Sparkassen: Für Kunden stehen saftige Nachzahlungen im Raum

Kommt bei Sparkassen doch Bewegung in den Streit um Prämiensparverträge? Dabei könnten Kunden saftige Nachzahlungen winken. Bei Verbraucherschützern überwiegt die Skepsis.
Frankfurt - Bahnt sich im Streit um die Prämiensparverträge zwischen immer mehr Sparkassen* und ihren mit Kunden nun doch eine Einigung an? Etwa eine Million Verträge wären wohl betroffen. Ein Aktionsbündnis der Bürgerbewegung Finanzwende, des Geldratgebers Finanztip sowie der Verbraucherzentrale Sachsen wirft den Sparkassen vor, Kunden mit diesen Verträgen Zinsen, sprich bares Geld, vorzuenthalten.
Prämiensparverträge: BGH sieht Sparkassen bei Nachzahlungen gegenüber Kunden in der Pflicht
Zum Hintergrund: Beim Prämiensparen - das vor allem in den 90er- und Nullerjahren besondere Popularität genoss - war der gezahlte Zins variabel. Wie der Zinssatz berechnet und geändert werden sollte, wurde in den Prämiensparverträgen nicht genau beschrieben. Der jeweils aktuelle Satz wurde durch einen Aushang gegenüber den Kunden bekannt gegeben. So hatten Banken und Geldinstitute die Möglichkeit, den Vertrag einseitig anzupassen.
Der BGH urteilte dazu jedoch im Herbst 2021, dass für die Berechnung der Zinsen bei alten Verträgen ein Referenzzinssatz gerichtlich festgelegt werden müsse. Dabei müsse die Bank einen relativen Abstand zum Referenzzinssatz halten und den Zinssatz monatlich anpassen, entschied der BGH. Die Regelungslücke müsse geschlossen werden.
Anmerkung der Redaktion
Dieser Artikel wurde ursprünglich am 23.02.2022 veröffentlicht. Da er für unsere Leser noch immer Relevanz besitzt, haben wir ihn erneut auf Facebook gepostet.
Sparkassen* hätten also „über viele Jahre sehr oft weniger Zinsen gezahlt, als den Sparern zustehen“, erklärt das Aktionsbündnis im Hinblick auf den Streit bei Prämiensparverträge. Es sei „überfällig“, dass die betroffenen Sparkassen die ausstehenden Zinsen aus den Langzeitsparverträgen zahlten. Es gehe dabei „nicht um Peanuts“, sondern im Schnitt bei den betroffenen Sparkassen-Kunden um 3600 Euro pro Vertrag.
Streit um Prämiensparverträge: Erste Sparkassen wollen wegen Nachzahlungen auf Kunden zugehen
Bislang sind die Sparkassen aber kaum aktiv gegenüber ihren Kunden geworden, um den betroffenen Kunden Nachzahlungen anzubieten. „Enttäuscht oder ohnmächtig gegenüber den großen Anbietern“ zeigten sich viele der meist betagten Verbraucher in der Beratung, erklärte die Verbraucherzentrale Sachsen in einer Mitteilung im Zusammenhang mit dem Streit um Prämiensparverträge vom Januar.

Nun scheinen aber immer mehr Sparkassen-Verbände angesichts des drohenden Image-Schadens zu reagieren. Nach den Sparkassen in Baden-Württemberg, die Vergleiche ankündigten, zieht jetzt auch der Sparkassen-Verband in Bayern nach. Verbandspräsident Ulrich Reuter sagte gegenüber dem Handelsblatt:. „Wir versuchen, uns möglichst mit allen Kunden zu einigen.“ Das gelte vor allem, wenn die Verträge endeten.
Einige Sparkassen passen Prämiensparverträge mit festen Zinssätzen für ihre Kunden an
Auch der Ostdeutsche Sparkassenverband, der vor allem von Klagen zu den Prämiensparverträgen betroffen ist, empfiehlt seinen Sparkassen, auf Kunden zuzugehen. „Einige Sparkassen passen bestehende Prämiensparverträge an und einigen sich mit Kunden zum Beispiel auf feste Zinssätze“, sagte der geschäftsführende Präsident Ludger Weskamp dem Handelsblatt. „In anderen Fällen gehen Sparkassen, wenn die Aussicht auf Einigung besteht, Vergleiche ein und leisten auch weitere Zahlungen.“
Die Verbraucherzentrale Sachsen begrüßt, „dass nun endlich Bewegung in Richtung Kunden in die Sparkassenlandschaft kommt“. „Wir hoffen, dass alle anderen Sparkassen den ersten Beispielen folgen“, sagte dazu Andrea Heyer, Finanzexpertin der Verbraucherzentrale. Die Verbraucherschützer seien allerdings skeptisch, was bei dem Vorgehen herauskomme und bieten Verbrauchern an, die Angebote der Sparkassen zu überprüfen*.
Mit Material der AFP
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