Kleiner E-Auto-Crash: Reparatur zieht gewaltige Kosten nach sich
E-Autos haben komplexe Elektrotechnik an Bord. Ein Beispiel verdeutlicht: Wenn etwas kaputtgeht, kann die Reparatur einen Kostenschock nach sich ziehen.
Columbus/München - Der moderne Automobilbau hat sich im Vergleich zu früher enorm verändert: In neuen Modellen ist immer mehr Elektrotechnik verbaut, der Mobilitätswandel hin zu E-Autos hat diese Entwicklung massiv vorangetrieben. Ob reinrassige BEV, Hybridmodelle oder Autos mit konventionellen Antrieben: Komplexere Technologie lässt die Preise steigen - und das wirkt sich auch auf die Kosten für Instandhaltung und Reparatur aus.
Zu welchen Konsequenzen das führen kann, zeigt ein Beispiel aus den USA, über welches das Portal EFahrer.com berichtet. Ein Mann aus dem Bundesstaat Ohio hatte mit einem Elektro-Pick-up der Marke Rivian einen kleinen Unfall, bei dem es sich nur vordergründig um einen „Bagatellschaden“ handelt. Diesen Eindruck erwecken nämlich gepostete Bilder des Zwischenfalls.
Elektroauto-Reparatur: Kostenschock nach Zwischenfall mit Rivian-Pick-up
Was die Kosten der Reparatur für das E-Auto betrifft, stellen sich derartige Vermutungen schnell als falsch heraus: Zwar scheint am Heck des Rivian R1T nach dem kleinen Zusammenprall mit einem Toyota nicht viel kaputt zu sein, die anschließende Rechnung der Kfz-Werkstatt hatte es jedoch in sich. In einem Facebook-Post teilt Eigentümer Chris Apfelstadt seine Erfahrung und sorgt bei der Netzgemeinde für erstaunte Reaktionen.
So habe die Versicherung der Unfallgegnerin (welche auch Schuld hatte) dem Rivian-Halter zunächst einen Scheck über die veranschlagten Kosten in Höhe von 1600 US-Dollar (etwa 1450 Euro) ausgestellt. Doch damit sollten die Gutachter kräftig daneben liegen. Die tatsächlichen Reparaturkosten für den elektrischen Pick-up betrugen 42.000 Dollar (rund 38.000 Euro)!
Wie kann ein derartiger Schaden entstanden sein? Angeblich passierte der Unfall lediglich mit geringer Geschwindigkeit. Auf den bei Facebook veröffentlichten Bildern ist lediglich zu sehen, dass die Stoßstange rechts hinten ein Stück weit eingedrückt ist.

Teure E-Autos: Werkstatt-Reparatur schlägt mit 50.000 US-Dollar zubuche
Die auf E-Autos spezialisierte Kfz-Werkstatt (schon das treibt den Preis in die Höhe) dokumentierte den Prozess der Erneuerung. Im Folgenden wird das Rätsel um die hohen Kosten für den Rivian RT1 - dessen Neupreis um die 80.000 Euro beträgt - gelüftet. Demzufolge war der entstandene Schaden am E-Pick-up nicht so trivial, wie es der erste Eindruck suggeriert. Denn nach dem Crash musste offenbar fast das komplette Heck des rustikalen (?!) Geländewagens zerlegt werden.
Wie Efahrer.com ausführt, sind moderne Fahrzeuge (nicht nur E-Autos) oftmals so konstruiert, dass erst nach der Demontage von Verkleidung oder Verblendung das komplette Ausmaß eines Schadens ersichtlich wird. Das sorgte bei diesem Fall dafür, dass der Pick-up-Truck über zwei Monate in der Werkstatt verweilte. Mit den Leihgebühren für einen Mietwagen betrug die bei der Kfz-Versicherung geltend gemachte Summe sogar knapp 50.000 US-Dollar.

Reparatur von E-Autos: Allianz kam zu erschreckender Erkenntnis
Dazu passt eine Erkenntnis, zu welcher die Allianz bereits vor längerer Zeit gekommen ist. Eine Studie der Versicherung ergab, dass speziell die Reparaturkosten von Elektroautos „signifikant“ höher seien. „Sie liegen etwa 40 Prozent über den Kosten herkömmlicher Fahrzeuge“, erklärte Carsten Reinkemeyer, Leiter Sicherheitsforschung im Technik-Zentrum der Versicherung, in einem Gespräch der Wirtschaftswoche.
Bei dem Extrem-Beispiel Rivian liegt der Verdacht nahe, dass die Reparatur maßgeblich aufgrund der Karosseriestruktur derart teuer war. Diese bestehe laut Hersteller-Website aus „unterschiedlichen Metallen für einen ultrahohen Festigkeitsgrad, Aluminium und Kohlefaser für die höchste Sicherheit und Zuverlässigkeit“. Anstatt einer Reparatur vorhandener Fahrzeugteile war mutmaßlich der Komplettaustausch bestimmter Komponenten erforderlich gewesen. (PF)