Schwulendemo in Moskau: Viele Festnahmen
Moskau - Bei Protesten von Schwulen und Lesben in Moskau hat die russische Polizei mindestens 34 Aktivisten sowie Homosexuellen-Gegner festgenommen.
Einige Demonstranten versammelten sich trotz eines Verbotes unweit des berühmten Roten Platzes und riefen “Russland ohne Homophobie“. Dort wurde die Gruppe nach Medienberichten von Nationalisten angegriffen, die Polizei trennte die Lager gewaltsam. Vor dem Rathaus hielt ein schwules Paar eine Regenbogenfahne hoch, das Symbol der Homosexuellen-Bewegung. Auch ausländische Aktivisten waren unter den Festgenommenen. Das meldete die Agentur Interfax am Samstag.
Die Stadtverwaltung hatte die Aktion mit Verweis auf die internationale Kinderschutzkonvention verboten. Kinder könnten beim Anblick von Homosexuellen traumatisiert werden, hieß es in der Begründung. Mehrere Homosexuellen-Gegner versammelten sich ebenfalls vor dem Rathaus und sangen Anti-Schwulen-Lieder. Mehrere junge Leute, die zu Toleranz gegenüber sexuellen Minderheiten aufriefen, wurden dort ebenso festgenommen wie einige Gegner. Russlands Schwulen- und Lesbenverband hatte trotz des Verbots zu den Protesten aufgerufen.
Die Moskauer Menschenrechtlerin Ljudmila Alexejewa kritisierte das harte Vorgehen der Behörden. “Dies ist eine weitere Verletzung der Freiheit zur friedlichen Demonstration“, sagte Alexejewa. Sie beklagte, Russland sei ein unzivilisierter und undemokratischer Staat. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) hatte das Verbot bei einem Besuch in Moskau vor wenigen Tagen als “diskriminierend“ angeprangert. Ein starkes Polizeiaufgebot sicherte die Innenstadt. Jeder, der für Schwulenrechte demonstriere, werde sofort festgenommen, hieß es.
Auch unter dem neuen Bürgermeister Sergej Sobjanin verbietet die Stadt Moskau trotz einer Geldstrafe des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte weiterhin Schwulenparaden. Staatliche Funktionäre, orthodoxe Christen und Nationalisten protestieren vehement und zum Teil gewaltsam gegen den sogenannten Gay Pride. Sobjanins Vorgänger Juri Luschkow hatte Homosexualität wiederholt als krankhaft und satanisch bezeichnet.
dpa