Wetter in Deutschland: Extremer Winter durch Polarwirbel? Ein Experte spricht Klartext
Sorgt der Polarwirbel beim Wetter in Deutschland für einen extremen Winter? Ein Experte erklärt, was hinter den düsteren Prognosen steckt.
Offenbach – Viele werden sich erinnern: Der Winter* – genauer gesagt der Dezember – im Jahr 2010 brachte enorme Mengen an Schnee* und eisige Kälte nach Deutschland. Glaubt man einigen Prognosen für das Wetter* im Winter 2021/2022, könnte dieser die extremen Bedingungen von vor gut elf Jahren sogar noch übertreffen. Ein Experte hat sich nun dazu geäußert, welche Vorhersagen die meiste Aussagekraft haben.
In eben jenem Dezember 2010 hatte es das Wetter besonders in sich. Laut den Daten des Portals Wetter.de lag die Durchschnittstemperatur damals mit -3,5 Grad Celsius um mehr als 4 Grad unter dem langjährigen Klimamittel. Deutschland erlebte somit flächendeckend den kältesten Dezember seit 1969. „Es gab auch kein gesamtdeutsches weißes Weihnachtsfest mehr seitdem“, sagt auch Dominik Jung* vom Wetterdienst Q.met. Aber soll der kommende Winter 2021/2022 nun noch kälter werden? Der Experte klärt auf, was es mit den Vorhersagen* auf sich hat.
Eisige Winter-Prognose für Deutschland – Wetter-Experte: „Das macht keinen Sinn“
Wie der Diplom-Meteorologe erklärt, falle der kommende Dezember in Deutschland laut dem aktuellen Wettermodell des US-amerikanischen Wetterdienstes NOAA „ein halbes Grad zu warm“ aus – gemessen am Klimamittel der vergangenen 30 Jahre in Deutschland. Die erwarteten Unterschiede bei den Temperaturen könnten im Januar und Februar 2022 demnach sogar noch etwas höher ausfallen.
Ein Wetter, vergleichbar mit dem Dezember 2010, sei laut Jung für den kommenden Winter derzeit also nicht zu erwarten. Allerdings: Beim Blick auf die Tagesprognosen des US-Wetterdienstes für Dezember zeigen sich durchaus Tage mit eisiger Kälte. Beispielsweise sagte die NOAA-Prognose für Heiligabend 2021 in Deutschland zuletzt eisige Kälte voraus. „Da käme eine richtige Kältezunge aus Osteuropa zu uns nach Deutschland gerauscht“, erklärt Jung in einem Video. Sogar die „russische Kältepeitsche“ sei möglich. Doch die Sache hat einen Haken.

„Das kann man zeigen, es ist aber eigentlich unseriös“, so Dominik Jung. Dabei handele es sich nämlich um ein „experimentelles Modell“. Die frühzeitig angelegten tagesaktuellen Prognosen hätten dementsprechend kaum Aussagekraft. „Die Berechnung ändern sich in der Regel alle sechs Stunden“, so Jung. „Das macht keinen Sinn.“ Die monatsbezogene Vorhersage für Deutschland berücksichtige schlicht und ergreifend die Daten verschiedener Berechnungen für das Wetter berücksichtige. „Das ist natürlich aussagekräftiger, als ständig nur auf Einzelläufe zu setzen“, so Dominik Jung.
Wetter in Deutschland: Erwartet uns in Winter mit Eiseskälte und Schnee?
Ohnehin ist eine Prognose für das Wetter im Winter zu einem solch frühen Zeitpunkt schwierig. Denn wie frostig oder schneereich der Winter in Deutschland schlussendlich wird, hängt wesentlich vom Polarwirbel ab, der sich erst zu Herbstbeginn bildet. Polarwirbel sind gigantische Höhentiefs, die über der Arktis und der Antarktis einen Durchmesser von mehreren Tausend Kilometern erreichen können.
Für das Winterwetter in Deutschland ist vor allem das arktische Höhentief über dem Nordpol verantwortlich. Laut wetter.de ist der Polarwirbel dann stabil, „wenn die Temperaturunterschiede zwischen dem Äquator und Pol besonders groß sind.“ Die Folge eines intakten Polarwirbels: warmer und nasser Westwind. Demzufolge äußert sich der Winter auf den Bergen oft kalt und schneereich und in niedrigeren Lagen oft nass und eher matschig.
Schwächelt der Polarwirbel, beeinflusst das auch das Wetter in Deutschland. Kalte Luft kann dann aus dem Kreislauf ausbrechen, eisige Winde aus Nord- und Nordosteuropa strömen nach Deutschland und bringen reichlich Schnee und Frost. Ein sogenannter Polarwirbelsplit sorgte in Deutschland erst im Februar 2021 für eine Kältewelle.
Wetter in Deutschland: Wie kalt wird der Winter 2021/2022?
Auch wenn die derzeit wohl verlässlichste Vorhersage für den Winter 2021/2022 in Deutschland also sogar etwas zu warm ausfällt, muss laut Dominik Jung aber nicht heißen, dass Winter-Liebhaber nicht auf ihre Kosten kommen. Denn: „Ein normaler Durchschnittswinter wäre wahrscheinlich für die meisten von uns ein zu kühler Winter“, erklärt Jung gegenüber dem Wetterportal wetter.net seine Analyse zur NOAA-Winterprognose. Schließlich lagen die Langfristmodelle der vergangenen Jahre stets deutlicher über dem Klimamittel.
News zum Wetter*: Alle Informationen zu Vorhersagen auf unserer Themenseite.
Genauere Aussagen zum Wetter in den Wintermonaten können die Experten treffen, sobald sich der Polarwirbel vollständig gebildet hat. Grundsätzlich ist klar: Die Tatsache, dass die Temperaturen auf dem gesamten Erdball als Folge des Klimawandels stetig steigen, schwächt die Polarwirbel über Arktis und Antarktis allerdings zunehmend.
Laut Wetter.de bedeutet das, dass auch der Winter künftig immer wärmer wird. Allerdings: Extreme Wetter-Phänomene werden dadurch nicht nur im Winter immer wahrscheinlicher. (yw) *op-online.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.