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Corona-Impfstoffe: Biontech und Astrazeneca sind nur der Anfang

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Von: Sebastian Schmidt

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Ein Ampulle mit Corona-Impfstoff wird von einer behandschuhten Hand über einer gelben Box gehalten.
Die Corona-Impfstoffe von Astrazeneca, Biontech, Johnson & Johnson und Moderna sind alle zugelassen, funktionieren aber teils unterschiedlich. © Tobias Hase/dpa

Während Biontech oft der Corona-Impfstoff der Wahl ist, kämpft Astrazenca mit seinem Ruf. Aber auch Moderna und Johnson & Johnson werden gespritzt.

Offenbach – Corona-Impfstoffe sind laut dem Robert-Koch-Institut (RKI) der sicherste Weg, um einen Schutz vor COVID-19 aufzubauen. Deswegen forschen Pharmaunternehmen weltweit seit Beginn der Pandemie Anfang 2020 an Impfstoffen. In Deutschland sind mittlerweile die Corona-Impfstoffe von vier Herstellern zugelassen: Neben Astrazeneca und Biontech dürfen auch die Impfstoffe von Johnson & Johnson und Moderna verwendet werden.

Zugelassene ImpfstoffeArt
AstrazenecaVektor
BiontechmRNA
Johnson & JohnsonVektor
ModernamRNA

Die zugelassenen Impfstoffe funktionieren auf zwei unterschiedlichen Wegen: Biontech und Moderna gehören zu den mRNA-Impfstoffen, Astrazeneca und Johnson & Johnson zu den Vektor-Impfstoffen. Während Vektorimpfstoffe grundsätzlich schon länger bekannt sind, gehören die mRNA-Impfstoffe einer neu entwickelten Impfstoff-Klasse an.

Corona-Impfstoffe mit mRNA-Technologie: Biontech und Moderna

Corona-Impfstoffe, die auf mRNA-Technologie beruhen wie Biontech und Moderna, setzen mit ihrem Wirkmechanismus am sogenannten Spike-Protein des Coronavirus an. Die Spike-Proteine sind kleine charakteristische „Stacheln“ auf der Außenseite des Coronavirus. Die in den Impfstoffen enthalte mRNA, auf deutsch Boten-Ribonukleinsäure, dringt nach der Impfung in Zellen des Körpers ein und sorgt dafür, dass von den Zellen das Spike-Protein des Coronavirus nachgebaut wird. Das Immunsystem des Geimpften lernt diese Spike-Proteine dann als etwas Fremdes kennen und attackiert sie. In Zukunft kann das Immunsystem jetzt auch das Coronavirus anhand der Spike-Proteine erkennen und bekämpfen.

Die Impfstoffe von Biontech und Moderna müssen für einen effektiven Schutz laut RKI zweimal gespritzt werden. Danach geht das RKI davon aus, dass bei beiden Impfstoffen eine Wirksamkeit von 95 Prozent besteht. Außerdem soll sich auch das Risiko schwerer Krankheits-Verläufe durch die Impfungen verringern.

Corona-Impfstoffe mit Vektor-Technologie: Astrazeneca und Johnson & Johnson

Die Vektor-Technologie von Astrazeneca und Johnson & Johnson ist im Gegensatz zur mRNA -Technologie schon länger bekannt. Es gibt zum Beispiel bereits Impfstoffe gegen Ebola oder das Dengue-Fieber, die vektorbasiert sind. Auch bei den Vektor-Impfstoffen spielen die Spike-Proteine des Coronavirus eine Schlüsselrolle. Hier werden die Zellen jedoch nicht direkt über mRNA dazu gebracht, die Spike-Proteine herzustellen, sondern über ein anderes Virus - den Vektor. Dieser Vektor-Virus sorgt dafür, dass der Körper das Spike-Protein des Coronavirus herstellt und das Immunsystem geschult wird.

Der Corona-Impfstoff von Astrazeneca soll laut RKI genauso wie die mRNA-Impfstoffe von Biontech und Moderna zweimal gespritzt werden, damit er einen effektiven Schutz bieten kann. Nach der zweiten Impfung kann Astrazeneca laut RKI eine Wirksamkeit von 80 Prozent erreichen. Der Impfstoff von Johnson & Johnson ist der einzige Impfstoff, der im Moment nur einmal gespritzt wird. Danach hat er laut RKI eine Wirksamkeit von 65 Prozent. Auch die Vektor-Impfstoffe sollen laut RKI das Risiko schwerer Krankheits-Verläufe verringern.

