Amazon testet neue Zustelltasche – was das für Kunden bedeutet
Der Online-Händler Amazon testet eine neue Lieferoption. Das ist vor allem für jene Kunden interessant, die nicht zu Hause sind, wenn der Paketbote kommt.
München – Amazon ist der Online-Handel schlechthin, wenn es Bestellungen jeglicher Art geht. Von Möbel über Bücher bis zu Klamotten kann hier alles in den Warenkorb gepackt werden. Bislang wurden die Päckchen von Amazon-Boten persönlich an Kunden oder Nachbarn übergeben. Wenn diese aber nicht zu Hause waren, wird die Sendung in manchen Fällen für einen neuen Zustellversuch wieder mitgenommen. Damit Empfänger aber nicht länger auf ihr Paket warten müssen, könnte es künftig eine neue Lieferoption geben.
Amazon testet seine sogenannte „Zustelltasche“. Erprobt wird die Tasche hierzulande mit „eingeladenen Kunden“, berichtet Caschys Blog – ein Online-Portal für Testberichte. Bei dem Test handelt es sich um eine dünne Metalltasche, die Kunden vor ihrer Haustür ablegen, wenn sie ein Amazon-Paket erwarten. Das Besondere an dieser Tasche ist, dass diese metallische Zustelltasche durch ein an der Tür befestigtes und darunter durchgeführtes Kabel gesichert ist. Das soll Besteller davor schützen, dass ihr Paket während ihrer Abwesenheit gestohlen wird.
Neue Amazon-Zustelltasche wird getestet: Wie sie funktionieren soll
Als zusätzlichen Sicherheitsfaktor lässt sich an der Zustelltasche ein Zahlencode einstellen. Diesen Code stellt der Kunde selbst ein und teilt ihn dem Zusteller bei der Bestellung mit, damit er den bestellten Artikel darin hineinlegen kann. Befindet sich das Paket erst einmal in der verschlossenen Zustelltasche, lässt sie sich kein weiteres Mal öffnen. Das sei dann nur noch dem rechtmäßigen Besitzer möglich. Wie das ganze Taschenöffnen und -verschließen technisch und händisch funktioniert, wird Amazon-Kunden mithilfe einer Bedienungsanleitung erklärt. Weiteres Plus: Kein Paketbote muss mehr klingeln – weder beim Empfänger noch bei Nachbarn.

Amazon Deutschland äußerte sich auf Anfrage von IPPEN.MEDIA zu der Zustelltasche nicht konkret. „Von Zeit zu Zeit prüfen und testen wir neue Zustelloptionen, um sicherzustellen, dass wir unseren Kundinnen und Kunden einen Mehrwert bieten“, heißt es lediglich.
Amazon testet Zustelltasche: Paketdienste suchen nach neuen Optionen bei der Übergabe
Schon seit geraumer Zeit arbeiten Paketdienste an neuen Optionen bei der Paketübergabe – abseits der Haustür. Inzwischen können Verbraucher ihre online bestellten Pakete vielerorts an Kiosken sowie voll automatisierten Paketstationen – sogar rund um die Uhr – abholen. Auch sogenannte „digitale Abstellgenehmigungen“ gibt es inzwischen, wobei der Adressat dem Paketzusteller einen Abstellplatz zuweist. Ebenfalls im Trend liegen die „Pickup Paketshops“, die speziell während der Coronazeit an Bedeutung gewonnen haben. Amazon testet zudem Lieferrevolution per Drohne: Sind Pakete bald in 30 Minuten da?
Paket vor der Haustür – Ist das eigentlich erlaubt?
Paketdienste müssen sicherstellen, dass die Empfänger ihre bestellten Pakete auch bekommen. Dabei ist es egal, ob die Lieferung von der Deutschen Post (DHL), Hermes, dpd oder UPS zugestellt wird. Die Päckchen einfach vor der Haustüre, auf der Veranda oder im Treppenhaus abzulegen ist laut Öko-Test deshalb nicht erlaubt. Etwas anders verhält es sich, wenn dem Zusteller eine sogenannte Abstellgenehmigung erteilt wurde. „Das Ablegen eines Pakets erfolgt nur, wenn der Empfänger oder die Empfängerin explizit sein oder ihr Okay dazu gegeben hat“, bestätigt Marten Bosselmann, Vorsitzender des Bundesverbands Paket & Expresslogistik, gegenüber den Verbraucherschützern von Öko-Test. Als Ablageorte lassen sich Terrassen oder Kellertreppen vereinbaren.
Pakete dürfen aber auch bei Nachbarn abgegeben werden. Wer das nicht will, kann sich sein Paket auch an eine Packstation liefern lassen und anschließend selbst dort abholen. Übrigens muss der Bote dem Empfänger schriftlich mitteilen, wenn er das Paket bei einem Nachbarn abgegeben hat. Als zulässig gilt die Benachrichtigungskarte im Briefkasten. Ist der Briefkasten nicht zugänglich für den Paketboten, darf er die Karte auch an die Haustür hängen. Wer dennoch Ärger mit Paketdiensten bekommt, sollte sich über seine Rechte und Beschwerdemöglichkeiten informieren, raten die Verbraucherschützer von der Verbraucherzentrale Niedersachsen.
Deutschlands größter Paketdienst, DHL, hat 36 Paketzentren und zusammen mit der Deutschen Post etwa 26.000 Servicepunkte, davon 13.000 Postfilialen, 2.300 Verkaufspunkten und 10.500 Paketshops, sowie mit über 10.000 Packstationen vertreten. Insgesamt spricht das Unternehmen von rund 32.000 DHL-Abgabestellen, die sich rasch über ein paar Klicks im Internet finden lassen.
Trotz der vielfältigen Abholmöglichkeiten soll es immer noch Mieter geben, die ihre Nachbarn zur Packstation machen. Einem davon ist dann mal in einem Berliner Mietshaus die Hutschnur gerissen, weil er fünfmal Pakete am Tag annehmen sollte. Anderorts ärgerten sich Anwohner über einen Paketdieb und überführten den Langfinger mit einem GPS-Tracker. Die Falle schnappte erfolgreich zu und ging viral. Die neue Amazon-Zustelltasche ist also eine durchaus fuchsige Idee, dass kein Paket mehr vor der Haustür verloren gehen kann. Denn mit ihr hat nur noch der Kunden die Möglichkeit, das Paket entgegenzunehmen. (Stella Henrich)