Skurriler Kauf

Dreiste Abzocke oder Geniestreich? Mann kauft ganze Straße und erpresst jetzt Anwohner

14 Häuser sind von dem Kauf der Straße und der drohenden Sperrung betroffen (Symbolbild).
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14 Häuser sind von dem Kauf der Straße und der drohenden Sperrung betroffen (Symbolbild).

In einer Stadt in Rheinland-Pfalz sorgt ein ungewöhnlicher Kauf für Aufregung: Ein Mann erwirbt eine gesamte Straße und stellt nun Forderungen an die Bewohner.

Zweibrücken – In Rheinland-Pfalz hat ein Mann eine gesamte Straße gekauft. Anfang April erhielten die Bewohner der Zweibrücker Siebenpfeifferstraße einen Brief mit dem Betreff „Bekanntmachung“, in dem sie über den privaten Erwerb eines Mannes aus Rheinböllen im Hunsrück informiert wurden – zusammen mit einem skurrilen Angebot.

Mann kauft ganze Straße – Anwohner fühlen sich erpresst und engagieren Anwalt

In dem Schreiben erklärte der Mann den betroffenen Bewohnern, dass er seit dem 01. Juli 2022 „der neue Eigentümer der Siebenpfeifferstraße Flurstück 1588/11“ sei. Zudem verkündete er, dass er die Straße aufgrund fehlender Einträge über „Wege- bzw. Überfahrtsrechte für Ihre Grundstücke“ zukünftig sperren lassen werde. Dies ließe sich allerdings verhindern, wenn die Nachbarn ihm die Straße abkaufen würden, wie die Trierer Zeitung Volksfreund berichtet.

Um sein Anspruchsrecht zu verdeutlichen, malte der Straßenkäufer bereits rote Schlangenlinien auf die betroffene Straße. Die Anwohner der Siebenpfeifferstraße haben Informationen des Pfälzischen Merkurs zufolge, der zuerst über den dubiosen Fall berichtet hatte, einen Anwalt engagiert, mit dem sie gemeinsam gegen den Käufer vorgehen wollen.

Demnach fühlten sie sich erpresst und hätten Sorge, dass der Mann Poller installieren könnte, die eine Zufahrt der Straße verhindern würden. Die Stadt Zweibrücken will am Mittwoch (19. April) „Gespräche“ führen und sich danach zu dem Fall äußern, wie sie gegenüber Volksfreund erklärten. Ebenfalls für Fassungslosigkeit sorgte auf Jodel erst kürzlich ein Supermarkt-Foto.

Mann kauft eine ganze Straße: Anlieger sollen sich zusammenschließen, um Kosten teilen zu können

Nach Angaben des Volksfreundes soll der Mann die Straße bei einer Auktion in Köln ersteigert haben. 2500 Euro zahlte er angeblich für die Grundstücksgröße von 623 Quadratmetern. Dass ein solcher Kauf überhaupt möglich ist, liegt an dem sogenannten Aneignungsrecht des Fiskus: Interessenten dürfen laut dem Landesamt für Steuern in Rheinland-Pfalz „gegen Entgelt zum Verkehrswert“ durch eine Eintragung ins Grundbuch Grundstücke erwerben, auf die der Staat keinen Anspruch erhebt – wie es bei der Straße in Zweibrücken der Fall war. Die Stadt lehnte es in der Vergangenheit ab, die Straße zu erwerben, da mögliche anfallende Kosten durch Reparaturen oder Winterdienste zu hoch wären.

Als neuer Eigentümer der Straße „freue“ der Mann sich nun auf Angebote, hieß es in dem Brief weiter. Auch Vorschläge per Mail nehme er entgegen. Viel Zeit haben die Bewohner dafür jedoch nicht: Sollten bis zum 3. Mai keine Angebote vorliegen, sehe sich der Käufer „gezwungen, die Straße zu sperren“. Neben der Drohung endet der Brief mit einem Ratschlag: Die Anlieger sollen sich zu einer Gemeinschaft zusammenschließen, um sich die Kosten zu teilen. Betroffen sind insgesamt 14 Häuser mit 30 Parteien. (tt)

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