Weitere Impfstoff-Kandidaten: Curevac und Sanofi

Die Bundesregierung hofft, dass anno 2021 noch mindestens zwei weitere Impfstoffkandidaten eine Zulassung erhalten: Curevac und Sanofi. Curevac ist ein deutsches Unternehmen aus Tübingen. Dessen Corona-Impfstoff beruht ebenfalls auf der mRNA-Technologie. Und auch der französische Hersteller Sanofi forscht derzeit an einem mRNA-Impfstoff. Die Bundesregierung hofft bei beiden Impfstoffen auf eine Zulassung durch die EMA (European Medicines Agency).

Corona-ImpfstoffLieferprognose der Regierung (2021) in Millionen Dosen
Biontech100,7
Modernamind. 78
Astrazeneca56,3
Johnson & Johnson36,7
Curevac24,5 (wenn zugelassen)
Sanofi27,5 (wenn zugelassen)

Ein weiterer, noch nicht zugelassener Impfstoff-Kandidat stammt vom US-Hersteller Novavax. Das besondere: Novavax ist ein proteinbasierter Impfstoff. Im Gegensatz zu mRNA- und Vektor-Impfstoffen muss hier der Körper sein Lernmaterial nicht selbst herstellen, sondern man bekommt virusähnliches Material direkt gespritzt. Die EMA prüft den Impfstoff von Novavax bereits.

Es gibt noch viele weitere Impfstoffe, die in anderen Ländern bereits eingesetzt werden. Dazu zählt zum Beispiel der Sputnik-V-Impfstoff aus Russland, der auf der Vektor-Technologie beruht. Auch China hat bereits mehrere Impfstoffe entwickelt, wie die von Sinopharm und Sinovac. Über die Wirksamkeit dieser Impfstoffe und eine mögliche Zulassung in der EU wird diskutiert. Das Deutsche Ärzteblatt berichtet zum Beispiel, dass der Impfstoff von Sinovac in einer Phase-3-Studie eine Wirksamkeit von „nur etwa 50 Prozent erzielt“.

Nebenwirkungen von Corona-Impfstoffen: Sinusvenenthrombosen

Die Corona-Impfstoffe können grundsätzlich Impfreaktionen und Nebenwirkungen hervorrufen, wie man sie auch von anderen Impfstoffen kennt. Sowohl bei Biontech und Moderna, als auch bei Astrazeneca und Johnson & Johnson kann es laut RKI zum Beispiel zu Schmerzen an der Einstichstelle oder auch Abgeschlagenheit und Kopfschmerzen in Folge der Impfung kommen.

Mehrere Packungen des Corona-Impfstoffes von Astrazeneca stehen in einem Kühlschrank.
Astrazeneca soll laut STIKO nicht bei unter 60-Jährigen benutzt werden. Bund und Länder haben die Priorisierung für den Impfstoff aber aufgehoben. © Fabian Strauch/dpa

Laut Paul-Ehrlich-Institut sind nach der Impfung von 4.777.923 Erstdosen mit Astrazeneca insgesamt 63 Fälle von Sinusvenenthrombosen gemeldet worden. Die Verstopfung der Hirnvenen trat vor allem bei Frauen (49 von 63) auf. 43 der Frauen waren jünger als 60 Jahre. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt deswegen, Astrazeneca nur bei über 60-Jährigen zu verwenden.

Nach dem Bekanntwerden dieser Nebenwirkung wurden an vielen Stellen verabredete Impftermine wieder abgesagt, oder die Patienten erschienen einfach nicht. Die Vermutung: Menschen wollen sich aus Angst nicht mehr mit Astrazeneca impfen lassen. Der Bund und die Länder haben mittlerweile die Priorisierung beim Astrazeneca-Impfstoff aufgehoben. Auch im Zusammenhang mit Biontech kam es zu Sinusvenenthrombosen. Nach 11.571.347 Erstdosen kam wurden dem Paul-Ehrlich-Institut zwölf Thrombose-Fälle gemeldet. Wie das Institut sagt, seien alle Fälle ausnahmslos nach der Erstimpfung gemeldet worden. (seg)

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