braz da Silva ist wie bei Judogewinnerin Silva eine des Aufstiegs mit eisernem Willen aus schwierigen Verhältnissen, aufgewachsen bei den Großeltern. Eine Geschichte, was der Sport aus einem machen kann. Geboren in Marília im Bundesstaat São Paulo, ging der 22-Jährige 2014 für einige Zeit nach Italien, um sich dort von Vitali Petrovw dem Mentor der ukrainischen Stabhochsprung-Legende Bubka trainieren zu lassen. Da Silva nennt Petrow seinen «Adoptivvater», wie das Portal «O Globo» berichtet.
Was er kann, hatte er schon im Februar beim Hallenmeeting in Berlin gezeigt, als er mit 5,93 Meter einen neuen südamerikanischen Rekord aufstellte. Kurz nach dem Rekordsprung in dem Olympiastadion, das nach dem am Dienstag gestorbenen Sportfunktionär João Havelange benannt ist, meldete sich Bubka via Twitter und gratulierte da Silva «und meinem Coach» Petrow. «Was für ein fantastischer Wettkampf», so Bubka, Olympiasieger 1988 in Seoul und sechsmaliger Weltmeister.
Inspiriert von ihm hatte da Silva mit 14 mit dem Stabhochsprung angefangen - ausgerechnet bei den Heimspielen in Rio sprang er als neunter Mensch über sechs Meter und löste einen Jubelsturm aus - bisher war vielen Brasilianern dieser Sport ziemlich unbekannt. Interimspräsident Michel Temer sprach von einem «historischen Resultat». Diese Goldmedaille hatten viele nicht erwartet.