1. Startseite
  2. Wetter

Wetter in Deutschland: Werden die Winter nun extremer? Polarwirbel schwächelt

Erstellt:

Von: Svenja Wallocha

Kommentare

Das Wetter im Winter in Deutschland soll in den kommenden Jahren extremer werden. Der Grund: der Klimawandel und sein Einfluss auf den Polarwirbel.

Offenbach – Beim Klimawandel denken viele zunächst an steigende Temperaturen. Die globale Erwärmung könnte jedoch auch das genaue Gegenteil bringen, zumindest beim Wetter im Winter. Werden Kältewellen mit zweistelligen Minustemperaturen, Schnee und Eis bald also zur Normalität in Deutschland und anderen Ländern? Meteorologen geben beunruhigende Aussichten.

Vor allem im Februar 2021 war das Wetter in Deutschland zuletzt extrem. Heftige Wintereinbrüche sorgten in einigen Teilen des Landes für regelrechtes Verkehrschaos. In Regionen, wo es eher selten schneit, fiel plötzlich bis zu 50 Zentimeter Neuschnee. Die Temperaturen gingen Keller. Bis zu -25 Grad Celsius* hat der Deutsche Wetterdienst (DWD)* in Offenbach Mitte Februar in zwei Orten in Thüringen gemessen. Solche kalte Phasen im Winter sind in Deutschland eher selten, schaut man sich die vergangenen Jahre an. Der Klimawandel könnte jedoch in Zukunft dafür sorgen, dass so tiefe Temperaturen keine Ausnahme bleiben, sondern zur Regel werden. Zumindest Vorstöße von kalter Polarluft oder auch sibirischer Eisluft scheinen wahrscheinlicher zu werden. Das hat einen speziellen Grund.

Wetter in Deutschland: Klimawandel stört Polarwirbel – Mehr Kältewellen im Winter?

Kältewellen können nach Angaben des Klimaforschers Stefan Rahmstorf, Leiter der Abteilung Erdsystemanalyse am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), im Zuge des Klimawandels häufiger werden – und die Winter dennoch wärmer. „Das kann man auch darauf zurückführen, dass der Polarwirbel instabil geworden ist“, so Rahmstorf gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Der Polarwirbel hat Meteorologen in diesem Winter extrem beschäftigt. Denn sein Verhalten kann massive Auswirkungen auf das Wetter haben, auch in Deutschland.

MonatWetter-Ereignis Polarwirbelsplit
Februar 2018\tPolarwirbelsplit: Februar und März zu kalt
Januar 2013\tPolarwirbelsplit: Januar normale Temperaturen, Februar und März zu kalt
Januar 2009\tPolarwirbelsplit: Januar zu kalt, Februar normale Temperaturen
Quelle: wetterprognose-wettervorhersage.de

Im Winter 2020/2021 war der Polarwirbel ungewöhnlich instabil. Er dreht sich laut Rahmstorf normalerweise um die Arktis in der Stratosphäre und beeinflusst auch das Wetter in der Troposphäre, der unteren Atmosphärenschicht. Gefüllt ist der Polarwirbel mit arktischer Kaltluft. Ist er stabil, schließt er die polare Luft sozusagen ein. Wird er jedoch instabil, kann die kalte Luft herausfließen und wandert gen Süden. In der Folge kann es passieren, dass es in Nordamerika oder Nordeuropa sehr kalt wird. Also auch in Deutschland. „Ausnahmsweise reicht das auch mal bis nach Spanien oder in den USA bis nach Florida“, so Rahmstorf. Doch was hat der Klimawandel damit zu tun?

Ein Mann befreit sein Auto von Schnee und Eis. Das Wetter in Deutschland war im Winter von Extremen gezeichnet.
Extremer Wintereinbruch: Solche kalten Phasen könnten es im Winter bald häufiger geben. (Symbolbild) © Rupert Oberhäuser via www.imago-images.de

Wetter: „Klimawandel schwächt Polarwirbel“ – Kältewellen in Deutschland

Besonders die Polarregionen leiden unter den Folgen der globalen Erwärmung. Im Winter 2020/21 waren die Temperaturen dort deutlich zu mild, wie auch RTL-Meteorologe Björn Alexander gegenüber wetter.de erklärt. So habe „der Hauptantrieb des Polarwirbels gefehlt“. Die Folge war, dass der Wirbel am Ende zerfiel. „Ein lupenreiner Polarwirbel-Split“, so der Meteorologe. Und der hatte Einfluss auf das Wetter in Deutschland.

Die ganze kalte Luft rutschte nämlich schlussendlich auch zu uns ins Land und sorgte für eisiges Wetter. „Der Klimawandel schwächt unterm Strich den Polarwirbel“, sagt Alexander und das könnte in der kommenden Zeit noch öfter passieren. Die Zahl der Tage mit instabilem Polarwirbel hat nämlich stark zugenommen, wie Auswertungen von Daten der vergangenen Jahrzehnte zeigt.

Wetter: Polarwirbel sorgt für Schneestürme in Athen und Deutschland – Folgen des Klimawandels

Schneestürme in Athen, Istanbul, in Texas oder auch bei uns in Deutschland könnten also nicht trotz, sondern gerade wegen des Klimawandels in Zukunft häufiger im Winter vorkommen. Wie genau sich das Wetter auf lange Sicht entwickelt bleibt jedoch abzuwarten. Zumindest für das Wetter in Deutschland im Frühling 2021 gibt es schon aktuelle Prognosen. Wärmer wird es auf jeden Fall werden. Im März kann es jedoch noch einmal kaltes Wetter geben. Auch hier spielt der Polarwirbel eine Rolle. (svw)

Auch interessant

Kommentare